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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Tote Polizisten: Inszenierung eines Selbstdarstellers

Sendedatum: 30.11.2022 • Format, Länge: Rep 2:49 • Sender: ARD

Ziemlich genau vor zehn Monaten, am 31. Januar, starben zwei Polizisten bei einer Fahrzeugkontrolle im westpfälzischen Kreis Kusel. Sie hatten zwei Wilderer auf der Tat ertappt, einer von ihnen griff zu Waffen und schoss. Heute das Urteil: lebenslange Haft, mindestens 15 Jahre lang muss der Haupttäter mindestens hinter Gitter. Fünf Monate dauerte der Prozess und zeigte, was das für ein Mensch ist, der wegen einer verhältnismäßig kleinen Tat zwei Menschenleben auslöscht.

21 Prozesstage zeichnen ein zwiespältiges Bild des Angeklagten: Laut Zeugen überdurchschnittlich intelligent; ein liebevoller Mann und Vater von vier Kindern; seit seinem 16. Lebensjahr Jäger, exzellenter Schütze, der sein Talent gern am Eigenheim im Saarland zeigt. Doch er verliert wegen verschiedener Vergehen seinen Jagdschein; macht mit einer Bäckereikette bankrott und knapp zweieinhalb Millionen Euro Schulden; manipulativ, sich selbst überschätzend, Eigenschaften eines Psychopathen, lauten andere Beschreibungen vor dem Landgericht Kaiserslautern. Und sie kommen auch im Prozessverlauf immer wieder zum Vorschein.
So werden es 21 nur schwer erträgliche Prozesstage für Angehörige wie die Schwester der Getöteten.

O-TON Kathrin, Schwester der Getöteten: „Man ist gefasst, man versucht sich zu beruhigen ... mal gern die Meinung sagen und so muss man alles mit sich selber ausmachen.“

Der Angeklagte versucht den Gerichtssaal zu seiner Bühne zu machen. Seine Inszenierung: Der Tod einer 24 Jahre alten angehenden Polizistin und ihres Kollegen, 32, sei Folge von Notwehr. Ziemlich genau vor zehn Monaten hier auf dieser Kreisstraße in der Westpfalz: Verkehrskontrolle, plötzlich Schüsse. Es ist Nacht, dunkel. Da habe der Angeklagte, behauptet er, nur blind zurückgeschossen - zur Verteidigung.

Doch die Beweise sprechen gegen ihn. Das Gericht findet drastische Worte, die auch die Kollegen der Toten erschüttern.

O-TON Jochen Kopelke, Vorsitzender Gewerkschaft der Polizei: „Bei der Urteilsverlesung fielen Worte wie Monster, Hinrichten. Ich habe Gänsehaut. Das ist wirklich schwer zu ertragen. Als Polizist. Und ich mag mir gar nicht ausmalen, was das für die Familien und Angehörigen bedeutet.“

Auch nicht auszumalen war, welche Reaktionen damals auf die Tat folgten: Denn während das Verbrechen für Entsetzen sorgt, überall in Deutschland Polizistinnen und Polizisten zu Schweigeminuten zusammenkommen, entfesselt sich gleichzeitig im Internet menschenverachtender Hass:

2. OFFSPRECHER „Zum Glück hats nur Bullen getroffen“ – „Sinnvoll, wenn Polizeiangestellte erschossen werden, das reduziert Steuern.“

Weil sein Wilderei-Gehilfe als Kronzeuge maßgeblich zur Aufklärung beigetragen habe, so das Gericht, bleibt er von einer Haftstrafe verschont.
Der Haupttäter aber dürfte nun für mehr als 15 Jahre hinter Gittern leben, weil das Gericht die besondere Schwere der Schuld feststellt und eine lebenslange Haft verhängt.

O-TON Kai-Daniel Weil, Anwalt der Familie des Getöteten: „Das wird der Beginn einer langen Trauerarbeit sein. Wunden nicht verheilt, aber jetzt kann ein Anfang dahingehend gemacht werden.“

...wenn die Verteidiger des Hauptangeklagten auf Rechtsmittel verzichten. Ansonsten könnten die Hinterbliebenen nicht mit der Tat abschließen, jetzt vor Weihnachten, wenn zwei Menschen aus ihrer Mitte fehlen werden, weil sie hier ihre Arbeit machten.



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• 50 Jahre Perlenflasche: Glassiker

Sendedatum: 28.08.2019 • Format, Länge: Rep 2:07 • Sender: ARD

Da gab es die Cola-Flasche, inspiriert von der Taille einer Frau. Und auch Chanel Nummer 5 schuf einen Designklassiker aus Glas. Und dann heute vor 50 Jahren die Perlenflasche: deutsch, pragmatisch, robust.

Immerhin mit Perlen auf ihrem Dekolleté. Ganze 230! Doch Perlen und Taille hat sie vor allem, damit sie nicht durch Fettfinger rutscht. Und auch das uncharmant: Abnutzungsstreifen, Falten eines Flaschenlebens! Sind sie zu breit, fliegt die Flasche aus dem Mehrwegkreislauf.

50 mal ist sie dann gewaschen, gefüllt, geleert und zurückgegeben worden. Ihre Skulpturalität unterwirft sich der Automatisation: Maschinen mögen Schraub- keine Bügelverschlüsse, wie sie vorher die Wasserflasche krönten.

Bis heute wurden fünfeinhalb Milliarden Flaschen hergestellt. Die Idee von Anbeginn an: Es muss möglich sein, sie fast überall in Deutschland abgeben zu können, sodass sie nicht weit zum nächsten Brunnen transportiert werden muss. Wenig Weg auf dem Mehrweg, Sortieraufwand in Grenzen halten. Und: Den hunderten Abfüllern Platz für ihre Etiketten und Marketing-Gags lassen:

Werbespot: “Klasse! Hassia hat jetzt Klebebilder! Hassia Orange und Hassia Zitrone mit Klebebildern aus dem Hassia-Quellreich."

Glasklar genial, wäre da nicht ihr Gewicht. 600 Gramm Glas für 700 Milliliter Wasser: gar nicht effizient, gar nicht treppenhausfreundlich. Folgerichtig kam dann 1996 das leichte Plastikpendant.

Ausgerechnet ein Umweltminister machte ihr dann richtig zu schaffen: Einwegflaschenpfand wirkte wie eine Art Absolution, statt aus der ökologischen Glasflasche aus Plastik zu nuckeln. Der Perlenflaschenmarktanteil: geschmolzen von einst 93 auf 12 Prozent.

Doch jetzt, wo Mikroplastik in aller Munde ist, kommt sie wieder in Mode. Darum lass Dich feiern, Ikone durstlöschender Sachlichkeit. Glückauf! Hals- und Glasbruch! Du gehörst noch lange nicht zum alten Eisen.



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