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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Landshut-Entführung: Schönheitsköniginnen und die Fratze des Terrorismus

Sendedatum: 09.10.2017 • Format, Länge: Rep 3:52 • Sender: ARD

40 Jahre nach der Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" im Oktober 1977, sendet das Erste den Film: "Die Opfer von Mogadischu". Als Protagonisten wirken drei der damaligen Geiseln mit, die Schönheitsköniginnen Jutta Knauf, Beate Keller und Diana Müll. In ihnen lebt das Drama bei den Insassen von damals fort. Ein Trauma für den Rest ihres Lebens.

Im Leben dieser drei spielte Schönheit eine besondere Rolle: Diana Müll, sie führt einen Kosmetiksalon, mit ihren Freundinnen Jutta Knauf, die als Friseurin arbeitete, und Beate Keller – sie alle drei zusammen im Urlaub auf Mallorca. Fast, wie vor 40 Jahren.

Damals, 1977, hatten sie bei einem Schönheitswettbewerb mitgemacht und gewonnen. Der Preis: eine Woche Urlaub auf Mallorca inklusive großem Finale des Schönheitswettbewerbs.

ATMO „Prost 5x“

Eine schöne Zeit für die Schönheitsköniginnen. Doch dann, auf dem Rückflug, werden sie konfrontiert mit der hässlichen Fratze des Terrorismus.

ATMO Tagesschau

Die Entführung der Landshut: Palästinensische Terroristen wollen damit RAF-Terroristen freipressen. Die Maschine landet schließlich in Mogadischu, Somalia. Die drei Schönheitsköniginnen an Bord haben Angst um ihr Leben.

O-TON Beate Keller, Entführungsopfer: "Wir sind gefesselt und mit Benzin übergossen worden. Da war man schon so weit dass man hoffte: Hoffentlich geht das alles schnell."

O-TON Jutta Knauf, Entführungsopfer: "Da sind meine Kinder drin, Tochter und Sohn. Die hätte ich abgeben müssen in dem Flugzeug. Aber ich habe sie trotz Gefahr zwischen den Sitzen versteckt. Da waren die fünf Tage. Das gab mir Kraft."

Kraft gibt den dreien auch, dass sie sich in ihrem Urlaub kurz zuvor kennengelernt haben.

O-TON OHNE INSERT Diana Müll, Entführungsopfer: "Dass wir eine Gruppe waren, war von Vorteil."

O-TON OHNE INSERT Jutta Knauf, Entführungsopfer: "Wir haben uns mit Blicken gestärkt, wenn man gemerkt hat, der eine baut ab, hat der andere 'sei stark' zugenickt, sei tapfer oder so."

Fünf Tage dauert die Ausnahmesituation. Dann die Befreiung. Alle Passagiere überleben.

O-TON Jutta Knauf, 1977 kurz nach der Befreiung: "Wir haben so viel mitgemacht. Ich hätte nie gedacht, dass Menschen so etwas aushalten."

Doch für Jutta Knauf endet mit der Befreiung nur das erste Kapitel ihrer Landshut-Erfahrung. Einige Monate später trennt sie sich von ihrem Mann. Den Ursprungsgedanken dafür fasste sie hier im Flieger.

O-TON Jutta Knauf, Entführungsopfer: "Da habe ich gedacht, wenn ich hier noch mal rauskomme, werde ich ein anderes Leben führen wollen und es versuchen. Das habe ich auch meinem Mann gesagt. Aber er hat es nicht ernstgenommen."

Ein Foto von der Rückkehr in Frankfurt:

ATMO "Oh, das ist schon hart, echt."

Diana Müll schrieb zwei Bücher über das Erlebte. Es bewegt sie immer noch.

ATMO

Beate Keller vertraute nach dem Trauma von Mogadischu auf ihre Selbstheilungskräfte.

O-TON Beate Keller, Entführungsopfer: "Ich habe mich selbsttherapiert, weil ich eben immer drüber gesprochen habe."

Jutta Knauf quälen Alpträume bis heute. Sie beantragte damals eine Rente nach dem Opfer-Entschädigungsgesetz. Schließlich hatte die Entführung sie stark angegriffen.

O-TON Jutta Knauf, Entführungsopfer: "Der Arzt hat mich angeguckt und hat dann gesagt: 'na, so wie Sie aussehen, kann es Ihnen nicht schlecht gehen.' Das war so schlimm gewesen. Ich bin dann nach Hause und habe eine halbe Stunde geheult. Das hat mir so weh getan."

Eine bittere Geschichte. Nur eine von vielen, die der Film „Die Geiseln von Mogadischu“ eindrucksvoll erzählt.



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• LKW-Anschlag: Sichere Informationen und unsichere Interpretationen

Sendedatum: 20.12.2016 • Format, Länge: Rep 3:55 • Sender: ARD

Soweit die Informationen, die uns bisher vorliegen. Vieles ist noch unklar. Und sowohl rund um den Tatort als auch im Internet spielt sich jetzt naturgemäß viel ab. Beide – die Beobachter am Tatort als auch die Internetnutzer vor ihren Bildschirmen – wähnen sich jetzt gerade gleichermaßen nah am Geschehen, scheinen Wirklichkeit vermittelt zu bekommen: Private Handyvideos senden live ins Internet, Zeugen schreiben von ihren Eindrücke und über das, was sie glauben zu wissen. Aber wie lässt sich erkennen, was davon sichere Informationen und was nur unsichere Interpretationen sind? Juri Sonnenholzner mit ein wenig Orientierungshilfe für diese Informationsflut, der wir jetzt gerade ausgesetzt sind.

Eine Lage nennen Einsatzkräfte das, was jetzt gerade passiert. Eine Lage ist jedes Mal wieder unübersichtlich. Zu viele Informationen tauchen zu schnell auf einmal auf. Was davon ist wahr und wichtig, was falsch und gefährlich?

Beispiel: Der Amoklauf von München im Juli (2016). Eintreffende Polizisten rücken mit Waffen an, manche von ihnen sind aber noch zivil gekleidet. Passanten halten sie für Angreifer. Diese Fehleinschätzung verbreitet sich im Internet. Die Folge: Panik in anderen Stadtteilen, dessen Bilder sich wieder im Internet weiter verbreiten. Am Hauptbahnhof flüchten Menschen über die Gleise. Einsatzkräfte werden gebunden an einem Ort, an dem gar keine Gefahr besteht.

Dazu geführt hatten Internetplattformen und private SMS. Eine zuverlässigere Quelle kann das System Katwarn sein: In Gefahrensituationen wie heute schicken darüber Polizei und Feuerwehr Informationen aufs Smartphone.

Im Internet drohen stattdessen falsche Informationen. Kurz nach den Anschlägen auf den Flughafen und die Innenstadt von Brüssel im März kursiert dieses Video. Es zeigt aber einen anderen Anschlag in Russland Jahre zuvor. Dahinter steckt Geltungssucht oder Geldsucht.

Mit den Klicks auf so ein Video lässt sich Geld verdienen. Oder Politik machen: Nach einer Beziehungstat auf einer Straße in Reutlingen streute etwa die lokale AfD falsche Informationen über den Täter.

Ob unüberlegt oder in voller Absicht: Die Polizei bittet bei einer Lage wie jetzt schnell um Zurückhaltung im Internet. Es soll keine Bilder von Tatorten geben. Videos wie diese sind nicht nur entwürdigend. Täter sehen so auch, wo ihre Gegner sind, die Einsatzkräfte.

Das hatten sie ausgerechnet in München leidvoll lernen müssen: Beim Terroranschlag im Olympiapark 1972 sehen die Geiselnehmer im Fernsehen, wo die Scharfschützen Position beziehen.
Mittlerweile kann jedermann live senden übers Internet. Niveaulos Neugier befriedigen – auch auf Kosten der Rettung.

O-TON Matthias Bockius, Polizei Ingelheim, 23. Mai 2016: „Das negativ herausragende war ein 35 jähriger Familienvater mit seiner dreijährigen Tochter. Unmittelbar hier auf dem Boden lag der Schwerverletzte, wurde vom Notarzt behandelt, der mittlerweile da war. Er hat keine Distanz eingehalten, steht mit seinem Kind unmittelbar am Verletzten und hält das Kind noch über den Verletzten drüber, damit das Kind noch besser schauen kann."

Nur selten haben Handyfilme auch einen Nutzen: Menschen erkannten den Amokläufer von München im Internet, gaben der Polizei so Informationen über dessen Motive. Doch selbst das kann untergehen, wenn zuviele Menschen den Polizeinotruf mit Mutmaßungen blockieren. Am Abend des Amoklaufs musste die Polizei München 4000 Anrufe bearbeiten. Gewichtung des Wesentlichen fällt da schwer.

Und Hobbyfilmer und Gaffer vergessen: Sie sind in Gefahr, denn es könnte zu einem zweiten Angriff kommen, wie im November 2015 in Paris: Zehn Minuten liegen zwischen erster und zweiter Explosion, herbeigeführt durch Terroristen. Durch den Doppelschlag wollen sie mehr Chaos verursachen.

So etwas lernen Einsatzkräfte und auch manche Journalisten in speziellen Kursen. Ein Lehrinhalt, der Handyfilmern fehlt: Ob Terroristen oder Amokläufer, beide sind fest entschlossen zu töten. Deshalb gilt ausweichen, verstecken, flüchten. Nicht stehen bleiben wie Gaffer, die so zum leichten Ziel werden.

Oder gar den Helden spielen: Zwei der Männer, die im August 2015 einen Attentäter in einem Thalys-Schnellzug nach Paris überwältigten, waren ausgebildete Soldaten. Und selbst sie hatten Glück: Die Kalschnikow des Attentäters war kaputt.

Jeder Polizist, der das alles Umstehenden erst mal vermitteln muss, um für Sicherheit zu sorgen, der fehlt, wenn es um wichtigere Aufgaben geht im Fall einer Lage wie heute.



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