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Letzte Aktualisierung: 27.2.2024

• Langer Weg der neuen Landebahn

Sendedatum: 21.10.2011 • Format, Länge: Bericht 2:03 • Sender: SWR

Begleitet von Protesten ist am Frankfurter Flughafen die neue Landebahn Nordwest in Betrieb genommen worden. Damit ist der wichtigste Teil des Flughafenausbaus abgeschlossen. Am Nachmittag landete als erstes eine Maschine mit Bundeskanzlerin Merkel. Bis dahin aber hat es lange gedauert.

Es sind nicht mal drei Kilometer Beton, aber sie haben anderthalb Milliarden Euro gekostet – und die Nerven vieler Beteiligter: 14 Jahre hat es gebraucht, damit ab heute Flugzeuge hier landen können.

17. November 1997:
Im Herbst 1997 fordert der damalige Lufthansa-Chef Jürgen Weber den Bau. Der Flughafen würde sonst bald an die Grenzen seiner Kapazität stoßen.

März 1999:
Als Standort der neuen Bahn ist schnell der Kelsterbacher Wald vorgesehen.

2008/2009:
Hier wird über die Jahre der bunteste Hort des Widerstands gegen die Landebahn entstehen: Ausbaugegner kämpfen und campieren. Monatelang. Sie ketten sich sogar an ihre Freunde, die Bäume, wissen aber, dass sie keine Chance haben.

VOXPOP: "Ich finde es trotzdem wichtig hier zu sein und zu sagen, dass ich es nicht richtig finde!"

Nicht nur aus der jungen, alternativen Ecke kommt Protest, sondern auch aus den bürgerlichen Vierteln der Städte und Dörfer. Bürgerinitiativen positionieren sich, mit der Politik Hand in Hand.

März 1999:
Vor allem die Stadt Mainz wehrt sich gegen die Landebahn und ihren Flugverkehr.

O-TON Jens Beutel, Oberbürgermeister Mainz, März 1999

27. Januar 2008:
Hoffnung bei Landebahngegnern keimt kurz auf, als Rot-grün die hessische Landtagswahl gewinnt,

18. Januar 2009:
platzt aber wieder, als die SPD über das Bündnis mit den Linken stürzt.

12.05.2003:
Doch auch die Wirtschaft steht dem neuen Flugverkehr im Weg: Die Chemiefirma Ticona, mitten in der Einflugschneise, stellt ein Risiko dar, falls hier ein Flugzeug abstürzt. Alles muss weg!

26.09.2011:
Erst mit dem Umzug der kompletten Fabrik mit allen ihren Rohren, Türmen und Kesseln wird auch diese Hürde genommen – 670 Millionen Euro kostet allein das – verblüffend, wie viel knapp drei Kilometer Beton wert sein können.



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• "Ich war dabei": Niki Laudas Unfall auf dem Nürburgring

Sendedatum: 12.06.2011 • Format, Länge: Magazinbeitrag, 7:00 • Sender: SWR

Die Nordschleife des Nürburgrings fasziniert die Rennsportfans seit mehr als 80 Jahren: die schmale Fahrbahn, viele Berg- und Talfahrten, dazu das unberechenbare Wetter. Deshalb und wegen der halsbrecherischen Streckenführung durch den dunklen Wald heißt die Nordschleife auch Grüne Hölle. Einem Rennfahrer ist da zu viel Gefahr im Spiel: Niki Lauda. Er hält den Rundenrekord auf der Nordschleife, aber er hasst die Nordschleife. Am 1. August 1976 wird aus Niki Laudas Angst Wirklichkeit.

Es ist der verrückte Mix für die Sinne: Hitze, Technik, der Geruch von Sprit – alles in der ansonsten stillen Eifel. Männer schrauben am Fahrwerk - Frauen fungieren als Beiwerk. Das Spektakel: der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Mitten drin, direkt an Start und Ziel, steht Feuerwehrmann Heinz Setzlach.

Christine Emmerich: Was war hier für eine Atmosphäre hier auf dem Nürburgring?

Heinz Setzlach, damals Feuerwehrmann: „Die Leute waren begeistert hier von dem ganzen Geschehen. Jeder hat hier dem Start entgegengefiebert.“

Er dominiert die Saison: der amtierende Weltmeister Niki Lauda. Diesmal erreicht er nur Startplatz 2. Aber auf der Nordschleife ist er der schnellste.

Niki Lauda, Rennfahrer: „6:58 Minuten – der Rekord steht heute noch. Ich kann mich an die Runde sehr wohl erinnern. Das war wirklich ein Ritt an der Klinge.“

Genau das wollen die Fans. Sie campieren dafür entlang der Strecke. Eine Viertelmillion Besucher, eine der größten Veranstaltungen Europas. Die Straßen rund um den Ring sind deshalb verstopft. Ein Problem für Rettungswagenfahrer wie Günter Esser.

Günter Esser, damals Rettungsassistent: „Hier standen wir damals, weil es ein größeres Rennen war, mit zwei Fahrzeugen hier. Das war ein Streckensicherungsfahrzeug, das stand an dieser Stelle. Und in Fahrtrichtung dahinter stand unser Rettungswagen, damit wir eben sofort auch die Strecke fahren konnten, wenn eben der Bedarf bestand.“

Und der bestand zu oft. Rund 400 Tote – so schätzt man – soll es bis heute hier gegeben haben. Die Nordschleife: Zu schwer zu fahren, zu leicht zu sterben. Die Wege für Einsatzkräfte: zu lang. Deshalb sollte die Formel 1 an diesem ersten 1. August auch das letzte Mal zu Gast sein. Allen voran, als Sprecher der Fahrervereinigung, rebelliert Niki Lauda schon lange gegen die Nordschleife.

Niki Lauda, Rennfahrer: „Die Fans sind eine Sache, die dort Bier trinken und sich eine Freude machen mit ihren Familien oder Freunden. Und die andere ist die brutale Gefahr des Rennsports. Da treffen zwei Gegensätze aufeinander, die man nicht verbinden kann.“

Doch die Fahrer wollen das letzte Mal beides bieten. Kurz vor dem Start hat es wieder geregnet. Fast alle starten auf Regenreifen. Doch schon in der ersten Runde trocknet die Strecke ab. Reifenwechsel an der Box. Niki Lauda mit der Eins muss eine Aufholjagd starten.

Und dann in Runde 2 passiert es: Mit 250 rast Niki Lauda in eine Felswand. Eine Radaufhängung war gebrochen. Lauda verliert seinen Helm und das Bewusstsein.

Niki Lauda: „Der Merzario war dann der einzige, der sich getraut hat, in dieses Feuer hinein, in dem ich 55 Sekunden gesessen bin mit rund 800 Grad, der mich dann aus dem Auto rausgezogen.“

Hans-Joachim Stuck ist da noch unterwegs. Er rast nichtsahnend auf die Unfallstelle zu.

Hans-Joachim Stuck, Rennfahrer: „ Wie ich um die Kurve rumkam, sah ich, dass da ein Auto liegt. (...) Ich dachte nur eines: ‚Mensch, da sind noch Autos hinter mir!‘ Ich bin dann zurückgerannt um den Knick rum und habe dann versucht, die anderen ganz wild aufzuhalten, damit keiner in die Unfallstelle reinknallt.“

Dann trifft der Rettungswagen ein. Lauda hat Verbrennungen, aber auch lebensgefährliche Verätzungen der Lunge, was lange niemand merkt.

Christine Emmerich: Wie viel Schuld an Ihren schweren Verletzungen hat denn der damalige Stand der Kleidung oder der Sicherheitsmaßnahmen im Auto, der Helm beigetragen?

Niki Lauda: „Na, alles natürlich. Alle Verbrennungen, die ich hier am Kopf hab inklusive meines Ohres, das verloren gegangen ist dort. Das war klar, weil der feuerfeste Schutz der war nur von unten her feuerfest.“

Günter Esser: „Dann haben wir ihn auf die Trage, also auf die Vakuum-Matratze der Trage gelegt und haben ihn ins Fahrzeug reingebracht.“

Hans-Joachim Stuck, Rennfahrer: „Und ihn da zu sehen, wie er dann auf der Bahre lag; und die Schuhe aus und die Fetzen dieses Overalls hingen da auf den offenen Hautstellen - da hats mir schon einen Schauder über den Buckel gejagt.“

Lauda braucht dringend umfassende Behandlung. Der Krankenwagen muss ins Krankenhaus. Aber die nächste Ausfahrt ist Breidscheid und die liegt entgegen der Rennrichtung.

Günter Esser: „Dies war natürlich eines der obersten Gebote auf dem Nürburgring: Es gibt nie ein Befahren gegen die Fahrstrecke, weil es einfach viel zu gefährlich war.“

Hans-Joachim Stuck: „Na hab ich gesagt: ‚Ja, seid’s Ihr völlig bescheuert. Die Ausfahrt Breidscheid liegt einen Kilometer zurück, es stehen alle Formel-1-Autos hier oder an den Boxen, fahrt doch gegen die Strecke zurück.“

Günter Esser: „Das lief soweit einwandfrei bis zur letzten Kurve (...) da kam uns dann noch (...) ein Rennfahrer entgegen. Wie wir im Nachhinein erfahren haben, war das einer, der unterwegs liegengeblieben war und gar nicht mitbekommen hatte, dass das Rennen abgebrochen war“

Niki Lauda kann sich an all‘ das nicht erinnern. Der Aufprall hat in seinem Gedächtnis alle Bilder rund um den Unfall gelöscht.

Christine Emmerich: Welchen Stellenwert in Ihrer Karriere hatte dieser schwere Unfall im August 76?

Niki Lauda: „In der Lebenserfahrung, muss ich im Nachhinein sagen, war das gut für mich. (...) Denn immer wenn’s kompliziert wird, denk ich zurück, was ich dort geschafft habe. Und damit geht man dann beruhigt durchs Leben. Also es war eine schwierige Erfahrung. Aber da ich es überlebt habe und noch immer mit Ihnen hier reden kann, eigentlich eine sehr positive.“

Bereits fünf Wochen nach dem Unfall setzt sich Niki Lauda wieder ins Cockpit. Vom Totenbett auf die Piste. Die noch nicht vollständig verheilten Wunden werden aufplatzen – aber er wird, wie er später sagt, damit seine Angst vorm Rennen überwinden. Und noch zwei Mal Weltmeister.



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