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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Corona: Selfie-Justiz an der Ladentheke

Sendedatum: 05.11.2020 • Format, Länge: Rep 2:50 • Sender: ARD

Der Verkäuferin eines Ladengeschäfts schwant Schlimmes, aber sie weiß sich nicht anders zu helfen, als sich von dem Kunden mit dem filmenden Handy im Anschlag wegzudrehen und auf ihre Persönlichkeitsrechte und ihr Hausrecht zu verweisen. Und mit der Polizei zu drohen. Doch das stört den Kunden nicht, im Gegenteil. Die Verkäuferin wollte den Kunden ohne Mund-Nasen-Bedeckung nicht bedienen. Eine Familie mit kleinen Kindern erlebt ähnliche Verrohung: Corona-Leugner attackieren sie und filmen. Die Clips landen im Internet. Eine neue Dimension, nach Funktionsträgern wie Politikern oder Journalisten nun auf Bürger loszugehen – für Befriedigung von Geltungssucht in der eigenen Echokammer und das Nachahmen von Pseudo-Aufklärungsjournalismus, um selbst auch mal „Alternativmedium“ spielen zu können.

Weil der Kunde keine Corona-Maske tragen möchte, kommt es an der Kasse zum Konflikt.

ATMO „Von dieser Person hier werde ich genötigt, eine Maske zu tragen und das Haus zu verlassen. Diskriminierung, Nötigung.“

Die Handykamera zielt auf die Angstellte, die schlicht Regeln durchsetzen muss.

ATMO Stimme nachgesprochen „Sie wissen schon, dass Sie mich nicht filmen dürfen, wenn ich gar nicht zustimme!“

ATMO „Ich darf Sie filmen.“

ATMO Stimme nachgesprochen: „Nein, dürfen Sie gar nicht und jetzt raus!“

Wir haben die Angstellte verfremdet. Im Original ist sie zu erkennen, Bild und Ton gelangen ohne ihr Einverständnis dahin, wo sie kaum zu löschen sind.

ATMO „Das ist ein schönes Video. Das geht ins Internet, diverse Kanäle, ich bin bestens informiert, bestens vernetzt.“

Zunächst in geschlossenen Gruppen oder verschlüsselten Messangerdiensten werden dann die Videos öffentlich zugänglich, wie dieses:

ATMO „Ist das richtig, dass Sie einer schwangeren Frau kein Popcorn verkaufen? Verstehe ich das richtig?“

ATMO Stimme nachgesprochen: „Weil Sie die Maske nicht tragen möchten.“

ATMO „,Weil Sie die Maske nicht tragen?'“

ATMO Stimme nachgesprochen: „Das ist unser Hausrecht.“

Wir können die Urheber der Videos nicht ausfindig machen. Dasselbe Problem haben die Opfer dieser Smartphone-Selbstjustiz. Bis die Polizei eintrifft, eine Anzeige aufnehmen kann, sind die Filmer weg.

ATMO „Ich wünsch Dir alles Gute und ich hoffe, dass Du irgendwann verstehst, was hier abgeht.“

Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen nennt solche Kundschaft Laien-Paparazzi und ihr Handeln Mobbing.

O-TON Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler Universität Tübingen: „Hier sieht man: Jeder kann potenziell zu einem Opfer von Skandalisierungsversuchen werden, jeder ist attackierbar geworden unter den gegenwärtigen Medien- und Kommunikationsbedingungen.“

Medien- und Kommunikationsbedingungen, die Maskengegner gern nutzen. Hier einer ihre Live-Übertragungen ins Internet mit Kameraschwenk auf eine Familie, die Mund-Nasen-Bedeckung trägt.

ATMO „Masken ab! Masken ab!“

„Masken ab!" rufen die Männer und machen vor allem der Tochter Angst. Auch hier die Unkenntlichmachung nur durch uns.
Funktionsträger wie Einsatzkräfte, Politiker oder Journalisten scheinen es mittlerweile schon gewohnt zu sein, verbale wie digitale Verrohung zu ertragen: Verkäuferinnen und Verkäufer im Fokus der Handykameras, weil sie Corona-Regeln umsetzen, sind es aber nicht.

O-TON Matthias Quent, Extremismusforscher Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft: „Es ist von Verkäufern in vielen Situationen zu viel verlangt, zu ihrem teils prekären Job dann auch noch zu Rechtsdurchsetzern, zu Hilfsheriffs sozusagen zu werden, die die Hausordnung und die Corona-Regeln umsetzen sollen. Damit sind diese Menschen, die sich ohnehin für uns alle einem erhöhten Risiko aussetzen, überfordert. Sie können dem auch gar nicht gewappnet sein, weil sie nicht wissen, in welcher Insensität die Aggressionen kommen.“

Noch sprechen Einzelhandel und Arbeitnehmervertreter von Einzelfällen. Matthias Quent befürchet aber: Je länger die Corona-Einschränkungen andauern, desto öfter werden Maskenverweigerer ihr Handy zum Pranger machen.



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