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Mime Till als siebenfacher Sünder

(02.01.2000) Wer einmal die Riesen-Achterbahn "Euro-Sat" im Europapark Rust fuhr, der kann nachvollziehen, wie man sich zu Beginn der Pantomime-Show "X-Spender - Sieben Todsünden" fühlte. Am Freitagabend war die Pre­miere im Großen Saal des Kulturhauses Osterfeld. Mit futuristischer Geräuschku­lisse und Lichteffekten wurde man auf den Start einer Rakete eingestimmt - einem virtuellen Geschoss, in dem man Platz genommen, aber von dessen Flugverlauf man keine Ahnung hatte. Doch der Flug ging nicht 40 Meter in den Abgrund, sondern ins menschliche Herz.

Eine Computerstimme bereitete die 200 Passagiere auf die Stationen des Flugs vor: die sieben Todsünden Stolz, Geiz, Unkeuschheit, Neid, Gier, Zorn, Trägheit - "entstaubt vom Mief des Mittelalters und jahrtausendfähig". Und dann kam auch schon "Mime Till" alias Ralf Esslinger auf die Bühne gesprungen. Er - der im vergangenen Jahr als "Künstler des Jahres 1999" geehrt wurde und im Herbst zwei Bücher über Pantomime veröffentlicht - konzeptionierte das lasterhafte "Theater in Bewegung" und verließ sich dabei auf die Regie von Gerold Anderson, der bereits mit Ensembles in Los Angeles und New York ar­beitete. Als "Mime Till" war er der Wegbe­reiter des Tripps durch die menschlichen Abgründe. Mit seinen Pantominen gab er dem Publikum die Anreize, zu interpretieren und nachzudenken.

Beim Geiz, der ersten Station, fiel das aber schwer. Denn seine Erzählung ohne Worte verlangte Konzentration. Die Ge­schichte des Cowboys, der einen Goldschatz findet, seine Helfer beraubt und schließ­lich erschießt war eher schwer zu verfol­gen. Vorallem, wenn man über die lustigen Geräusche Esslingers lachen musste. "Sching, sching" klangen etwa die Stiefel-Sporen. Seine geldgeile Lache war hingegen nur vordergründig komisch, denn: Ließ nicht schon oft animalisches Gekeife aus dem Mund von Menschen auf dessen falschen Charakter schließen? Faszinierend auch der Gedanke, unter "Stolz" ein spielendes Kind mit dem Soldaten zu vergleichen. Das Matchbox-Auto fliegt wie der Kampfbomber, das Jojo fällt gleich der Atombombe. Schließlich lobt der Vater, der Staat mit Eis oder Orden. 'Mime Till Eulenspiegel' hält hier den Spiegel vor und urteilt über Vietnam und Nationalstolz.

Einen romantischen Liebestanz mit einer Rose, wütendem Affen (Esslinger nahm dafür Schauspiel-Nachhilfe beim Schimpansen "Seppl" in der Wilhelma) und viel tolles anderes gibt es in dem Programm zu sehen. Der abschließende Exzess der Gier, hier an Fenchel und Torte, kann nicht beschrieben werden: Das war nur was für starke Nerven. Eher hielt man sich die Hände vor die Au­gen. Ralf Esslinger wurde auf jeden Fall Sigmund Freuds These, Essen sei als aggres­sive Handlung des Menschen aufzufassen, voll gerecht. Am kommenden Samstag gibt es "X-Spender" nochmal. Um 20 Uhr im Kultur­haus Osterfeld.

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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