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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Lebensmittelüberfluss: Die Sucht nach perfektem Essen

Sendedatum: 10.05.2013 • Format, Länge: Rep 1:46 • Sender: ARD

In Deutschland landen laut einer Studie der Uni Stuttgart im Jahr knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Vieles davon wäre noch genießbar gewesen. Der Kunde sei verzogen, sagen Produzenten, wolle Lebensmittel im Überfluss, um die Wahl zu haben. Aber warum ändern wir Verbraucher uns nicht, gibt doch jeder an, Essen im Müll tue ihm im Herzen weh?

Sonne, saftige Triebe und schöne Blüten: Diese Apfelplantage sieht perfekt aus. Trotzdem wird nicht jeder Apfel perfekt aussehen. Und so wird Obstbauer Manfred Schmitt auch dieses Jahr wieder mehr Äpfel produzieren müssen, als am Obststand ankommen. Gut ein Fünftel wird aussortiert. Wegen Äußerlichkeiten, nicht wegen Geschmack oder Haltbarkeit. Der Kunde sei vom Handel so erzogen worden, sagt Schmitt, dass das Naturprodukt perfekt auszusehen hat - ohne Hageldellen oder Schürfstellen vom Ast, an dem der Apfel hing.

O-TON Manfred Schmitt, Obstbauer: "Ja, es wird einfach so sortiert, dass der Kunde, wenn er die fertige Ware präsentiert sieht, denkt, das muss so sein. Er sieht ja nicht das, was nach oben und nach unten aus dem Muster rausgefallen ist. Da bleibt etwas übrig."

Auch Äpfel, die nicht der Norm entsprechen, fliegen raus. Sie dürfen beispielsweise nur wenige Gramm mehr oder weniger wiegen. Und Äpfel sind nur ein Lebensmittel. Der Kunde will aber alles perfekt. Und in großer Auswahl. Die Regale müssen voll für ihn sein.

O-TON Jörg Pretzel, GS1 Germany Unternehmensberatung: "Wenn er, der Verbraucher, das Produkt nicht findet im Regal, dann greift er entweder zu einer anderen Marke oder er wechselt das Geschäft. Und das ist es, was Industrie und Handel verhindern wollen."

Immer perfektere Lebensmittel in immer mehr Auswahl. Das lässt vergessen: "Aus-Wahl" führt auch zu "zweiter Wahl", bedeutet also Reste.

O-TON Stefan Genth, Handelsverband Deutschland: "Es ist eine Verantwortung und ich glaube, dass man mit den Lebensmitteln anders umgehen muss. In den Haushalten muss eben auch wieder mehr gekocht werden. Man muss auch Reste beispielsweise anders verwerten können."

...sagt sogar der Handel, der damit sein Geld verdient und viel dafür tut, damit der Verbraucher möglichst oft einkauft. So fällt es schwer, weniger zu kaufen, um Lebensmittel im Müll zu vermeiden, und öfter auch den nicht so schönen Äpfeln eine Chance zu geben.



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• "Ich war dabei": Niki Laudas Unfall auf dem Nürburgring

Sendedatum: 12.06.2011 • Format, Länge: Magazinbeitrag, 7:00 • Sender: SWR

Die Nordschleife des Nürburgrings fasziniert die Rennsportfans seit mehr als 80 Jahren: die schmale Fahrbahn, viele Berg- und Talfahrten, dazu das unberechenbare Wetter. Deshalb und wegen der halsbrecherischen Streckenführung durch den dunklen Wald heißt die Nordschleife auch Grüne Hölle. Einem Rennfahrer ist da zu viel Gefahr im Spiel: Niki Lauda. Er hält den Rundenrekord auf der Nordschleife, aber er hasst die Nordschleife. Am 1. August 1976 wird aus Niki Laudas Angst Wirklichkeit.

Es ist der verrückte Mix für die Sinne: Hitze, Technik, der Geruch von Sprit – alles in der ansonsten stillen Eifel. Männer schrauben am Fahrwerk - Frauen fungieren als Beiwerk. Das Spektakel: der Große Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Mitten drin, direkt an Start und Ziel, steht Feuerwehrmann Heinz Setzlach.

Christine Emmerich: Was war hier für eine Atmosphäre hier auf dem Nürburgring?

Heinz Setzlach, damals Feuerwehrmann: „Die Leute waren begeistert hier von dem ganzen Geschehen. Jeder hat hier dem Start entgegengefiebert.“

Er dominiert die Saison: der amtierende Weltmeister Niki Lauda. Diesmal erreicht er nur Startplatz 2. Aber auf der Nordschleife ist er der schnellste.

Niki Lauda, Rennfahrer: „6:58 Minuten – der Rekord steht heute noch. Ich kann mich an die Runde sehr wohl erinnern. Das war wirklich ein Ritt an der Klinge.“

Genau das wollen die Fans. Sie campieren dafür entlang der Strecke. Eine Viertelmillion Besucher, eine der größten Veranstaltungen Europas. Die Straßen rund um den Ring sind deshalb verstopft. Ein Problem für Rettungswagenfahrer wie Günter Esser.

Günter Esser, damals Rettungsassistent: „Hier standen wir damals, weil es ein größeres Rennen war, mit zwei Fahrzeugen hier. Das war ein Streckensicherungsfahrzeug, das stand an dieser Stelle. Und in Fahrtrichtung dahinter stand unser Rettungswagen, damit wir eben sofort auch die Strecke fahren konnten, wenn eben der Bedarf bestand.“

Und der bestand zu oft. Rund 400 Tote – so schätzt man – soll es bis heute hier gegeben haben. Die Nordschleife: Zu schwer zu fahren, zu leicht zu sterben. Die Wege für Einsatzkräfte: zu lang. Deshalb sollte die Formel 1 an diesem ersten 1. August auch das letzte Mal zu Gast sein. Allen voran, als Sprecher der Fahrervereinigung, rebelliert Niki Lauda schon lange gegen die Nordschleife.

Niki Lauda, Rennfahrer: „Die Fans sind eine Sache, die dort Bier trinken und sich eine Freude machen mit ihren Familien oder Freunden. Und die andere ist die brutale Gefahr des Rennsports. Da treffen zwei Gegensätze aufeinander, die man nicht verbinden kann.“

Doch die Fahrer wollen das letzte Mal beides bieten. Kurz vor dem Start hat es wieder geregnet. Fast alle starten auf Regenreifen. Doch schon in der ersten Runde trocknet die Strecke ab. Reifenwechsel an der Box. Niki Lauda mit der Eins muss eine Aufholjagd starten.

Und dann in Runde 2 passiert es: Mit 250 rast Niki Lauda in eine Felswand. Eine Radaufhängung war gebrochen. Lauda verliert seinen Helm und das Bewusstsein.

Niki Lauda: „Der Merzario war dann der einzige, der sich getraut hat, in dieses Feuer hinein, in dem ich 55 Sekunden gesessen bin mit rund 800 Grad, der mich dann aus dem Auto rausgezogen.“

Hans-Joachim Stuck ist da noch unterwegs. Er rast nichtsahnend auf die Unfallstelle zu.

Hans-Joachim Stuck, Rennfahrer: „ Wie ich um die Kurve rumkam, sah ich, dass da ein Auto liegt. (...) Ich dachte nur eines: ‚Mensch, da sind noch Autos hinter mir!‘ Ich bin dann zurückgerannt um den Knick rum und habe dann versucht, die anderen ganz wild aufzuhalten, damit keiner in die Unfallstelle reinknallt.“

Dann trifft der Rettungswagen ein. Lauda hat Verbrennungen, aber auch lebensgefährliche Verätzungen der Lunge, was lange niemand merkt.

Christine Emmerich: Wie viel Schuld an Ihren schweren Verletzungen hat denn der damalige Stand der Kleidung oder der Sicherheitsmaßnahmen im Auto, der Helm beigetragen?

Niki Lauda: „Na, alles natürlich. Alle Verbrennungen, die ich hier am Kopf hab inklusive meines Ohres, das verloren gegangen ist dort. Das war klar, weil der feuerfeste Schutz der war nur von unten her feuerfest.“

Günter Esser: „Dann haben wir ihn auf die Trage, also auf die Vakuum-Matratze der Trage gelegt und haben ihn ins Fahrzeug reingebracht.“

Hans-Joachim Stuck, Rennfahrer: „Und ihn da zu sehen, wie er dann auf der Bahre lag; und die Schuhe aus und die Fetzen dieses Overalls hingen da auf den offenen Hautstellen - da hats mir schon einen Schauder über den Buckel gejagt.“

Lauda braucht dringend umfassende Behandlung. Der Krankenwagen muss ins Krankenhaus. Aber die nächste Ausfahrt ist Breidscheid und die liegt entgegen der Rennrichtung.

Günter Esser: „Dies war natürlich eines der obersten Gebote auf dem Nürburgring: Es gibt nie ein Befahren gegen die Fahrstrecke, weil es einfach viel zu gefährlich war.“

Hans-Joachim Stuck: „Na hab ich gesagt: ‚Ja, seid’s Ihr völlig bescheuert. Die Ausfahrt Breidscheid liegt einen Kilometer zurück, es stehen alle Formel-1-Autos hier oder an den Boxen, fahrt doch gegen die Strecke zurück.“

Günter Esser: „Das lief soweit einwandfrei bis zur letzten Kurve (...) da kam uns dann noch (...) ein Rennfahrer entgegen. Wie wir im Nachhinein erfahren haben, war das einer, der unterwegs liegengeblieben war und gar nicht mitbekommen hatte, dass das Rennen abgebrochen war“

Niki Lauda kann sich an all‘ das nicht erinnern. Der Aufprall hat in seinem Gedächtnis alle Bilder rund um den Unfall gelöscht.

Christine Emmerich: Welchen Stellenwert in Ihrer Karriere hatte dieser schwere Unfall im August 76?

Niki Lauda: „In der Lebenserfahrung, muss ich im Nachhinein sagen, war das gut für mich. (...) Denn immer wenn’s kompliziert wird, denk ich zurück, was ich dort geschafft habe. Und damit geht man dann beruhigt durchs Leben. Also es war eine schwierige Erfahrung. Aber da ich es überlebt habe und noch immer mit Ihnen hier reden kann, eigentlich eine sehr positive.“

Bereits fünf Wochen nach dem Unfall setzt sich Niki Lauda wieder ins Cockpit. Vom Totenbett auf die Piste. Die noch nicht vollständig verheilten Wunden werden aufplatzen – aber er wird, wie er später sagt, damit seine Angst vorm Rennen überwinden. Und noch zwei Mal Weltmeister.



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