Sendedatum: 27.03.2014 • Format, Länge: Rep 1:40 • Sender: ARD
Der Fall Tebartz-van Elst sorgte lange für Hohn und Spott. Für die Katholische Kirche mehrte der Protz-Bischof den Verlust von Glaubwürdigkeit und die Zahl der Kirchenaustritte. Welche Konsequenzen hat das für die Auswahl künftiger deutscher Bischöfe?
15.000 Euro für eine Badewanne im Limburger Bischofssitz. Für die Fastnachter auf Rosenmontagsumzügen war das lustig. Für die katholische Kirche verschärfte Bischof Tebartz-van Elst ein Problem: den Verlust von Glaubwürdigkeit. Die Folge: noch mehr Kirchenaustritte.
Beispiel Montabaur, 20 Kilometer von Limburg entfernt. Als die Kostenexplosion auf dem Limburger Domberg im Oktober bekannt wurde, stieg hier die Zahl der Austritte von 6 auf 73. Fachleuten sagten, das sei beispielhaft für ganz Deutschland. Trotzdem soll Tebartz-van Elst vorgestern bis zur letzten Minute an seinem Bischofssitz festgehalten haben. Und doch: Rom entschied sich gegen ihn - zur Imagerettung.
O-TON Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler Universität Münster: "Diese Entscheidung führt dazu, dass man bei der Auswahl der Bischöfe in Zukunft besser hinschaut. Das ist die erste Auswirkung auf Deutschland, vielleicht sogar weltweit. Und das zweite, das können wir jetzt schon sehen, dass die Bistümer dazu übergehen, transparent ihr Vermögen darzulegen."
Manche Bistümer legen ihre Finanzen offen. Auch das macht die katholische Kirche nach der Tebartz-Krise dem Image zuliebe, obwohl sie rein rechtlich dazu nicht verpflichtet wäre. Offenlegen der Vermögen und ein Rücktritt irgendwo zwischen freiwillig und erzwungen - ist das die Chance zum Neuanfang?
O-TON Thomas Schüller, Theologe und Kirchenrechtler Universität Münster: "Ob es ein Neuanfang wird, das werden wir sehen an den Taten. Es sind noch viele Bischofssitze zu vergeben. und ob es ihnen gelingt, den Gläubigen deutlich zu machen, dass sie nicht um sich selbst kreisen, sondern dass sie Jesus in den Mittelpunkt stellen und dass die Kirche nicht ein Selbstzweck ist."
Viele Katholiken hoffen, dass die Tebartz-Krise ihre Kirche wachgerüttelt hat und ihre Repräsentanten nicht mehr als Witzfigur herhalten müssen.