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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• "Ich war dabei": Der Einsturz der Koblenzer Südbrücke

Sendedatum: 13.06.2011 • Format, Länge: Magazinbeitrag, 5:30 • Sender: SWR

Die Südbrücke von Koblenz wirkt unscheinbar: eine typische Siebziger-Jahre-Optik. Tausende von Menschen fahren hier jeden Tag drüber in Richtung Hunsrück oder Westerwald. Was die meisten Autofahrer nicht wissen: Hier passierte eines der schlimmsten Unglücke von Rheinland-Pfalz. Als beim Bau der Brücke das 13. Teilstück eingesetzt werden soll, offenbart sich ein folgenschwerer Fehler. Am 10. November 71 stürzt die halbfertige Brücke in den Rhein. 13 Menschen sterben.

Die Sechziger-Jahre: Es geht den Deutschen gut. Das Wirtschaftswunder hat dazu geführt und viele erfüllen sich den Traum vom eigenen Auto. Es sind zu viele. Die Folge: Die Städte ersticken nahezu im Verkehr.

In Koblenz soll eine neue Brücke über den Rhein Entlastung schaffen. Im Oktober 1969 beginnen die Arbeiten. Man hat sich für eine neuartige Bauweise entschieden. Zu neu für die Ingenieure.

Heiner Guckland, ehem. Bauaufsicht Straßenneubauamt: „Naja, Brückenbau, risikolos? Das ist immer so eine Geschichte. Brücken sind immer in technischer Entwicklung und technische Entwicklung fordert auch ihren Preis.“

Am 10. November 1971, es ist ein Mittwoch, soll das letzte Teilstück montiert werden. Es wird von einem Derrickkran vom Rhein aus hochgezogen. Bauarbeiter bringen es dann in Position und schweißen es an – so der Plan. Wegen schlechten Wetters wird alles auf den Nachmittag verschoben.

Auf dem Vorbau steht dann der 100 Tonnen schwere Kran. Er soll das klobige Stück Stahl von 92 Tonnen Gewicht hieven. Plus Gerät und Arbeiter lasten rund 200 Tonnen auf der Spitze der halbfertigen Brücke. Es ist zu viel.

Um 14.14 Uhr knickt die Brücke ab. Alles auf ihr rutscht in den Rhein. Maschinen. Und Menschen.

Bauarbeiter: „Wir haben zusammen am äußerten Eck gestanden und haben gewartet.“„Und dann haben wir einen kleinen Knall gehört. Dann hat‘s 20, 30 Sekunden gedauert und dann gings runter.“

ATMO „...Notruf?“

Um 14.18 Uhr gehen die ersten Notrufe ein. Die Feuerwehrtaucher Helmut Mandt und Manfred Sutor rücken als erste aus.

Christine Emmerich: An dieser Stelle sind Sie etwa ins Wasser gegangen. Was hat sich Ihnen für ein Bild geboten, als Sie hier angekommen sind?

Manfred Sutor, ehem. Feuerwehrtaucher: „Ja, wir sind hier drüben angekommen mit einem VW-Busschen und wurden in Empfang genommen. Seht selber zu, wo ihr wassert.“

Helmut Mandt, ehem. Feuerwehrtaucher: „Ein absolutes Katastrophenszenario. Die Brücke war eingestürzt. Alles lief noch hier rum. Und Hektik was geht.“

Der Kran auf der Brücke kippt beim Absturz auf das Transport-Schiff „Tina“. Dessen Kapitän ist das erste Todesopfer. 13 Menschen sterben – 20 werden zum Teil schwer verletzt.

Bauarbeiter: „Verschiedene Köppe habe ich da rumliegen sehen, verschiedene Haarbüschel. Es war ein furchtbares Bild.“

Taucher wie Helmut Mandt und Manfred Sutor versuchen Opfer zu bergen, aber die Zeit verrinnt. Stundenlang immer wieder Tauchgänge. Doch schnell gibt es unter Wasser kein menschliches Leben mehr. Die Körper der Bauarbeiter – sie werden nur noch tot geborgen.

Manfred Sutor, ehem. Feuerwehrtaucher: „Was da los war: Da hat der geschrien fang da oder komm hier hin (...) wo soll denn da einer leben, der schon zwei Stunden im Wasser ist?“

Und es ist November. Das Wasser ist viel zu kalt. Die Tauchanzüge boten damals viel zu wenig Schutz.

Heute würde vieles anders laufen. Wir besuchen eine Taucherübung der Feuerwehr Koblenz. Gibt es Opfer in Flüssen und Seen, werden die Retter binnen Minuten mit dem Hubschrauber zum Einsatzort gebracht und abgeworfen.

Doch an der Südbrücke, wo Trümmer die Arbeiter ins eisige Wasser gedrückt hatten, hätten sich auch die Retter aus dem Hubschrauber schwer getan.

Die Staatsanwaltschaft stellt nach Monaten das Ermittlungsverfahren ein – niemand habe gegen die anerkannten Regeln der Baukunst verstoßen.

Heiner Guckland, ehem. Bauaufsicht Straßenneubauamt: „Durch das Schweißen entstand in dem Bodenblech eine Unebenheit. Es verzog sich das Blech. Und die bis dahin geltenden Vorschriften hatten diese Unebenheiten in den Blechen nicht erfasst.“

Das Schweißen hatte die Bleche weniger stabil gemacht. Das konnten die Ingenieure nicht wissen.

Doch der Einsturz 1971 wird nicht das einzige Unglück beim Bau der Südbrücke bleiben: Bei Betonierarbeiten für einen Brückenpfeiler sterben zwei Jahre später weitere sechs Menschen.



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