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Ein mal Eins der Aktienwahl

(14.09.1999) jaso. Ganz im Zeichen von Bulle und Bär steht zur Zeit die Kundenhalle der Sparkasse. Die S-Wertpapier-Messe informiert mit Ausstellungsständen und Vorträgen über die Möglichkeiten, mit Börse, Aktien und Kursanalysen sein Vermögen zu steigern. Und am Montag abend erläuterte Direktor Horst Soulier, Research-Abteilungsleiter der Landesbank, knapp 250 Interessenten die Chancen und Risiken des "Neuen Markts". 10

Der Neue Markt wurde erst 1997 eingeführt. Es handelt sich dabei um einen Teilbereich des Börsengeschäfts, der vor allem innovativen Wachstumsunternehmen vorbehalten ist. Hier findet der Anleger hauptsächlich Software- und Kommunikations-Unternehmen, die Produkt-Nischen für sich entdeckt haben oder von einer Liberalisierung des Markts profitieren konnten. Mit dem Betreten von neuen Branchen begeben sich die meist jungen, unerfahrenen Unternehmen aber auch auf risikoreiches Neuland. Nach anfangs hohen Kursgewinnen führen äußere Umstände schnell zu einem Verfall des Aktienwerts, und die oftmals kleinen Unternehmen können nicht wie Konzerne auf andere Bereiche zurückgreifen.

Um das Risiko aber berechenbar zu halten, sind an die Aktiengesellschaften am Neuen Markt hohe Ansprüche gesetzt. Mindestens zwei "Designated Sponsors", in etwa Bürgen, sichern die Liquidität. Abschlussberichte müssen in deutlich kürzerer Zeit vorgelegt werden und sind auch für den Kleinanleger leicht per Post oder Internet zu erlangen. Den Kurs beinflussende Vorgänge im Unternehmen müssen schneller an die Öffentlichkeit gelangen und die Offenlegung von Anteilsbesitzen in Aufsichtsrat und Vorstand sorgen zusätzlich für eine hohe Transparenz der Unternehmensverhältnisse.

Dennoch kann gerade dem privaten Anleger ein Verlustgeschäft drohen. Deshalb wies Soulier die Besucher auch in die Auswahlkriterien für Werte des Neuen Markts ein. "Was ist spezifisch für das Unternehmen? Wie entwickelt sich dessen Branche, dessen Wettbewerber? Wie sieht die Kundenstruktur aus? Steht es in Abhängigkeiten von anderen Unternehmen?" Diese und mehr Fragen müsse sich der Interessent stellen, wenn er seine Wahl später nicht bereuen wolle. Zudem sollten ausgewählte Bewertungen wie etwa die PEG-Ratio (optimal: PEG 1) oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) beachtet werden. Je größer das KGV, desto besser, lautet es im Ein mal Eins der Aktienwahl.

Schließlich veriet Soulier auch seine persönlichen Favouriten, deren Vorstände er zum Teil auch persönlich kennt. Die Bertrandt AG will Marktführer unter den europäischen Ingenieurdienstleistern werden. GFT Technologies "mit einem exzellenten Management" soll den Umsatz jährlich um 30 Millionen Mark steigern. Qiagen verzeichnet als führender Anbieter von Produkten für den Gentechnikbereich "exorbitante Umsätze" und die Jetter AG aus Ludwigsburg "wird dem Anleger noch viel Freude bereiten." Von den eigentlichen Pionieren des Neuen Markts, den Telefonwerten, sei heute abzuraten.

Durch diese Sicherheitsvorkehrungen erlangte der Neue Markt schnell das Vertrauen der Börsianer. Die Zahl der Neuemmissionen verdoppelte sich jedes Jahr und 2000, so Soulier, gehe es gerade so weiter. "Die ,Deutsche Börse AG' muss vielen Unternehmen sogar eine Absage erteilen," und sorgt damit für ein noch höheres Vertrauen in dieses Börsensegment.

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