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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Zwangsarbeit in der katholischen Kirche

Sendedatum: 10.04.2008 • Format, Länge: Rep, 3:37 • Sender: SWR

Die katholische Kirche hat diese Woche eine Dokumentation über Zwangsarbeiter vorgestellt, die während der Zeit des NS-Regimes in katholischen Einrichtungen arbeiteten. Rund 6000 Menschen vor allem aus Osteuropa arbeiteten gegen ihren Willen unterm Kreuz. Erst im Jahr 2000 nach öffentlichem Druck setzten die Kirchen alles daran, über diesen Dunklen Fleck in ihrer Geschichte zu forschen. Jetzt – acht Jahre später – präsentierte Karl Kardinal Lehmann die Ergebnisse. Warum diese Forschung sich so in die Länge zog und ob das für die katholische Kirche den Abschluss der Aufarbeitung ihrer NS-Zeit bedeutet.

0:04
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Nicht nur Männer, auch Frauen und sogar Kinder wurden in ein fremdes Land, nach Deutschland gekarrt. Weg von der Heimat – sie mussten gegen ihren Willen arbeiten. In deutschen Fabriken, aber auch in kirchlichen Einrichtungen.

0:18
Beispiel: Das Kloster Marienstatt in Streithausen im Westerwald. Dorthin kamen die Geschwister Eugenija und Tamara Filiporna aus Weißrussland. Sie waren damals 12 und sechs Jahre alt als die Wehrmacht ihre Mutter ermordete. Dann verschleppten die Soldaten die beiden Kinder nach Deutschland. Feldarbeit unter den Augen von Nonnen.

0:37
Eugenija Filiporna, ehemalige Zwangsarbeiterin:
„Wir hatten es besser als die anderen im Lager. Aber wir waren Kinder. Die Arbeit auf dem Feld war zu schwer. Die Nonnen wollten uns das Leben erleichtern. Dafür sind wir ihnen dankbar. Aber die Gestapo ließ die Hilfe nicht zu.”

0:52
Zwangsarbeit gab es auch im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Montabaur. Hinter den Türen der Abteien und Klöster wollten die Mönche die Zwangsarbeiter menschlich behandeln, damit sie auch in dieser schwierigen Zeit den Glauben an Gott nicht verlieren.

1:14
Bruder Georg, Generaloberer der Barmherzigen Brüder Montabaur:
„Also hier in dieser Kirche haben die Zwangsarbeiter sonntags den Gottesdienst zusammen mit den Brüdern und auch den Schwestern gefeiert, obwohl es von den Machthabern nicht gewünscht war.“

1:26
Human auch in Kriegszeiten - das ist das Licht, in dem sich Kirche gerne sieht. Aber dass auch ihre dunkle Vergangenheit der Zwangsarbeit aufgearbeitet wurde, passierte erst auf Druck von außen. Vor acht Jahren. Jetzt ist diese Aufarbeitung in Form einer Dokumentation nachzulesen. Sie zählt in deutschen, katholischen Einrichtungen 6000 Zwangsarbeiter. 590 von ihnen wurden ausfindig gemacht. Sie wurden finanziell entschädigt, heißt es. Ein klares Schuldbekenntnis der Kirche gibt es aber nicht.

1:51
Karl Kardinal Lehmann, Bischof von Mainz
„Ich habe vor der Inflation von Schuldbekenntnissen etwas Sorge. Nicht, weil ich deswegen Schuld abwälzen will, sondern weil ich das, was Schuld heißt, ein Eingeständnis der Schuld ernst nehme und dann eben müssen auch Konsequenzen erfolgen eben für die Überwindung von Schuld, für Wiedergutmachung, für Versöhnung. Da zeigt sich eigentlich auch, wie ernst man ein Schuldbekenntnis nimmt.“

2:09
Nur: Warum dauerte es dann acht Jahre, bis die Dokumentation stand?

2:14
Karl Kardinal Lehmann „Wenn wir jetzt acht Jahre danach eine Recherche von dem Umfang präsentieren können, ist das eigentlich für historische Arbeit allemal noch schnell.“

2:24
Aber das ist nicht der einzige Grund. In Kirchenkreisen heißt es, dass zahlreiche Bistümer sich zu viel Zeit ließen, ihre Verwicklungen aufzudecken.
2:38
Thomas Schüller, Projektleiter „Zwangsarbeit in der Kirche“
„Je nach Engagement und nach politischem Willen ist das mit einer größeren oder näheren Intensität geschehen. Und auch die Aufarbeitung jetzt in der Dokumentation hat natürlich unterschiedliche Dichten und Intensitäten.“ „Zum Teil ist es zögerlich bearbeitet worden, zum Teil sind Mitarbeiter, die mit der Recherche betraut waren, in Ruhestand getreten. Und das war schon ein Punkt, wo die Diozösen, die früher abgeben haben, gewundert haben. Ergebnis ist: 27 Diozösen haben jetzt ein gemeinsames Werk vorgelegt und das ist schon ein kleines Wunder.“

3:09
Zehn Diozösen ließen in der Dokumentation Fragen offen. Allzu leicht müssen Lücken im Archiv dafür herhalten, damit die Täterrolle der Kirchenleute vergessen bleiben kann.

3:20
Die Geschwister Eugenija und Tamara Filiporna sind von der katholischen Kirche entschädigt worden. Sie haben zusammen 5000 Euro Entschädigung bekommen und sagen, die Kirche habe ihnen die Hand zur Versöhnung gereicht.



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