Sendedatum: 10.05.2013 • Format, Länge: Rep 1:46 • Sender: ARD
In Deutschland landen laut einer Studie der Uni Stuttgart im Jahr knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Vieles davon wäre noch genießbar gewesen. Der Kunde sei verzogen, sagen Produzenten, wolle Lebensmittel im Überfluss, um die Wahl zu haben. Aber warum ändern wir Verbraucher uns nicht, gibt doch jeder an, Essen im Müll tue ihm im Herzen weh?
Sonne, saftige Triebe und schöne Blüten: Diese Apfelplantage sieht perfekt aus. Trotzdem wird nicht jeder Apfel perfekt aussehen. Und so wird Obstbauer Manfred Schmitt auch dieses Jahr wieder mehr Äpfel produzieren müssen, als am Obststand ankommen. Gut ein Fünftel wird aussortiert. Wegen Äußerlichkeiten, nicht wegen Geschmack oder Haltbarkeit. Der Kunde sei vom Handel so erzogen worden, sagt Schmitt, dass das Naturprodukt perfekt auszusehen hat - ohne Hageldellen oder Schürfstellen vom Ast, an dem der Apfel hing.
O-TON Manfred Schmitt, Obstbauer: "Ja, es wird einfach so sortiert, dass der Kunde, wenn er die fertige Ware präsentiert sieht, denkt, das muss so sein. Er sieht ja nicht das, was nach oben und nach unten aus dem Muster rausgefallen ist. Da bleibt etwas übrig."
Auch Äpfel, die nicht der Norm entsprechen, fliegen raus. Sie dürfen beispielsweise nur wenige Gramm mehr oder weniger wiegen. Und Äpfel sind nur ein Lebensmittel. Der Kunde will aber alles perfekt. Und in großer Auswahl. Die Regale müssen voll für ihn sein.
O-TON Jörg Pretzel, GS1 Germany Unternehmensberatung: "Wenn er, der Verbraucher, das Produkt nicht findet im Regal, dann greift er entweder zu einer anderen Marke oder er wechselt das Geschäft. Und das ist es, was Industrie und Handel verhindern wollen."
Immer perfektere Lebensmittel in immer mehr Auswahl. Das lässt vergessen: "Aus-Wahl" führt auch zu "zweiter Wahl", bedeutet also Reste.
O-TON Stefan Genth, Handelsverband Deutschland: "Es ist eine Verantwortung und ich glaube, dass man mit den Lebensmitteln anders umgehen muss. In den Haushalten muss eben auch wieder mehr gekocht werden. Man muss auch Reste beispielsweise anders verwerten können."
...sagt sogar der Handel, der damit sein Geld verdient und viel dafür tut, damit der Verbraucher möglichst oft einkauft. So fällt es schwer, weniger zu kaufen, um Lebensmittel im Müll zu vermeiden, und öfter auch den nicht so schönen Äpfeln eine Chance zu geben.