Textarchiv

Sendedatum: 13.12.2021 • Format, Länge: Rep 1:23 • Sender: ARD

Das Landgericht Trier hat acht Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, eine ist zur Bewähung ausgesetzt. Die sieben Männer und eine Frau hatten in Traben-Trarbach ein Rechenzentrum für kriminelle Kundschaft betrieben. Weil sich die Server in einem ehemaligen Bundeswehr-Bunker befanden, erlangte das mehrere Monate dauernde Verfahren als Cyberbunker-Prozess Bekanntheit.

Mit Hilfe seines Rechenzentrums begingen Kriminelle 250.000 Straftaten – handelten mit Drogen, Waffen oder Schadsoftware. Der Niederländer und sieben Mitangeklagte erhalten deshalb Haftstrafen von bis zu fünf Jahren und neun Monaten. Laut Gericht bildeten sie eine kriminelle Vereinigung.

Vier Jahre lang beobachteten Ermittler das Rechenzentrum in einem ehemaligen Bundeswehrbunker in Traben-Trarbach. Ende September vor zwei Jahren erfolgt der Zugriff. Im sogenannten Cyberbunker: 400 Server, darauf illegale Inhalte wie der weltweit größte Darknet-Drogenhandelsplatz. Umsatz: 140 Millionen Euro. Auch der Botnetz-Angriff auf mehr als eine Million Telekom-Router 2016: gesteuert über den Cyberbunker. Geschätzter Schaden: zwei Millionen Euro.

Bemerkenswert: Erstmals schalteten Ermittler ein komplettes Rechenzentrum ab und nicht nur einzelne Seiten.

O-TON Christoph Kehlbach, ARD-Rechtsredaktion: „Der Tatvorwurf lautet ja nicht darauf, dass die Angeklagten selbst im Darknet Waffen oder Drogen verkauft haben sollen, sondern dass sie eine Infrastruktur bereitgestellt und geschaffen haben sollen, die sicher ist und solche Straftaten ermöglicht.“

Die Akten könnten aber erneut geöffnet werden: Falls eine Seite Rechtsmittel einlegt, befasst sich der Bundesgerichtshof mit dem Cyberbunker von Traben-Trarbach.