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Letzte Aktualisierung: 27.2.2024

• Ich war dabei! Die Geiselnahme von Trier

Sendedatum: 20.06.2013 • Format, Länge: Rep 4:50 • Sender: SWR
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Die Paulinstraße in Trier ist eine ganz normale Geschäftsstraße. Viele Menschen erledigen hier ihre Besorgungen. Am Nachmittag des 27. Novembers 1972, kurz nach 16 Uhr, betreten zwei Kunden hier den Waffenladen von Hermann Weber. Ein Schuss fällt. Was dann passiert, hält die Stadt fast 24 Stunden lang in Atem und wird als erste Geiselnahme von Rheinland-Pfalz in die Geschichte des Landes eingehen.

Montag in Trier - es könnte ein ganz normaler Start in die Woche werden. Kripobeamter Arno Reichard ist gerade in einem Zivilfahrzeug auf dem Weg in die Stadt. Es geht durch die Paulinstraße am Waffengeschäft Weber vorbei, da erhalten er und sein Kollege einen Funkspruch.

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Überfall auf das Waffengeschäft Weber! Ich habe das Fahrzeug hier auf den Bürgersteig gelenkt, Motor ausgeschaltet und bin sofort zum Waffengeschäft gelaufen.“

Polizist Reichard hat gelernt: Rein ins Geschäft! Täter überwältigen! Leben retten! Sein eigenes? Das vergisst er dabei.

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Da bin ich in diese Hausnische reingestürzt und im letzten Moment sehe ich den Täter mit angelegtem Gewehr, wie er auf die Inhaberin zielt. Er drehte sich in meine Richtung. Es fällt ein Schuss – praktisch mir durch die Haare in die Wand hinter mir.“

Eine Schießerei! Die Täter haben fünffache Mutter als Geisel! Das treibt alle Einsatzkräfte in die Paulinstraße. Sie wird abgesperrt. Panzerwagen fahren auf. Scharfschützen beziehen Position. Das Spektakel zieht halb Trier an. Und Journalisten aus ganz Deutschland – wie Horst Reber.

Christien Emmerich: „An diesem 27. November 1972. Wie haben Sie von dieser Geiselnahme hier in Trier erfahren?“

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Ich saß in der Redaktion der BILD-Zeitung und habe gerade eine Geschichte geschrieben über Catharina Valente. Und da rief mich mein Chef an und sagte: ‚Hö’ma, Du musst sofort nach Trier fahren. Da ist eine Geiselnahme.‘“

Während Horst Reber durch den Feierabendverkehr von Frankfurt ins 200 Kilometer entfernte Trier fährt, spitzt sich dort die Lage zu. Die Geiselnehmer lassen die Polizei nach ihrer Pfeife tanzen, ballern immer wieder wild aus dem Laden, wollen eine halbe Million Mark Lösegeld. Die Einsatzleiter sind überfordert: Zum Beispiel sollen die Besitzer selbst ihre Autos aus dem Schussfeld vor dem Geschäft wegfahren.
Journalisten wie Horst Reber werden schräg gegenüber in diesen Friseursalon geschickt.

Christine Emmerich: Was war hier drin los?
Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Es war ein kunterbuntes Durcheinander, ein Gedränge, es war eine Situation . Man hat nur gemerkt, hier ist der Deufel los.“

Zwischen Trockenhauben und Lockenwicklern redet die Polizei Klartext: Die herzkranke und schwangere Geisel hält nicht länger durch. Sie muss ausgetauscht werden.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Das war ja dann auch der Zeitpunkt, wo ich in meiner Spontaneität gesagt habe: ‚Also, wenn ich helfen kann, dann mache ich das.“

Horst Reber wiegt seines gegen das Leben einer fünffachen Mutter auf. Es kommt zum Austausch, morgens um sieben Uhr.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Mit erhobenen Händen ging ich dann also rüber zu dem Eingang des Geschäftes und gleichzeitig wurde Frau Weber dirigiert über Megaphon, dass sie rauskommt. Frau Weber hatte so Angst erfüllte Augen und dann ging ich an ihr vorbei – alles immer mit Megaphon – und dann war ich drin.“

Nun sitzt der Journalist – schon mehr als 24 Stunden wach – im Laden vor den Geiselnehmern. Neun Stunden lang verwickelt er sie in Gespräche, will ein Vertrauensverhältnis aufbauen, führt für sie sogar die Verhandlungen.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Also sie wollten ja 500.000 Mark Lösegeld haben. Da habe ich gesagt: ‚Ej, Jungs, seid Ihr verrückt? Mit 500.000 Mark werdet Ihr bis ans Ende der Welt gejagt. Seid mal bescheidener!‘“

Und es wirkt: Statt der halben Million wollen sie dann nur noch 40.000, Vorsprung und einen Fluchtwagen. Der wird vor den Augen tausender Schaulustiger vors Haus gefahren. Die Geiselnehmer kommen raus, Horst Reber im weißen Regenmantel zwischen ihnen.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Ich musste nur schauen, dass ich jetzt keinen Fehler mache, dass nicht noch eine Unbesonnenheit zu irgendeinem Schusswechsel führt.“

Aber es fällt kein Schuss, und ihre Geisel Horst Reber lassen die Verbrecher einfach stehen. Ein Peilsender im Fluchtwagen wird es ihnen unmöglich machen, zu entkommen. Ihren Versuch, Waffen für einen Banküberfall zu rauben, beendet die Polizei außerhalb der Stadt. Ein Bahnübergang zwingt das Fluchtauto zum Halten. Die Polizei schießt aus den Hubschraubern!

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Das Fahrzeug war nachher ziemlich durchlöchert. Wenn man das gesehen hat, frägt man sich, dass da jemand überhaupt lebend rausgekommen ist.“

Lebend rausgekommen ist auch Horst Reber. Er wird gefeiert, erhält später das Bundesverdienstkreuz. Noch heute, 40 Jahre später, erinnern Einschusslöcher im Haus gegenüber an die Geiselnahme von Trier.



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• So funktioniert der Fiskalpakt

Sendedatum: 24.05.2012 • Format, Länge: Erklärstück, 2:36 • Sender: ARD

Es dürften spannende Gespräche werden heute Nachmittag in Berlin. Die Kanzlerin trifft sich mit den Spitzen von SPD und Grünen und will sondieren, was die beiden Oppositionsparteien vom europäischen Fiskalpakt halten. Denn er muss vom Bundesrat und Bundestag noch ratifiziert werden. Der Pakt zwingt 25 Länder der EU dazu, weniger neue Schulden zu machen.

Wer sich den Fiskalpakt durchliest, könnte meinen, bisher hätten die meisten Staatslenker der EU Schuldenmachen wie Tanken verstanden: Geht auf dem Weg zu den wirtschaftspolitischen Zielen das Geld aus, wird einfach neues nachgezapft und vollgetankt. Damit soll in Zukunft Schluss sein.

Der Fiskalpakt erlaubt grundsätzlich nur eine Neuverschuldung bis zu 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Und: Alle Schulden, die 60 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Landes übersteigen, müssen abgebaut werden.

Meistens nehmen Staaten aber Schulden auf, wenn die Wirtschaftsleistung sinkt, um mit Konjunkturprogrammen die Krise zu überbrücken. Das soll auch weiter möglich sein. Aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. In der jetzigen Griechenland/Euro-Krise etwa nicht.

O-TON Prof. Philipp Harms, Professor für Volkswirtschaft Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: „Im Moment haben wir eine Staatsfinanzenkrise und wenn jetzt ein Staat wie Frankreich ein kreditfinanziertes Konjunkturprogramm auflegen würde, dann würden die Kapitalmärkte die Kreditwürdigkeit von Frankreich noch stärker in Zweifel ziehen und das wäre für Frankreich ein großes Problem.“

Es sind strenge Regeln, die sich die Staats- und Regierungschefs da Anfang März auferlegt haben. Und diese Regeln wollen sie auch streng kontrollieren: Das gemeinsame Sparen soll in den nationalen Gesetzen der Länder verankert werden, am besten in deren jeweiligen Verfassungen. Tritt eine Regierung trotzdem zu stark aufs Gas, kann sie dann in ihrem eigenen Land (etwa von der Opposition) vor Gericht gebracht werden. Das sei ein höheres Druckmittel als im bisherigen Stabilitätspakt.

O-TON Prof. Philipp Harms, Professor für Volkswirtschaft Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: „Darin sehe ich eigentlich auch die große Signalwirkung, dass ein Land wie Frankreich, ein Land wie Spanien eine Art Schuldenbremse nach deutschem Vorbild in nationales Recht überführt und damit den Finanzmärkten signalisiert, dass die Staatsverschuldung nicht ausufert.“

Doch was ist, wenn ein Land den Fiskalpakt nicht in die eigene Rechtsprechung übernimmt? Dann könnte die EU-Kommission den Sünder vor den europäischen Gerichtshof ziehen. Hier drohten dann drastische Strafen: Bis zu 0,1 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung. Klingt nicht viel, für Deutschland hieße das aber locker zweieinhalb Milliarden Euro.

25 der 27 Staatslenker der EU haben sich für das kontrollierte Geld-Tanken entschieden. Nun muss der Fiskalpakt nur noch von mindestens 12 Euro-Staaten ratifiziert werden. Großbritannien und Tschechien haben den Fiskalpakt abgelehnt. Nicht ohne Folgen: Ginge ihnen in einer Krise das Geld aus, dann bliebe der EU-Rettungsfond für sie verschlossen.



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