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Kultusminister Rau zu Fragen der Schulpolitik

Volle Herzen und die Zetteldiskussion

(08.03.2006) Birkenfeld (jaso) „Du bist hier in einer Modell-Schule. Die haben schon viele Preise von Euch,“ sagte Stefan Mappus leise zu Helmut Rau, seit einem halben Jahr baden-württembergischer Kultusminister, als die beiden am Montagabend die Ludwig-Uhland-Schule betraten. Rau antwortete kurz: „Ja, ich weiß.“ Vielleicht wird sich Rau zukünftig auch noch anderweitig an die Schule in Birkenfeld erinnern.

Denn beim Diskussionsabend über „Herausforderungen in der Bildungspolitik“, veranstaltet vom CDU-Kreisvorsitzenden Mappus und dem CDU-Gemeindeverband Birkenfeld-Gräfenhausen, trafen der oberste Chef des Schulwesens und dessen ausführende Kräfte – Lehrer – aufeinander. Und wie das so ist, wenn Vertreter verschiedener Sphären zusammentreffen, streitet man sich. Und: „Wess’ Herz ist voll, dess’ Mund läuft über“. Dieses Matthäus-Zitats eingedenk hatten die Veranstalter im Vorhinein klargestellt, dass Fragen nur auf einem Zettel formuliert eingereicht werden durften. Pädagogisch unklug hielt sich aber gerade ein Teil der Lehrerschaft nicht daran.

Doch zunächst gab Rau einen Überblick über die aktuellen Veränderungen im Schulwesen. Die anstelle der Lehrpläne getretenen Bildungspläne seien das „Herzstück qualitativer Entwicklung der Schulen“. Damit habe das Land den Schulen mehr Freiheiten, daraus resultierend aber auch mehr Verantwortung übertragen. „Lehrpläne sagten, was Schüler lernen müssen. Bildungspläne, was Schüler können müssen. Schulen müssen jetzt mehr beitragen, um ihre eigenen Profile auszubauen.“ Ob dies auch ausgeführt werde, müsse in Selbst- und Fremdevaluationen festgestellt werden. „Damit die Schule selbst sieht, wo sie steht und nacharbeiten kann. Eltern und Schüler werden in dieses Verfahren eingebunden. Das hat in Deutschland keine Tradition. Aber wir geben die Möglichkeit, das zu lernen.“ Dafür sei extra ein Landesinstitut gegründet worden.

Ein weiteres „zentrales Handlungsfeld“ der Schulpolitik im Land werde die frühe Förderung von Kindern darstellen. „Das ist die Grundlage für ihre spätere Entwicklung.“ Dazu gehöre auch sprachliche Förderung. Zudem sehe es Rau als Ziel an, dass Kindergärten und Grundschulen mehr zusammenrückten: „Dieses Gelenk zwischen beiden muss beachtet werden, damit sich den Kindern eine Brücke und kein Bruch anbietet.“ Dass die Karriere mit der dreigliedrigen Einstufung von Grundschülabgängern nicht verbaut sei, zeige die Statistik im Land: „50% der Studenten an Fach- und Hochschulen kommen nicht mehr direkt übers Abitur. 45% der Hauptschüler machen den Realschulabschluss." Eine Milliarde wolle man in den kommenden neun Jahren in den Ausbau von Ganztagesschulen investieren und zusätzliche Unterrichtsstunden für alle Schulen schaffen.

Der aktuellen Debatte um den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen konnte Rau nichts abgewinnen: „Dieses Problem gibt es überall. Für die schulischen Leistungen spielt keine Rolle, wie materiell wohlhabend die Familie ist, sondern über welche kulturelle Leistungsstärke sie verfügt.“ Dabei spiele Geld keine Rolle. Wie man aber seinen Kindern Kultur ohne Geld konkret vermitteln soll, blieb Rau den 30 Zuhörern schuldig.
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Letzte Aktualisierung: 20.11.2024

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