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Braten, Spätzle, Soße. Und Ragtime-Hannes am Klavier

Deutsch-Griechische Gesellschaft kochte für die Bewohner des Wichern-Hauses an Heilig Abend

(27.12.2006) jaso. Wenn am Himmel der erste Stern zu sehen ist, soll die Bescherung beginnen. So war es auch am Heiligen Abend im Wichern-Haus am Benckiser-Park. „Die Deutsch-Griechische Gesellschaft hatte uns angerufen, ob wir ihnen die Gelegenheit geben, an Weihnachten für unsere Bewohner zu kochen. Da haben wir natürlich nicht Nein gesagt,“ erzählt Sozialarbeiter Gieso Wege, während vor ihm die Hähnchensuppe abgeschmeckt und die Salatteller portioniert werden.

Die Präsidentin des Vereins, Karin Esaakidou, hat alle Hände voll zu tun, um den Hauptgang vorzubereiten: Schweinebraten oder halbe Hähnchen mit Spätzle und Soße. Nicht unbedingt ein griechisches Nationalgericht. „Ja, wir haben lange überlegt und wollten etwas typisch Griechisches wie Spanferkel oder Lamm zubereiten. Aber dann dachten wir, etwas fremdes kommt vielleicht nicht so gut an.“ Wenn Esaakidou von „Wir“ redet, spricht sie für die 42 Mitglieder ihres vor zwei Jahren gegründeten Vereins. Dessen Mitglieder waren Feuer und Flamme, am Heiligen Abend etwas gutes zu tun und Nächstenliebe in Form eines Abendessens walten zu lassen. „Es war zunächst eine Schnapsidee. Aber Weihnachten in Griechenland ist sowieso nicht wie in Deutschland ein Fest der besinnlichen Zurückgezogenheit in der Familie, sondern ein Fest, bei dem alle der Gesellschaft zusammenkommen und feiern. Wir haben auch nicht so viel Geld, aber die Mitglieder spendeten für das Essen, weil sie so begeistert waren von der Idee.“ So nahm sie Gestalt an und am Samstag nutzte man die Küche des Restaurants „Olympia“ am Sedanplatz, um die bis zu 50 Portionen vorzubereiten, weil die Küche im Wichern-Haus nicht darauf ausgelegt ist.

Herr der Töpfe ist Doukas Sotirios. Dass es etwas anderes ist, für so viele Menschen zu kochen statt für drei oder vier, bringt ihn nicht aus der Ruhe: „Ich bin gelernter Koch. Bis 100 Leute ist das alles kein Problem.“ Anders zumute ist es Esaakidou: „Ich habe echtes Lampenfieber, ob das Essen schmeckt.“

Ja, und was sagen die Beköstigten: „Das schmeckt!“, „Super!“ heißt es am Tisch in der Ecke. „Dass es noch Leute gibt in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten spenden, finde ich super. In letzter Zeit wurde hier nichts mehr gespendet. Ich wohnte vor eineinhalb Jahren mal 14 Monate hier. Damals war das noch ganz anders,“ erzählt ein Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte. Wegen einer Liebe war er aus Pforzheim nach Sachsen gezogen. Als er zurückkam, hatte er kein Geld mehr und auch keine Freunde. „Wenn man unten ist, schaut einen plötzlich gar niemand mehr an.“ Zuckerkrankheit und drei Bypässe machten den 54-jährigen Kfz-Mechaniker arbeitsunfähig. Sozialhilfe. „Wenn ich nicht die Einladung ins Wichern-Haus bekommen hätte, ich würde Heilig Abend vorm Fernseher sitzen. Aber ich muss auch sagen: Weihnachten hat nur den Stellenwert, wenn man Kinder hat.“

Vielen geht es hier so. Auch „Ragtime-Hannes“, der am Klavier die Weihnachtslieder begleitet: „Für mich ist Weihnachten gestorben. Trotzdem spiele ich gerne hier. Wenn ich jemandem eine Freude damit machen kann – warum nicht?“ sagt der Bewohner und studierte Musiker. Er spielt heute Abend auf Wunsch jedes beliebige Weihnachtslied aus dem Effeff. Und das wird er im Laufe des Abends noch mehrmals unter Beweisstellen: Der Liederkatalog, der heute noch gesungen werden soll, ist seitenlang. „Und schließlich kommt noch der Chor griechischer Kinder“, freut sich Esaakidou. „Denn in Griechenland ziehen bereits am 24. Dezember singende Kinder von Tür zu Tür – so wie hier die Sternensinger - , um weihnachtliche Atmosphäre in die Häuser zu bringen.“ So wie ins Wichern-Haus am Benckiser-Park.

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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