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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Ich war dabei! Die Geiselnahme von Trier

Sendedatum: 20.06.2013 • Format, Länge: Rep 4:50 • Sender: SWR
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Die Paulinstraße in Trier ist eine ganz normale Geschäftsstraße. Viele Menschen erledigen hier ihre Besorgungen. Am Nachmittag des 27. Novembers 1972, kurz nach 16 Uhr, betreten zwei Kunden hier den Waffenladen von Hermann Weber. Ein Schuss fällt. Was dann passiert, hält die Stadt fast 24 Stunden lang in Atem und wird als erste Geiselnahme von Rheinland-Pfalz in die Geschichte des Landes eingehen.

Montag in Trier - es könnte ein ganz normaler Start in die Woche werden. Kripobeamter Arno Reichard ist gerade in einem Zivilfahrzeug auf dem Weg in die Stadt. Es geht durch die Paulinstraße am Waffengeschäft Weber vorbei, da erhalten er und sein Kollege einen Funkspruch.

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Überfall auf das Waffengeschäft Weber! Ich habe das Fahrzeug hier auf den Bürgersteig gelenkt, Motor ausgeschaltet und bin sofort zum Waffengeschäft gelaufen.“

Polizist Reichard hat gelernt: Rein ins Geschäft! Täter überwältigen! Leben retten! Sein eigenes? Das vergisst er dabei.

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Da bin ich in diese Hausnische reingestürzt und im letzten Moment sehe ich den Täter mit angelegtem Gewehr, wie er auf die Inhaberin zielt. Er drehte sich in meine Richtung. Es fällt ein Schuss – praktisch mir durch die Haare in die Wand hinter mir.“

Eine Schießerei! Die Täter haben fünffache Mutter als Geisel! Das treibt alle Einsatzkräfte in die Paulinstraße. Sie wird abgesperrt. Panzerwagen fahren auf. Scharfschützen beziehen Position. Das Spektakel zieht halb Trier an. Und Journalisten aus ganz Deutschland – wie Horst Reber.

Christien Emmerich: „An diesem 27. November 1972. Wie haben Sie von dieser Geiselnahme hier in Trier erfahren?“

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Ich saß in der Redaktion der BILD-Zeitung und habe gerade eine Geschichte geschrieben über Catharina Valente. Und da rief mich mein Chef an und sagte: ‚Hö’ma, Du musst sofort nach Trier fahren. Da ist eine Geiselnahme.‘“

Während Horst Reber durch den Feierabendverkehr von Frankfurt ins 200 Kilometer entfernte Trier fährt, spitzt sich dort die Lage zu. Die Geiselnehmer lassen die Polizei nach ihrer Pfeife tanzen, ballern immer wieder wild aus dem Laden, wollen eine halbe Million Mark Lösegeld. Die Einsatzleiter sind überfordert: Zum Beispiel sollen die Besitzer selbst ihre Autos aus dem Schussfeld vor dem Geschäft wegfahren.
Journalisten wie Horst Reber werden schräg gegenüber in diesen Friseursalon geschickt.

Christine Emmerich: Was war hier drin los?
Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Es war ein kunterbuntes Durcheinander, ein Gedränge, es war eine Situation . Man hat nur gemerkt, hier ist der Deufel los.“

Zwischen Trockenhauben und Lockenwicklern redet die Polizei Klartext: Die herzkranke und schwangere Geisel hält nicht länger durch. Sie muss ausgetauscht werden.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Das war ja dann auch der Zeitpunkt, wo ich in meiner Spontaneität gesagt habe: ‚Also, wenn ich helfen kann, dann mache ich das.“

Horst Reber wiegt seines gegen das Leben einer fünffachen Mutter auf. Es kommt zum Austausch, morgens um sieben Uhr.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Mit erhobenen Händen ging ich dann also rüber zu dem Eingang des Geschäftes und gleichzeitig wurde Frau Weber dirigiert über Megaphon, dass sie rauskommt. Frau Weber hatte so Angst erfüllte Augen und dann ging ich an ihr vorbei – alles immer mit Megaphon – und dann war ich drin.“

Nun sitzt der Journalist – schon mehr als 24 Stunden wach – im Laden vor den Geiselnehmern. Neun Stunden lang verwickelt er sie in Gespräche, will ein Vertrauensverhältnis aufbauen, führt für sie sogar die Verhandlungen.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Also sie wollten ja 500.000 Mark Lösegeld haben. Da habe ich gesagt: ‚Ej, Jungs, seid Ihr verrückt? Mit 500.000 Mark werdet Ihr bis ans Ende der Welt gejagt. Seid mal bescheidener!‘“

Und es wirkt: Statt der halben Million wollen sie dann nur noch 40.000, Vorsprung und einen Fluchtwagen. Der wird vor den Augen tausender Schaulustiger vors Haus gefahren. Die Geiselnehmer kommen raus, Horst Reber im weißen Regenmantel zwischen ihnen.

Horst Reber, damals BILD-Reporter: „Ich musste nur schauen, dass ich jetzt keinen Fehler mache, dass nicht noch eine Unbesonnenheit zu irgendeinem Schusswechsel führt.“

Aber es fällt kein Schuss, und ihre Geisel Horst Reber lassen die Verbrecher einfach stehen. Ein Peilsender im Fluchtwagen wird es ihnen unmöglich machen, zu entkommen. Ihren Versuch, Waffen für einen Banküberfall zu rauben, beendet die Polizei außerhalb der Stadt. Ein Bahnübergang zwingt das Fluchtauto zum Halten. Die Polizei schießt aus den Hubschraubern!

O-TON Arno Reichard, damals Kriminalbeamter in Trier: „Das Fahrzeug war nachher ziemlich durchlöchert. Wenn man das gesehen hat, frägt man sich, dass da jemand überhaupt lebend rausgekommen ist.“

Lebend rausgekommen ist auch Horst Reber. Er wird gefeiert, erhält später das Bundesverdienstkreuz. Noch heute, 40 Jahre später, erinnern Einschusslöcher im Haus gegenüber an die Geiselnahme von Trier.



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• Heilig-Rock-Wallfahrt eröffnet

Sendedatum: 16.04.2012 • Format, Länge: Rep 1:20 • Sender: ARD

Mit einem Festgottesdienst im Trierer Dom hat die vierwöchige Heilig-Rock-Wallfahrt begonnen. Höhepunkt war die feierliche Enthüllung der Tunika Christi. Sie ist erstmals seit 16 Jahren wieder zu sehen. Überschattet ist die Wallfahrt von den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche.

Es ist ein Moment, der sich über Jahrzehnte wohl nicht wiederholen wird: Hier soll der Heilig-Rock liegen, die Tunika Christi, die Jesus laut Evangelium bei seiner Kreuzigung trug. Heute wurde er enthüllt. Sonst in einem Schrein verwahrt, ist das Gewand nun im Trierer Dom für jedermann sichtbar, wie bei der ersten Enthüllung vor 500 Jahren.

O-TON Stephan Ackermann, Bischof Trier: „Es war damals eine Bewegung des Volkes Gottes, sozusagen eine Bewegung von unten."

Diese Wallfahrt ist der katholischen Kirche wichtig. Papst Benedikt entsandte eigens seinen ranghöchsten Vertreter nach Trier, Kardinal Welläää. Er übermittelte den Segen des Papstes.
Rund eine halbe Million Pilger erwartet die Stadt Trier in den kommenden vier Wochen. So lange läuft die Wallfahrt.

VOXPOP „Ich verspreche mir davon, dass es für meine Seele, meinen Glauben, eine neue Quelle auftut.“ – „In diesem schlichten Gewand, dass da im Dom liegt Jesus begegnen.“

Am Rande des Eröffnungsgottesdienstes demonstrierten Initiativen von Missbrauchsopfern. An ihr Schicksal soll mit Fürbitten in den Gottesdiensten der Heilig-Rock-Wallfahrt immer wieder erinnert werden, verspricht das Bistum.



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