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Sendedatum: 07.03.2011 • Format, Länge: Bericht, 2:00 • Sender: SWR

Sonderbar auf den ersten Hörer klingt das Düsseldorfer Karnevals-Motto: „Jebuddelt, jebaggert, jebützt“. Das Motto spannt den Bogen von großen Baustellen wie Stuttgart 21 über den Flirt bis hin zum fröhlichen Jeckenbrauchtum des Bützens, des Küsschen-Gebens. Deckt also vieles närrische ab. "Köln hat zu beaten" hieß es auf der anderen Rheinseite. Die Domstadt sei flippig und mit dem Motto sollen mehr junge Leute rangeholt werden, so die Veranstalter. Es sind auf jeden Fall noch mehr Menschen gekommen, anderthalb Millionen, aber das lag sicherlich nicht nur am "flippigen" Motto

Kölner Frühlingsgefühl, beschert von der längsten Session des Jahrhunderts – Anfang März, da hats eben schon schöneres Wetter als im Februar, wenn die Rosenmontagsumzüge normalerweise rollen. Eine lange Session, da bleibt auch genügend Zeit für vertrauensbildende Maßnahmen.

ATMO

Rund anderthalb Millionen Jecken säumen 150 Wagen auf siebeneinhalb Kilometern Länge. Aber es kommt ja nicht nur auf die Länge an! Auch die Kölner Kreativität beeindruckt. Noch am Wochenende haben sie diesen Wagen gestaltet: Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg wird von Bundeskanzlerin Merkel in die Wüste geschickt.

A propos Wüste: Auch vor dem Bürgerkrieg in Libyen machen die Kölner nicht halt: 200 Figuren sägen, hämmern und rütteln an Gaddafis mittlerweile wackeliger Herrschaft.

Gaddafi auch Thema in Düsseldorf: Für sein Öl ging Europa jahrelang moralisch in die Knie.
Da beweisen die Düsseldorfer schon mehr Wagemut und Wagenmut: Prinz Simon der Erste bespringt sein Gefährt: fünf Meter in der Luft, ohne Sicherung; und die Wagenschöpfer legen sich derbe mit Religion an: Vor vier Jahren schon geplant, wurde dieses Motiv zuerst nicht realisiert wegen des damals schwelenden Karikaturen-Streits. Dieses Jahr lässt man den Wagen raus: Die Selbstbestimmung der Frau unterliegt dem Fanatismus.
Auch die katholische Kirche auf dem Kiecker - natürlich in Sachen Missbrauch: Jeden Tag ist bei den Padres Weltjugendtag.
1,3 Millionen Menschen sammeln Strüssje und sehen den Zug in Düsseldorf in einem Sonnenschein, der wie lange nicht mehr zeigt, wie farbenprächtig all' diese Wagen sind.