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Sendedatum: 31.10.2010 • Format, Länge: Rep 1:34 • Sender: SWR

Die Protestanten im Land haben mit zahlreichen Gottesdiensten den Reformationstag gefeiert. Wie hier in der Sankt-Katharinen-Kirche in Oppenheim erinnerten sie an den Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther. Er leitete damit die Reformation ein und begründete den protestantischen Glauben.

Der evangelische Glauben – es würde ihn heute gar nicht geben, hätte Martin Luther nicht seine Angst überwunden und seine Kritik an der Kirche verbreitet. Luther war Herr seiner Angst. Deshalb macht der Kirchenpräsident der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in seiner Predigt den Umgang mit der Angst zum Thema des Reformationsgottesdienstes. Gott bilde die Brücke, Angst zu überwinden – etwa die Angst vorm Verlust der Arbeit oder vor dem Tod.

O-TON Volker Jung, Kirchenpräsident EKHN: "Es muss noch eine Angst hinzugefügt werden, die sicher im Moment auch sehr geschürt wird: Angst vor dem Islam, vor Überfremdung. Dabei wird mir Angst."

Eine deutliche Kritik an der Sarrazin-Debatte, die Angst vor Fremden geschürt habe. Angst - nämlich die vor dem eigenen Verfall - ist auch Thema in der Ausstellung „Kunst trotzt Demenz“, die im Anschluss an den Gottesdienst eröffnet wird. So viel Schwermut scheint nicht zum Fest, zur Geburtstagsparty der Reformation zu passen. Doch das Konzept kommt an.

VOXPOP "Find ich gut. Angst vor Integration ist allgemeines Thema. Angst an sich auch." - "Vielleicht gibt es einen Anstoß zum Umdenken: Chancen sehen statt von Ängsten zu sprechen."

Diese Anregung aus der Katharinen-Kirche in Oppenheim haben 500 Gläubige heute mit nach Hause genommen. So viele, wie schon lange nicht mehr.