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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Ahrtal: Schwierige Weihnachten

Sendedatum: 20.12.2021 • Format, Länge: Rep 3:05 • Sender: ARD

Die Flut Mitte Juli im rheinland-pfälzischen Ahrtal riss 134 Menschen in den Tod. Für ihre Hinterbliebenen, aber auch Menschen, die Haus, Hab und Gut verloren haben, stehen nun schwierige Weihnachtstage an. Manche werden nach Monaten der harten Arbeit des Wiederaufbaus vielleicht zur Ruhe kommen. Andere aber wird gerade diese stille Zeit aufwühlen, weil sie so viel Raum zur Erinnerung gibt.

Weihnachten im Ahrtal – es wird dieses Jahr trostlos ausfallen. Zu sehr sind die Menschen hier noch damit beschäftigt, ihre Ortschaften wieder aufzubauen. In vielen Fällen aber auch sich selbst. Ursula Hellmuth zum Beispiel. Ihr Haus: Totalschaden. Sie selbst wäre hier im Sommer fast ertrunken.

O-TON Ursula Hellmuth: „Da oben rechts ist das Badezimmerfenster, das ist ja jetzt zugehangen. Und der junge Mann, der mir geholfen hat, hat sich an der Dachrinne festgehalten. Und hat gesagt, spring raus, weil das Wasser ja so hochstand. Und da sind wir hier reingeschwommen bis wo der braune Strauch ist. In der Höhe haben wir dann die Nacht verbracht bis zum nächsten Vormittag."

Sie konnte nur das retten, was sie in der Flutnacht am Leibe trug.

O-TON Ursula Hellmuth: „Ich habe kein einziges Bild von meiner Familie mehr. Weg."

Die Weihnachtstage: Besinnlichkeit und zur Ruhe kommen – das wird für viele hier eine seelische Herausforderung. Das zeigt auch der Besuch in einem der Versorgungszelte. Hier können sich die Flutopfer mit fehlenden Dingen eindecken. Und ihre Sorgen und Nöte miteinander teilen.

O-TON Marie-Luise Gasper: „Also für mich ist es ganz besonders schwer, weil ich ja meinen Mann verloren habe und dann war ich ganz alleine in dem Haus und alles zerstört. Ich hatte nichts mehr, gar nichts mehr. Ich habe um mein Leben gekämpft. Aber es sind ja alle hier betroffen.“

Mit dem Christbaum auf dem Armaturenbrett lässt es David Ontl auch ein bisschen weihnachten. Alle seine Fahrgäste wollen helfen, das Ahrtal wiederaufzubauen. Seit Tag fünf der Flutkatastrophe fährt er das Helfershuttle. Jetzt bleibt es aber erstmal stehen. Winterpause. Viel Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten.

O-Ton David Ontl, Busfahrer Helfer-Shuttle: „Gerade so die erste Zeit, wenn man dann mit dem Bus vor irgendeiner Brücke gestanden hat und die gar nicht mehr da war. Und dann zwischen Müllbergen und angeschwemmten Autos dann hin und her fahren musste, zurücksetzen musste mit so einem 18 Meter Schiff, das waren schon Erfahrungen, die waren schon einerseits schrecklich. Aber andererseits jede Erfahrung prägt auch ein Leben und so war das bei mir eigentlich auch.“

Besonders prägend: Erfahrungen in der Kindheit. Als die Ahr das Tal überflutete, lebten mehr als 2.000 Kinder in ihrer unmittelbaren Nähe. Weihnachtstüten sollen ein kleines Pflaster für sie sein, nicht nur eine Freude machen, sondern auch ein Stück Geborgenheit vermitteln.

O-TON Elli Karnott, Helferin Pfarreiengemeinschaft Altenahr: „Es ist nichts mehr wie es war vorher. Auch, wenn die Kinder nicht ihr eigenes Hab und Gut verloren haben, haben sie ihren Alltag, ihr Drumherum, ihre Plätze verloren.“

Große Freude dank kleiner Tüten immerhin. Denn Weihnachten im Ahrtal wird für viele kein schönes Fest. Die einen können es vielleicht endlich zum Durchatmen nutzen. Bei anderen werden Erinnerungen hochkommen. Ursula Hellmuth, die alles verlor und um ihr Leben geschwommen ist, wird Weihnachten in einer provisorischen Bleibe verbringen. Der vierten seit der Flut.



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