MAZ1

MAZ2

MAZ3

MAZ4

MAZ5

MAZ6

SNG1

n-1

KONTROLL1
JASOtv aktuell
LIVE

KONTROLL2
JASOtv Magazin
STUDIO B

EURON

EUROE

EUROS

EUROW

ATM

STERNPUNKT FFM
Seien Sie Ihr eigener Regisseur und klicken Sie auf die Bilder der Monitorwand, um Videos zu starten.
JASO.tv
...zum jasoweb.de


Textarchiv

Letzte Aktualisierung: 27.2.2024

• 100 Jahre Päckchen: Zusammengeschürte Aufmerksamkeit

Sendedatum: 30.12.2019 • Format, Länge: MAZ 1:48 • Sender: ARD

Pakete wurden schon Mitte des 17. Jahrhunderts angenommen. Das Päckchen bis 1 kg wurde am 1. Januar 1920 im Reichspostgebiet nach dem Vorbild anderer Postverwaltungen eingeführt. Mit ihm konnte jeder gewöhnliche Deutsche aber das erste Mal erschwinglich Dinge von damals maximal 1kg von A nach B verschicken (die Gewichtsgrenze variierte seither immer wieder zwischen 1 und 2 kg).

Es ist zusammengeschnürte Aufmerksamkeit, wenn nicht mehr:

MUSIK: „In jedem Päckchen steckt ein wenig Liebe, die zueinander führt und man im Herzen spürt.“

00:16 – 00:25 INSERT BIS OTON „1962“

Dafür überwand das Päckchen sogar die innerdeutsche Grenze: Lebensmittel für drüben - Westdeutsche verschickten sie in tausenden Päckchen in die DDR…

00:26 OTON Cornelia Freidank-Krüpe, Fernsehreporterin, 1962: „…damit Menschen geholfen werden kann, die heute noch für Fleisch, Citrusfrüchte und vieles mehr Schlange stehen müssen, wenn sie diese Dinge überhaupt kaufen können.“

Aber bei zwei Kilo ist Schluss! Das ist das Manko vom Päckchen im Gegensatz zum Paket, seinem großen Bruder, und das macht es dem leichten Postpäckchen so schwer:

Es ist nicht geeignet für den gewerblichen Onlinehandel, der die Zustellung der Ware gewährleisten muss.

Es ist nicht briefkastenkompatibel, es bietet in der Regel keine Sendungsverfolgung, ist zumindest bei der Deutschen Post grundsätzlich unversichert, materiell meist wenig wert, trotzdem und gerade deshalb schnell in anderen Händen als geplant.

Schade um den immateriellen Wert! Liefert es doch auch Verheißung: Was ist wohl drin? Was ist sein Geheimnis?

Am ersten Januar 1920 wurde im Reichspostgebiet, wie es damals hieß, das Päckchen eingeführt. Einhundert Jahre später wäre es mal wieder Zeit, es zu packen und zu verschicken – ohne Anlass wie Weihnachten oder Geburtstag. Einfach nur der kleinen Aufmerksamkeit wegen.

MUSIK: „Ich wünsch mir sieben Päckchen, nicht weniger, nicht mehr.“

GERÄUSCH Scratch Plattennadel

Ach ja, eines noch: Die Post bittet darum, die Paketschnur abzukleben. Sonst verheddert sich das althergebrachte Päckchen vielleicht in der modernen Sortieranlage.



zurück zur Suche | zurück zur Startseite

• Gewalt gegen Andersdenkende: Wieder salonfähig?

Sendedatum: 09.12.2017 • Format, Länge: Rep 3:00 • Sender: ARD

„Ausländer raus“ schallt es rechts, „Nazis raus“ heißt es links. Der größte Unterschied beider Flügel zeigt sich in ihrem Feindbild: Auf der rechtsextremen Seite ist der Feind Nummer eins nicht die ‚links-grünversiffte Zecke’, sondern der Migrant, der einzelne Mensch. Links hingegen schwebt eine gerechtere, soziale, faire Welt vor. Gewalt von Links erscheint so im besseren Licht, da sei Gewalt doch nur ein Mittel zum Zweck und weniger Ausdruck eines Hassgefühls wie bei Rechtsextremen. Derweil ist die Gewalt für die scheinbar Gute Welt des Linken genauso bedrohlich. Historiker rechnen gerne mal vor: Allein im 20. Jahrhundert starben 100 Millionen Menschen im Namen des Sozialismus. Und schließlich steht fest: Jede Gewalttat ist eine zu viel. Trotzdem: Sie scheint von vielen Menschen akzeptiert, die Gewalt als Kampfmittel.

Von ihrer politischen Gesinnung her könnten sie weiter nicht auseinanderliegen. Trotzdem eint sie etwas: Sie erlebten Gewalt, Gewalt wegen ihrer Denkweise.

Michael Richter, Stadtrat der Linken. Die rechtsnationalistische "Gruppe Freital" soll vor zwei Jahren sein Auto gesprengt haben, steht unter anderem deshalb derzeit vor Gericht. Als Geschädigter erhielt Michael Richter Akteneinsicht.

O-TON Michael Richter, Die Linke, Stadtrat in Freital: „Wenn man dann so Chat-Protokolle liest, dass die Sprengmeister doch eigentlich gute Arbeit gemacht haben aber noch nicht ausreichend gut und die Leute dann noch per Telefon kommuniziert haben, um dann eventuell wieder Anschläge auf den Pkw zu verüben, wenn dann der Herr Richter im Pkw sitzt. Das ist schon ein bisschen beklemmend und furchteinflösend.“

Deshalb packte Michael Richter ein. Er zog von Sachsen nach Bayern. Fehlende Solidarität, das Ergebnis der Bundestagswahl und zu Guter letzt ein Jobangebot hatten ihn in seinem Entschluss bestärkt. Trotzdem:

O-TON Michael Richter, Stadtrat Die Linke: „Es ist ein radikaler Neuanfang. Der lässt sich nicht vermeiden. Entweder will ich weiter leben oder ich muss halt gehen. Da entscheidet man sich fürs Gehen und weiter Leben."

Flucht als Folge von Gewalt gegen Andersdenkende. Die erfuhr auch er: Uwe Junge, Chef der AfD Rheinland-Pfalz. Hier an diesem Ort in der Mainzer Innenstadt, ein Sommerabend 2016. Eine Faust fliegt, Bruch von Jochbein und Oberkiefer. Später dann das Auto seiner Frau in der Hauseinfahrt: angezündet.

O-TON Uwe Junge, Vorsitzender AfD Rheinland-Pfalz: „Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat. Wir haben in diesem Rechtsstaat alle Möglichkeiten, unsere Rechte durchzusetzen. Das darf nicht mit körperlicher Gewalt geschehen, das ist doch völlig klar. Da ist es auch völlig unerheblich, wen es da trifft.“

Würden das nur alle so sehen. Links wie rechts verübten 2016 erstmals seit Jahren gleichviele Gewalttaten (links 1.702 / rechts 1.698). Es gab 653 Verletzte als Folge linker Gewalt. Es gab fast doppelt so viele infolge rechter Gewalt.
Anders die Gewalt der politischen Lager gegeneinander: Linke verübten sie gegen rechts deutlich öfter als umgekehrt.

Viele Zahlen, viel Raum zur Interpretation. So dient Statistik mal für die eine, mal für die andere Seite zur Rechtfertigung. Derweil zeigt die Geschichte: Die Gewalt gegen Andersdenkende war immer ein beliebtes Machtmittel im Kommunismus oder in den faschistischen Diktaturen der Welt. Dass sie wegen innenpolitischer Polarisierung nun wieder Thema wird: kein gutes Zeichen.

O-TON Werner J. Patzelt, Politikwissenschaftler Technische Universität Dresden: „Das beeinträchtigt natürlich Demokratie. Sie lebt vom Streit, von der Freiheit zu sagen und zu tun, was man wirklich für richtig hält. Und so eine Demokratie steckt es nicht weg, wenn sich ein Klima der öffentlichen Heuchelei und des Duckmäusertums und der Angst vor Gewalttätigkeit politisch Andersdenkender ausbreitet.“

So sehen das auch Michael Richter und Uwe Junge. Neben der Gewalt, die sie erfahren haben, also noch etwas, was die beiden eint.



zurück zur Suche | zurück zur Startseite

Alle 922 Texte anzeigen

Impressum