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Peter Bichsel las aus Frisch und Walser

Schlichte Kleinprosa gegen politisches Engagement

Reinen Spott konnten die 40 Zuhörer nicht nachempfinden

(23.09.2000) jaso. "Einen besseren, einen vornehmeren Verlag gibt es nicht", urteilte der Halbgott deutscher Literaturkritik, Marcel Reich-Ranicki, über den Suhrkamp-Verlag. Und jene Institution, an der Deutschunterricht nicht vorbeikommt, feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass lud am Freitagabend die "Gondrom-Buchhandlung" den Schweizer Buchautor Peter Bichsel, Autor der "Kindergeschichten", zu einer Lesung. Auf dem kleinen Tischchen mit Leselampe lagen Auszüge aus Werken von Max Frisch und Robert Walser.

"Sie haben nichts gemeinsam, als diese komische Sache, dass sie beide Schweizer sind", betonte der Gast aus Solothurn die literarische Unvereinbarkeit der beiden Schriftsteller. Robert Walser gilt als Meister der schlichten, zwischen Ironie und Melancholie schwebenden Kleinprosa, sein Werk widerspiegelt den Jugendstil. "Ich habe alles von ihm gelesen, was mir unter die Finger kam, alles, was die ganze heutige deutsche Literatur beeinflusste und was von Literaturhistorikern abgelehnt wird. Ich entdeckte Walser für mich, bevor er von anderen wiederentdeckt wurde. Heute wird er verwissenschaftlicht. Ich mag mit den ganzen Walser-Forschungen und Walser-Symposien nichts zu tun haben".

Der Walser an Bekanntheit weit übertreffende Max Frisch beschrieb das Krisengefühl seiner Zeit, jene Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. "Für ihn war immer das politische Engagement wichtig. Aber er ist nie als politischer Autor wahrgenommen worden". Als Beispiel dafür führte Bichsel den "Don Juan" von 1953 an, in dessen Nachwort Frisch die Nutzung der Atomtechnik allein für friedliche Zwecke als unmöglich erachtet habe. Frisch greife damit der politischen Dimension der Ostermärsche von 1958 vor.

Handfeste Argumentation bevorzugte hingegen Walser: "1910 in Berlin war er hochberühmt für seine Ausfälle und Schlägereien". Spitz daher auch das "Schweizer Essay", in dem Walser die legendäre Geschichte der Eidgenossenschaft Revue passieren und die dortige Literatur gipfeln ließ in den Ergüssen der Isabella Kaiser, einer Schriftstellerin erotischer Lektüre. "Reiner Spott", so Bichsel, sei auch der Tod des jungen Sebastian im kalten Schnee der Alpen im Roman "Geschwister Tanner". Doch konnte das kaum jemand der 40 Besucher am Freitagabend nachempfinden am. "Das Publikum war zu ernst", so seine Erklärung nach der Veranstaltung. Vielleicht zeigten die Zuhörer auch deshalb auf Heiserkeit und Schnupfen Bichsels, auf Husten und Sich-schneuzen während sensibler Textpassagen, keine Reaktion.

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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