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100 Jahre parlamentarische Demokratie

Die wahre Wahl wird Wirklichkeit

Der Waffenstillstand von Compiègne in Nordfrankreich vor 100 Jahren besiegelte das Ende des Ersten Weltkrieges. Die Unterschriften der Kriegsparteien in einem Salonwaggon beendeten für Millionen Menschen ein beispielloses Morden und Hungern. Unter dieser Bürde begann in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie – mit Gleichheit aller Deutschen an der Wahlurne.

(11.11.2018) Wie würde wohl Deutschlands Demokratie heute aussehen ohne 1918? Wenn wie vor diesem Schicksalsjahr üblich nur Männer nur Männer wählen könnten? Und auch nur Wähler mit gutem Einkommen und älter als 25 Jahre? Seit 100 Jahren lassen sich diese Fragen stellen. Denn am 12. November 1918 verkündet der „Rat der Volksbeauftragten“ im Zuge der Novemberrevolution in einem Aufruf, alle Wahlen seien von nun an nach dem gleichen, geheimen, direkten, allgemeinen Wahlrecht „für alle mindestens 20 Jahre alten männlichen und weiblichen Personen zu vollziehen“. Kurz darauf wird am 30. November die erste parlamentarische Demokratie in Deutschland verordnet.

Auf den ersten Blick wirkt das verblüffend: Als gerade noch Weltkrieg war, Soldaten – wenn überhaupt – in Särgen heimkommen und Familien ihre Leben neu ordnen müssen, also ein ganzes Land ganz andere Probleme zu haben scheint, wird gleichzeitig ein neues Regierungssystem geschaffen. Logisch, finden Historiker und bezeichnen den Ersten Weltkrieg als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. In diesem Begriff soll mitschwingen, dass die Katastrophe Ausgangspunkt für Neues war. Als das Alte gilt das Bürgertum unter einer Industrie und Monarchie mit Weltmachtanspruch, die Deutschland in den Krieg geführt hatte. Und es war gescheitert. So bezeichnen dann auch einige Historiker den Ersten Weltkrieg als „Katalysator des 20. Jahrhunderts“, der bereits eingeleitete Entwicklungen verstärkt oder zum Durchbruch verhilft.

Die Grundlage für solche Entwicklungen hatte beispielsweise die Arbeiterbewegung als Reaktion auf die Industrialisierung gelegt. Oder die Frauenbewegung: 1913 sind eine halbe Million Frauen in „Frauenvereinen“ organisiert und fordern ihr Recht zu wählen, wie es in Finnland und Norwegen zu diesem Zeitpunkt schon eingeführt ist. Dann stellt der Krieg Frauen vor ungekannte Herausforderungen. „Sie ersetzten die Männer, die in den Krieg verpflichtet wurden, mussten deren Aufgaben in vielen Lebensbereichen übernehmen“, wie die ehemalige Bundesfrauenministerin Rita Süssmuth (CDU) erklärt: „Sie mussten sich beweisen und zeigten: Sie können es auch. So kam es zu neuen Lebensstilen, zum sozialen Wandel, zu mehr Kompetenzen und Selbstwertgefühlen. Die Entwicklung der Individualität führte parallel auch zu einem anderen Verständnis der individuellen und kollektiven Rechte.“

Als am Ende des Ersten Weltkriegs dann Matrosen, Soldaten und Arbeiter in der Novemberrevolution die Abdankung des Kaisers und die Errichtung einer parlamentarischen Republik erringen, stehen Frauen an ihrer Seite. Im Januar 1919 gibt es so erstmals Wahlen mit Wählern unter 25 Jahren. Und mehr als doppelt so viel neue Stimmen: Mit den Frauen ist auch das erste Mal die andere Hälfte der deutschen Bevölkerung repräsentiert. Das ist der Meilenstein von 1918 in der deutschen Demokratie-Geschichte.

„Bei den Frauen hat die Veränderung mit Zugang zu höherer Bildung und ihrem Nachweis von Fähigkeiten und Potenzialen begonnen – insbesondere in Kriegszeiten, als sie als Fabrikarbeiterinnen, aber auch im Bereich der Politik als Bürgermeisterinnen oder in medizinischen Berufen Aufgaben übernehmen mussten“, schildert Süssmuth. „Die daraus erwachsenen Lebensstile bauten das Recht von Frauen zusehends aus, beispielsweise auf Mutterschutz, soziale Lebenshilfe für Frauen oder Unterstützung von alleinerziehenden Müttern. Das sind Errungenschaften, die daraufhin in den 20er Jahren durchgesetzt wurden.“

Mit Blick auf heute hingegen mahnt Süssmuth – gerade was Frauen anbelangt: „Wir haben viel erreicht, aber wir stellen fest, dass wir noch nie so eine fallende Bewegung im Bereich der Mandate, im Bereich kommunaler Ämter oder im Bereich der Führungspositionen von Frauen gehabt haben wie sie sich gegenwärtig aus den Daten ablesen lässt.“ Im Bundestag etwa, dessen Präsidentin Süssmuth vor 30 Jahren wurde, sitzen verhältnismäßig so wenig Parlamentarierinnen wie seit 20 Jahren nicht mehr. „Wir können also nicht sagen: ,Das haben wir einmal gewonnen und es bleibt dauerhaft‘. Diesen Gedanken müssen wir uns abgewöhnen und uns immer wieder fragen, wie lebendig sind wir in unseren Aktivitäten, in unseren Maßnahmen; wie wachsam sind wir gegenüber neuen Widerständen.“

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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