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Letzte Aktualisierung: 28.4.2024

• Seltenes Saatgut bekommt keine Hilfe aus Luxemburg

Sendedatum: 12.07.2012 • Format, Länge: TT, 2:32 • Sender: ARD
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Triumph für die Saatgut-Konzerne – Tiefschlag für kleine Saatgutbauern: Laut Urteil des Europäischen Gerichtshofs dürfen Bauern alte Saatgutsorten weiterhin nicht verkaufen – es sei denn, sie leisten sich für jede Sorte ein teueres Zulassungsverfahren. Oder Deutschland setzt endlich eine zwei Jahre alte Richtlinie um.

Es ist eine Art Arche für selten gewordene Nutzpflanzen, sogenannte Alte Sorten, die hier im Garten von Christian Havenith sprießen. Und hier in seiner Vielfaltsgärtnerei keimte auch die Hoffnung, dass der Europäische Gerichtshof heute ein Problem löst.

O-TON Christian Havenith, Sortenerhalter: "Ich habe zum Beispiel 450 Sorten bei mir im Projekt. Da stoße ich auch an Grenzen. Und es ist natürlich, wenn man eine Erwerbsgärtnerei betreibt wie ich, irgendwann mit dem finanziellen auch ein Problem. Wir würden gern damit wirtschaften."

Geld verdienen. Doch alles was hier wächst und zum Teil vom Aussterben bedroht ist, weil es nicht mehr in die industrielle Landwirtschaft gepasst hat wie diese Etagentomate - alles das darf nur als Sammlerobjekt oder Zierpflanze verkauft werden. Denn diesen Sorten und Saaten fehlt die Handelszulassung. Sie soll für Qualität und Sicherheit in der Landwirtschaft sorgen, kann aber mehrere tausend Euro für eine Sorte kosten.

Das hätte heute der Europäischen Gerichtshof ändern können. Doch die Richter ließen alles beim Status quo. Die Saatgut-Bauern: enttäuscht.

O-TON Andreas Riekeberg, Kampagne für Saatgut-Souveränität: "Es verschafft den Saatguterhaltern keinen Vorteil, es bestätigt die Rolle der Industrie und lässt erwarten, dass die Industrie auch ihren Einfluss weiterhin geltend macht gegenüber der EU-Kommission, um ihre Position weiter auszubauen, weiter zu stärken."

Die Saatgut-Industrie, die andere Seite im Verfahren: Konkurrenz von kleinen Saatgut-Bauern müssen sie weiterhin nicht fürchten. Zwei Drittel des weltweiten Saatguts kontrollieren Konzerne wie Bayer, Monsanto und Syngenta. Die Zulassungspflicht gewährleiste eine Steigerung der Produktivität im Gemüseanbau, begründeten die Richter das Urteil, mit dem sie die Fachwelt überraschten.

O-TON Werner Eckert, ARD-Umweltexperte: "Sie hätten ohne weiteres, wären sie dem Rechtsgutachten der Kommssion gefolgt, den Markt für alte Sorten vereinfachen können. Sie haben sich entschieden, an der bestehenden Regelung festzuhalten und machen da kommerzielle Gründe im Grund dafür verantwortlich."

Christian Havenith sieht trotzdem etwas positives im EuGH-Urteil. Denn es gelte bereits eine vereinfachte Zulassungspflicht auch für alte Sorten. Nur die hat Deutschland noch nicht umgesetzt.

O-TON Christian Havenith, Sortenerhalter: "Die EU hats bestätigt und Deutschland hängt leider hinterher. Deutschland, die Frau Aigner, sorgt immer dafür, Biodiversität: tolle Sache. Aber sie kommt politisch nicht in die Gänge. Das muss sich sofort ändern."

So könnte das umstrittene Urteil aus Luxemburg Druck auf die Bundesregierung ausüben, damit die, die sich um den Erhalt der Pflanzenvielfalt kümmern, damit auch Geld verdienen können.



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• Striemenliebe, Fastfood-Text und fremde Beziehungswelten

Sendedatum: 09.07.2012 • Format, Länge: TT, 2:24 • Sender: ARD

Junge, unerfahrene Studentin trifft auf attraktiven, steinreichen Kontrollfreak: Ana Steele und Christian Grey probieren so ziemlich alles aus: fesseln, erniedrigen, schlagen, besitzen. Als „Hausfrauenporno“ verspotteten Kritiker die Sado-Maso-Reihe „Shades of Grey“, deren erster Teil nun in Deutschland erscheint. Bisher hatte Sex-Trilogie international ungeahnten Erfolg.

Nun ist es in Deutschland angekommen, dieses Phänomen aus Papier und Pappe. Und ein Phänomen macht aus, dass zuerst gar nicht klar ist, was es dazu macht. So ist es auch mit Shades of Grey, einer Sado-Maso-Liebesgeschichte einer Studentin, die sich einem jungen Milliardär unterwirft.
In Amerika und England sind der Roman und seine zwei Folgebände Kassenschlager. Zum offiziellen Starttermin in Deutschland heute gibts nur noch Restbestände.

O-TON Kerstin Zwittmeier, Buchhändlerin: "Es scheint das Bedürfnis da zu sein, Titel in die Richtung zu lesen. Und eine 500-tausender-Auflage ist für uns für ein Erstlingswerk einer Autorin natürlich unglaublich viel."

Doch an literarischer Raffinesse kann der Verkaufserfolg nicht liegen. Entfesseln wir mal die zwischen den Buchdeckeln gefangenen, dunklen Begierden:

ZITAT AUS BUCH, GELESEN VON PASSANTEN: "Ich liege splitternackt auf dem Bett, an Händen und Füßen mit Ledermanschetten an die Bettpfosten gefesselt. Er beugt sich vor lässt die Gertenspitze langsam über meine Stirn, meine Nase und meinen halbgeöffneten Mund gleiten."

VOXPOP Ältere Frau: "Ist halt was für Erwachsene." - Junge Frau: "Ich lese eigentlich kaum. Aber ich finds nicht so schlecht."

Das findet auch der Handel und spricht vom ersten Megaseller der Digital-Ära: Mehr als eine Million mal sei das Buch auf E-Books geladen worden. Derweil gibts darin kaum was Neues: Die Autorin E. L. James kopiert unverhohlen den eingängigen Stil anderer Bestseller wie der erfolgreichen Twilight-Saga. Und sexuelle Knick-Knackthemen gab es auch schon oft genug.

O-TON Denis Scheck, Literaturkritiker: "Natürlich gehörte zur Geschichte der Literatur immer schon die Geschichte der einhändigen Lektüren. Aber dieses Machwerk ist so blöd und so strunzdumm, dass ich wirklich vom teifsten, literaturkritischen Herzen hoffe, es möge liegen wie Blei an den Kassen des deutschen Buchhandels."

"Halt!" sagt da der Sexualforscher. Denn dem Buch wohne eine Faszination inne; der Reiz am Blick in eine fremde, dunkle Welt - in der sich eine Frau freiwillig unterwerfen und demütigen lässt - und das aus Liebe.

O-TON Ulrich Clement, Sexualtherapeut und Sexualforscher: "Das scheint faszinierend zu sein, weil das Thema Hingabe damit noch mal neu thematisiert wird. Also Hingabe nicht als Zuwachs von Wahlmöglichkeiten, sondern als Entscheidung dazu, mich in eine Einengung zu begeben und das faszinierend zu finden."

Striemenliebe, Fastfood-Text und fremde Beziehungswelten - das scheint das Phänomen Shades of Grey auszumachen. Daran glaubt auch Hollywood und zahlte mehrere Millionen für die Filmrechte. Aus dem Kino im Kopf könnte also bald echtes werden.



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