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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Familientag in der JVA Schwäbisch Hall

Sendedatum: ??.11.2004 • Format, Länge: OTB 3:50 • Sender: A&O

Samstag, gegen 12 Uhr. Es ist Zeit für das Mittagessen. Heute gibt es die türkische Spezialität Kebab. Richtig viele Gäste werden die Tischgemeinschaft teilen: Drei Familien mit ihren Kindern werden bekocht. Doch wir sind nicht bei Familie K. zuhause. Nein, hier ist man hinter Gittern, hinter den Gittern der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall.

Es ist Familientag. Das heißt, bis zu sechs Gefangene dürfen für sechs Stunden von ihrer Familie besucht werden. Während im Flur die Kinder auf das Essen warten, wird in der Küche gekocht. Sechs Stunden Familienleben, als ob nichts wäre.

OTON Nurgül K., Ehefrau eines Gefängnisinsassen
Übersetzen:
„Die Kinder fragen mich, wenn ein Familientag ansteht. Dann zählen die Kinder, wieoft sie noch schlafen müssen, bis sie ihren Vater sehen.“

Seit einem halben Jahr gibt es die Familientage. Alle zwei Monate. Bis dahin war es ein langer Weg, alle verwaltungstechnischen Bedenken mussten entkräftet werden. Jetzt lässt der Familentag vergessen, dass man sich im Gefängnis befindet, dass das Familienglück nur von beschränkter Dauer ist, bis die drei Uhr Glocke die Väter wieder von ihren Familien trennt. Gefängnispfarrer Gerold Rieker und sein katholischer Kollegen haben ihr Ziel nicht verfehlt. Obwohl die Zeit so kurz ist, rettet der Familientag ein bisschen das Familienleben.

OTON Irina S., Ehefrau eines Gefangenen

In Schwäbisch Hall gewährt man vier Stunden Besuchszeit, in denen Gefangene ihre Familie sehen dürfen. Der Gesetzgeber verlangt nur eine Stunde. Dazu kommen fünf Minuten Telefonzeit die Woche. Der Briefverkehr ist nicht beschränkt. Das alles ist zu wenig. Um zu besprechen, wie es mit der Zuknunft der Kinder weitergehen soll

Am Ende des Familientags helfen nur noch die Familienfotos über den Trennungsschmerz hinweg.

OTON

Es soll kein falscher Eindruck entstehen: Alle Gefangenen akzeptierten ihre Strafe, damit wollen sie kein Mitleid erwecken. Aber sie sagen auch alle einstimmig: Familienentzug straft mehr als Freiheitsentzug.



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• Malgruppe der JVA Heimsheim

Sendedatum: ??.11.2004 • Format, Länge: 3:30 • Sender: A&O

Die Zeit vergeht hier nur langsam. Trotzdem bereitet man sich in der Malgruppe Phoenix schon auf die Weihnachtszeit vor. Weihnachtskarten basteln steht heute auf dem Plan. Weihnachtskarten, die der Familie und den Verwandten draußen ein gesegnetes Fest wünschen sollen. Vom gesegneten Fest wird man hier nichts mitbekommen. Feiertage heißen Einschluss. Man ist fern von der Familie – da gibt es an Weihnachten auch keine Ausnahme. Man bleibt getrennt von Frau und Kind, und gerade deshalb ist die Familie eines der häufigsten Motive der Kunst hinter Gittern.

OTON

Menschliche Wärme in einer friedvollen Zeit, Mann und Frau auf dem Weg in eine sichere Zukunft, die stürmische Liebe, die ihre ganze Kraft entfaltet. Die Bilder sagen in tausend Worten, was fehlt.

Ein Gefangener steckt uns einen Brief zu. Darin schreibt er: Jeder einzelne Brief wird bespitzelt. Das Leben hier ist ein Leben in einer emotionalen Eiswüste. Man rechne 240 Minuten menschliche Wärme gegen 42.960 Minuten Gefühlskälte im Monat auf und sieht sich immer verdammt, den Angehörigen nicht helfen zu können. Die Angst, ein emotionaler Krüppel zu werden führt letztendlich zur Entsozialisierung. Der Brief schreibt, was alle anderen Gefangenen denken: Die Familie wird letztendlich mehr gestraft als der Gefangene selbst.

OTON

Vielen wird erst hinter Gittern bewusst, wie wichtig Familie ist. Dann steckt man sich das Ziel B-Ausgang.

OTON

Es ist halb neun Abends. Einschlußzeit. Ein weiterer Tag in der Justizvollzugsanstalt Heimsheim ist vorbei. Ein weiterer Tag, an dem sich der Vater und seine Familie voneinander entfernen.



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