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Die Single-Gruppe der Michaelsgemeinde wandert alle zwei Wochen

"Kein Schulbus ist so stressig wie diese Singlegruppe"

Stammtisch, Theater, Kartenspiele, Kegeln stehen auch auf dem Programm

(27.03.2000) Große Freude herrscht unter den Teilnehmern des Singletreffs der Michaelsgemeinde, wenn man sich sonntags alle zwei Wochen wohlbehalten wieder sieht. Gestern ging die gemächliche Wanderung vom Hermann-See bergauf und bergab Richtung Sonnenberg, wo man in die gleichnamige Gaststätte eingekehrte.

Wichtig ist immer die Kommunikation. Und schwätze tut man auf gut Schwäbisch: Kochrezepte, der letzte Urlaub, das Geschäft, Ärger mit der Familie, Was-macht-wer-mit-wem lauten die Titel der leichten Konversationen. Nur über eines spricht man nicht: die Scheidung und wie es dazu kam. "Manchmal kommen aber schon welche, die Anschluss suchen, um sich ihre Probleme von der Seele zu reden," erzählen Doris und Lore. Reservierter reagiert darauf Karin, die 57-jährige Geschäftsfrau: "Dene hört man dann halt zu und fertig. Und wenn man die Nase voll hat, läuft man halt 20 Meter vor der Gruppe."

Vielmehr versucht die Gruppe durch gemeinsames Programm den Trennungsschmerz zu überwinden. So wandert man eben irgendwo hin, weil der Weg das Ziel ist. "Es ist wichtig, dass man weiß, dass man jemanden hat, dass man immer kommen kann," "allein würde ich nicht durch den Wald laufen," "die eigene Notlage zwingt einen, etwas zu tun, Abwechslung und Auslauf zu haben", "immer nur für seine Familie da zu sein, bringt auch nichts," lautet die Collage der Gründe, die die drei Damen immer nur "von den Sonntagen zu Sonntagen leben" läßt, an denen sich die Gruppe trifft. Derweil bedeutete früher gerade der Sonntag einen Tiefpunkt in der Woche: Man konnte nicht raus, zur Arbeit auch nicht, und die verschlossenen Ladentempel erlaubten nicht, beim Spazieren durch die Konsumtempel die Seele baumeln zu lassen. "Mit Familien kann man auch nicht weg. Da fühlt man sich immer nur wie das fünfte Rad am Wagen."

Mit der Singlegruppe ist das anders. Es haben sich Gruppen untereinander gebildet, mit denen man den Donnerstagsstammtisch, Theaterbesuche, Kartenspiele, Kegeln oder den Besuch eines Englischkurses organisiert. Jetzt läuft man entlang der Holzwüsten, die Orkan Lothar hinterlassen hat. "Das sieht schon schlimm aus".

Über die Gründe, warum auch so viele Ehen in die Brüche gehen, hat man sich schon Gedanken gemacht: "Die Frauen entwickeln sich halt weiter. Oder er kommt mit ihrer Mid-Life-Crisis nicht zurecht." "Die Frauen lassen sich vielleicht auch nicht mehr alles gefallen," denkt Lore, 65, Rentnerin. Dass jemand herkommt, um hier wieder einen Deckel für den Topf finden - das streiten die drei Damen vehement ab. Dafür treffe man sich nicht: "Wir sind kein Heiratsmarkt." "Es kommen sowieso nur sehr wenige Herren. Männern fehlt wahrscheinlich der Mumm." "Und Männer auf Brautschau, die hier nix fanden, waren das nächste Mal wieder weg." Trotzdem erinnert man sich wage, dass zwei Paare sich gefunden hätten.

Bei den Touren durch das Stadtgebiet immer mit dabei: SPD-Stadträtin Ellen Eberle. Aber "Stadträtin" darf sie hier niemand nennen. Eberle betreut den Singletreff, sucht die Wanderziele aus, organisiert den Kauf der Bustickets, sucht nach Rabattmöglichkeiten. Ihr Ziel: Man muss vermeiden, dass den Leuten daheim die Decke auf den Kopf fällt." Man mache sich immer Gedanken über die, die fehlen. So kennt sie die Vornamen aller, die sich ihrer Gruppenführung anvertrauen. "Du läufst hinten und passt auf, dass wir niemanden verlieren," gibt Eberle höflich Anweisungen. "Jetzt geht es linksrum." Im Gänsemarsch geht es dann über die Straßen. Es wird gequasselt, getratscht, gelacht. Wenn die Gruppe zum Startpunkt der Wanderung fahre, erzählt Ellen Eberle, stünde der Busfahrer immer unter einer besonderen Bewährungsprobe: "Kein Schulbus ist so stressig wie diese Singelgruppe"

In zwei Wochen trifft sich der Singletreff ab ,45 und besser' wieder. Um 13 Uhr gehts los. V

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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