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Ex-DFB-Präsident lädt die Presse

Ringen um Reputation

Eine Woche, nachdem die Schweizer Bundesanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben hat, äußert sich der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger. Den Vorwurf des Betrugs weist er zurück und kontert.

(13.08.2019) Der Deutsche Fußballbund erstattet dem Unternehmer Robert Louis-Dreyfus 6,7 Millionen Euro – verschleiert für eine Gala, die nie stattfand. Das passierte im Jahr 2005, nachdem der Unternehmer drei Jahre zuvor just die gleiche Summe dem damaligen Organisationschef der Fußballweltmeisterschaft 2006 Franz Beckenbauer persönlich in einem Darlehen ausgelegt hatte.

Ein Schelm, wer Böses bei Verschleierung denkt – oder die Schweizer Bundesanwaltschaft. Deshalb erhob sie vergangene Woche Anklage gegen Wolfgang Niersbach, Horst Schmidt und Theo Zwanziger. Der Vorwurf: Die drei früheren DFB-Funktionäre sollen im April 2005 den Präsidialausschuss des DFB-Organisationskomitees für die WM 2006 in Deutschland „arglistig über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in der Höhe von rund 6,7 Millionen Euro getäuscht“ haben, hieß es in der Mitteilung. Ohne diese Täuschung hätte das Gremium die Tilgung sicher nicht durchgewunken, gibt sich die Schweizer Bundesanwaltschaft sicher.

Erfrischt zurück aus dem Urlaub geht Theo Zwanziger, selbst Jurist und mehrere Jahre Verwaltungsrichter, nun in den Gegenangriff über: Er habe Strafanzeige wegen „falscher Verdächtigungen“ gegen die Ermittlungsführerin der Frankfurter Staatsanwaltschaft gestellt, plane das auch noch gegen den Ermittler der Schweizer Bundesanwaltschaft und dessen Assistentin.

Zwanziger will offensichtlich durch die Anzeigen und die dadurch folgenden Ermittlungen seine Reputation auf dem Gerichtsweg sichern. „Ich bin dreieinhalb Jahre wie eine Sau durchs Dorf getrieben worden. Die deutschen und die Schweizer Strafverfolgungsbehörden haben versagt. Das sind keine Ermittlungen, das sind Märchen“, wettert Zwanziger, 74, in die Mikrophone, die Journalisten in der „Eifelstube“ eines Hotels am Stadtrand im rheinland-pfälzischen Diez aufgebaut haben.

Zwanziger greift auch den Weltfußballverband an: „Die FIFA ist ein kommerzielles Zirkus-Unternehmen.“ Sie könne den Fußballfunktionär Bin Hammam, an den Beckenbauers Darlehen weitergeflossen sein soll, zu einer Aussage zwingen und Licht ins Dunkel bringen, wofür das Geld überhaupt verwendet wurde. „Aber die FIFA und Infantino schweigen und kungeln mit der Schweizer Bundesanwaltschaft. Das ist Kumpanei auf höchster Ebene.“ Das werde auf seinem Rücken ausgetragen, sagte Zwanziger. „Das ist ein Skandal.“
......
Die Weltmeisterschaft in Deutschland ging als „Sommermärchen“ in den Sprachgebrauch ein. 2006 war das. Das ist länger als zehn Jahre her und der damit verbundene Vorwurf des Betrugs nach deutschem Recht verjährt. Um das auch in der Schweiz zu verhindern, wo 15 Jahre Verjährung gelten, muss dort bis kommenden April ein erstinstanzliches Urteil gefällt werden. Dann hätte ein Schweizer Gericht festgestellt, ob es zu jenem deutschen Sommermärchen auch einen Märchenonkel gab. Oder mehrere.

Links:
Vorheriger Bericht auf Tagesschau.de:
https://www.tagesschau.de/ausland/anklage-ex-dfb-funktionaere-101.html

Medienmitteilung der Schweizer Bundesanwaltschaft:
https://www.bundesanwaltschaft.ch/mpc/de/home/medien/archiv-medienmitteilungen/news-seite.msg-id-75991.html

Der Freshfields-Untersuchungsbericht:
https://www.dfb.de/verbandsservice/verbandsrecht/freshfields-bericht/bericht-zum-download/

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Letzte Aktualisierung: 20.11.2024

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