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Letzte Aktualisierung: 27.2.2024

• Inferno vor der Haustür - Die Gasexplosion in Harthausen

Sendedatum: 06.10.2013 • Format, Länge: 30-Minüter, 29:00 • Sender: SWR

Harthausen in der Pfalz, eine beschauliche Ortschaft, 3000 Einwohner. Das Wahrzeichen: die ehemalige Tabakscheune. Am Morgen des 28. September scheinen in Harthausen hunderte Schutzengel einen Konvent abzuhalten.

Ein Film von Heiko Wirtz-Walter und Juri Sonnenholzner.

Im Gewerbegebiet wohnen Michael Schulz und Maike Böhme. Gegen fünf Uhr morgens gehen sie vor ihr Haus. Blaulicht und Feuerwehrsirenen direkt bei der Gasfirma nebenan haben sie und ihre Neugierde geweckt.

O-TON Michael Schulz, Nachbar: „Das Feuer schien eigentlich relativ unter Kontrolle zu sein.“

Nichts ist unter Kontrolle! Feuerwehrleute wurden gerufen, um einen brennenden Lastwagen zu löschen. Doch sie finden zwei in mitten von Gas-Tanks. Mehrere Explosionen. 17 Feuerwehrleute verletzt. Verbrennungen.

O-TON Michael Schulz, Nachbar: „Die Druckwelle hat uns zwei Meter durch den Garten geworfen“

Eine Explosion katapultiert einen Gastank groß wie ein Kleinlaster durch die Luft über Wohnhäuser hinweg in eine Lagerhalle; ein anderer fliegt über eine Straße landet in einem Acker. Immer wieder gibt es Verpuffungen, Teile fliegen wild durch die Luft.

ATMO Polizei: „Verlassen Sie die Straße. Es besteht Lebensgefahr.“

Ungefähr zu dieser Zeit erreichen auch Feuerwehrleute aus Speyer den Einsatzort. Doch noch wissen sie nicht, was da genau brennt.

O-TON Michael Hopp, Feuerwehr Speyer: „Uns wurde eine Gasexplosion gemeldet. Also so ein Standardfall in einem Haus. Wir sahen einen verlassenen Mannschaftswagen. Da wussten wir: 150 Meter zurück.“

Denn sie erkennen die Gefahr: Feuer erhitzt Propan- und Butangas in mehreren Tanks. Das Gas fängt zu sieden an. Wie im Kochtopf steigt der Druck. Die Tanks können platzen - so wie hier in diesem Schulungsvideo.

Laut Bundesanstalt für Materialforschung müssten die Tanks von Harthausen diesen Druck aber aushalten.

O-TON Michael Hopp, Feuerwehr Speyer: „Soweit die Theorie, so lange die Flüssigkeitsphase befeuert wird kann der Druck über die Sicherheitseinrichtungen abgeführt wird. Es kann aber passieren, dass der Behälter kurz bevor er leer ist - in der Gasphase - der Druck so schnell ansteigt, dass die Sicherheitseinrichtungen nicht mehr greifen.“

Diese „Sicherheitseinrichtungen“, etwa Überdruckventile an den Tanks – sie haben offensichtlich nicht gegriffen.

Wenn es zu einem Unfall solchen Ausmaßes kommt, muss der Bürgermeister ran. Doch Harald Löffler ist an diesem Morgen auf einer Reise anderthalb Stunden weit weg, als ihn die Nachricht von der Explosion erreicht.

O-TON Harald Löffler, Bürgermeister: „Ich war mit einer Gruppe in hinter Moosbach bei Walldürrn und habe dort habe mich sofort ins Auto gesetzt.“

Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass die Nachricht am Telefon ihn nicht nur als Bürgermeister, sondern auch persönlich treffen wird.

ATMO Radio: „Guten Morgen an diesem Samstag. Einige in der SWR3-Community sind gerade um etwa Viertel nach Fünf ziemlich unsanft aus dem Bett geworfen worden. Und zwar zum Beispiel Petra aus Harthausen oder Liz. Die haben einen lauten Knall gehört und zum Teil auch einen hellen Lichtschein.“

Während immer mehr Radiosender berichten, werden die verletzten Feuerwehrleute in Krankenhäuser gebracht. Acht kommen nach Ludwigshafen in die BG Unfallklinik. Verbrennungen der Hände und der Atemwege. Ihr Schicksal wird uns die ganze Woche über beschäftigen.

Die Feuerwehrleute, die nachgerückt sind, versuchen die übrigen Gastanks zu kühlen, damit sie nicht auch explodieren. Doch ob das klappt, kann die Einsatzleitung nicht garantieren. Deshalb muss Bürgermeister Löffler eine Entscheidung treffen.

Harald Löffler, Bürgermeister: „Ich habe Evakuierung angeordnet.“

Jetzt starten die Einsatzkräfte ein festgelegtes und aufwendiges Programm. Eine Maschinerie fährt hoch. Einen Kilometer rund um den Gashandel: Sperrzone. Harthausen wird abgeriegelt. Am Rand der Sperrzone, auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, versammeln sich hunderte Einsatzkräfte. Journalisten laufen hier auch auf, erfragen erste Einschätzungen bei der Einsatzleitung.

O-TON Clemens Körner, Landrat: „Mir sind so noch nicht sicher, aber knapp an einer Katastrophe vorbeigekommen. Jetzt wird natürlich den ganzen Tag noch zu prüfen sein, dass die anderen Fahrzeuge und die befüllten Tanks wirklich dann so gekühlt werden, damit keine weiteren Schäden und Explosionen mehr erfolgen können.“

Solange müssen die 3000 Menschen von Harthausen raus aus ihren Häusern, aus ihren Wohnungen, weg von ihrer Arbeit. Manche sträuben sich zunächst – wie dieser Apotheker. Die Druckwelle hat sein Schaufenster zerstört. Im Labor seien giftige Substanzen, die er nicht allein lassen könne. Irgendwann im Laufe des Vormittags wird die Polizei die Sicherung seiner Apotheke übernehmen. Und Harthausen ist leer.

Wer keinen anderen Unterschlupf gefunden hat, der kommt in die Sporthalle im benachbarten Dudenhofen. Kaum einer hier weiß so richtig, was kommt, was war.

VOXPOP „Der Schreck war groß. Erst hat man mal geweint und gezittert. Wo schlafen wir?“

Jedes pfälzische Gemüt geht anders mit den Ereignissen um.

VOXPOP “Ich fand es laut.“ - “Ich nicht.“

Es ist Samstagmittag. Helfer des Roten Kreuzes bieten Essen und Trinken. Und Informationen.

O-TON Heiner Butz, Betreuer Rotes Kreuz: „Es sind ganz viele Einsatzkräfte da und zu Ihrer Beruhigung. Ihr Eigentum wird überwacht. Weiterhin sind wir Ihre Ansprechpartner. Wir versuchen Wunder. Wenn das nicht klappt, hexen wir.“

Heiner Butz, der Hexer, der für seine saloppe Rede Applaus erntet, hat ganz bewusst so geredet. Mit ernster Miene würde er nur noch mehr beunruhigen.

Das weiß er aus seiner Arbeit als psychosozialer Notfallbetreuer des Roten Kreuzes. Um 6 Uhr 07 ging sein Pieper an diesem Morgen. Katastrophenalarm.

Schon nach dem Brand vor fünf Jahren in Ludwigshafen, als neun Menschen starben, leistete er Betreuung bei den Feuerwehrleuten; half ihnen, das Erlebte zu verarbeiten. Diese Seelenhilfe leistet er ehrenamtlich. Seit 19 Jahren.

Nachts wird er ein Konzept für Harthausen ausarbeiten: Welche Hilfsangebote brauchen die Bürger, welcher der verletzten Feuerwehrmänner psychische Hilfe. Wir werden ihn wiedersehen.

Samstagmittag kommt der Landesinnenminister nach Harthausen. Die Nachbereitung des SPD-Konvents und Vorbereitung der Koalitionsverhandlungen sind Nebensache, wenn in Rheinland-Pfalz Gastanks fliegen.

Viele Gerüchte machen schon die Runde. So soll der Brand der Gashandlung auf Facebook angekündigt worden sein. Ein furchtbarer Verdacht: Brandstiftung?

O-TON Jürgen Schmitt, Polizeipräsidium Rheinpfalz: „Wir haben auch eine Ermittlungslage. Uns liegen erste Hinweise vor.“

Erste Details von jenem Tatort zeigen, was Harthausen trotz allem für ein Glück hatte.

O-TON Peter Friedrich, Feuerwehr Ludwigshafen: „Der Tank drang hier in die Halle ein und da wieder raus. Deshalb: haben Sie Verständnis für die lange Zeit der Evakuierung.“

Die lange Zeit der Evakuierung: Zunächst sollte sie bis nachts um 2 dauern, dann geht sie doch bis Sonntagmittag. Das katholische Pfarrhaus in Dudenhofen wird kurzerhand zum Schlafsaal für 18 Erwachsene und Kinder. Unterstützt von den Bürgern Dudenhofens.

O-Ton Annika Kröner, Pfarramt St. Gangolf, Dudenhofen: "Es haben ganz viele nachgefragt, ob noch was zu brauchen wäre. Ob Kopfkissen, Bettdecken, ob alles vorhanden ist. Im Kindergarten in Dudenhofen war Kindergartenfest gestern, da bin ich vorbei gegangen und habe noch Essen mitbekommen. Die haben auch gleich gesagt: wir haben noch Zimmer frei. Wenn noch irgendwo Not am Mann ist, können wir noch jemanden einquartieren."

Am Sonntagmittag erhält das Einsatzlagezentrum Besuch von der Ministerpräsidentin und der Oppositionsführerin. Die beiden Politikerinnen wollen Eindrücke sammeln, den Harthäusern Mut machen, den mittlerweile 450 Einsatzkräften Achtung zollen und den verletzten Feuerwehrleuten ihr Mitgefühl aussprechen.

O-TON Malu Dreyer, Ministerpräsidentin

In einem Zelt erhalten die Vertreter aus allen Ebenen der Politik die neuesten Erkenntnisse über den genauen Hergang der Löschaktion.

O-TON Uwe Speichermann, Kreisfeuerwehrinspekteur: „Im Laufe des Einsatzes wurde dann auch Gas festgestellt. Dann begannen sich die Feuerwehrleute zurückzuziehen und dabei kam es zur Explosion.“

Zunächst werden 16 Feuerwehrleute verletzt gemeldet. Ihre Zahl steigt später auf 17 korrigiert.

Draußen vor dem Zelt, staut sich währenddessen der Verkehr. Die Evakuierung ist beendet. Alle wollen zurück in ihr Dorf. Endlich Zuhause nach 29 Stunden.

VOXPOP

Alles in Ordnung? Nein, bei weitem nicht. Was am Morgen zuvor für Schaden angerichtet wurde durch die Explosionen, ihre Druckwellen und herumfliegende Trümmerteile – das wird jetzt für alle sichtbar. Zum Glück traf das alles nur Häuserfassaden oder Autos, nicht Menschen.

Michael Schulz und Maike Böhme - die beiden, die in ihrem Haus direkt neben der Unglücksstelle leben - sie stehen nun nicht nur vor einem Scherbenhaufen.

O-TON Maike Böhme

Diese Explosionen haben auch Bürgermeister Löffler getroffen. Sein Amt bekleidet er ehrenamtlich, sein Geld verdient Löffler als Unternehmer. Doch in seiner Firma - 300 Meter vom Explosionszentrum entfernt – kann im Moment niemand arbeiten. Am Dach der Halle sind Risse zu sehen.

O-Ton Harald Löffler, Unternehmer: "Tja wie fühle ich mich? Wie man sich fühlt, wenn einem der Boden unter den Füßen weg hat...das ist meine Lebensgrundlage...auch Grundlage irgendwomit muss man ja sein Geld verdienen.“

Wird irgendjemand für den Millionen-Schaden aufkommen? Wir fragen die Allianz, den Versicherer der Gashandlung und mehrerer Anwohner. Sie schreibt uns, dass sie schon bald vermutlich erste Zahlungen veranlassen werde. Wie hoch der Schaden genau sei, das herauszufinden werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen.

Die Gemeinde will diese Zeit verkürzen, richtet ein Schadensbüro ein, will Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Anne Kuschnik von der Verbandsgemeinde Dudenhofen hilft den Betroffenen, ihre Schäden bei der Versicherung richtig zu melden: Das Haus von Familie Wurster steht ein paar hundert Meter von dem Unglücksort entfernt - aber trotzdem hat die Fassade mehrere Risse. Die Familie hat zwar eine Gebäudeversicherung.

O-TON Isabella Wurster: „Aber ob die dafür haften, das wissen wir noch nicht. Die schauen sich das jetzt erst mal an und dann sehen wir weiter.“

Zurück im Schadensbüro leistet Anne Kuschnik schon die nächste Hilfe. Viele wollen Rat von ihr, wie der Schaden richtig zu melden ist. Ganz wichtig seien Fotos als Beleg. Das Telefon klingelt ständig.

O-TON Anne Kuschnik: “Wenn dann Bürger anrufen, die nicht wissen, was sie machen sollen – das geht einem natürlich nahe. Ich helfe, was ich helfen kann ich googel nach Firmen, um ein bisschen Hilfestellung zu geben.“

An diesem Dienstag, drei Tage nach den Explosionen, sind an allen Ecken Harthausens Schäden zu finden. Anne Kuschnik wird auf jeden Fall noch mehrere Tage unterwegs sein.

Warum alle diese Schäden entstanden sind, die Ursache für den Brand, die Explosionen, das versuchen die Ermittler in den folgenden Tagen rauszubekommen.

O-TON Frank Zimmermann, Polizei: „Aus dem Schadensort ist nun ein Tatort geworden. Wir ermitteln in alle Richtungen.“

Was ist hier bloß am Morgen des 28. Septembers passiert? Brandstiftung? Ist jemand in das Gelände eingedrungen und hat Feuer gelegt? Für diese Variante spricht, dass zwei Gastanklastwagen brannten, die 50 Meter auseinander standen. Das Feuer ist also nicht von einem LKW zum anderen übergesprungen.

Und: Der Besitzer erhielt nach eigenen Angaben seit mehreren Monaten Drohungen. Am Telefon und übers Internet. Die Polizei konnte sie nicht zurückverfolgen.

Das alles hat der Unternehmer dem Hörfunkreporter Sebastian Barth erzählt, bevor ihm dessen Anwalt Stillschweigen nahelegte.

O-TON Sebastian Barth, SWR-Reporter: “Er hat ihn bedroht.”

Ist jener anonyme Anrufer der Verursacher des Infernos von Harthausen? Das werden wir den Staatsanwalt später fragen.

ATMO „Willkommen zur Sonderausgabe zur Gas-Explosion in der Pfalz.“

Die Berichterstattung über das Inferno von Harthausen wird auch in den Niederlanden verfolgt. Von dort erhalten wir eine E-Mail der TNO, der niederländischen Organisation für Angewandte Forschung, einer Art niederländisches Fraunhofer-Institut. Die Fachleute dort erprobten Ummantelungen für Gastanks. Damit sollen Explosionen wie die in Harthausen hinausgezögert oder gar verhindert werden. In Versuchen hielten ihre Gastanks mit einem Mantel aus Epoxidharz mehr als anderthalb Stunden länger dem Feuer stand als herkömmliche. Auf Grund dieser Ergebnisse beschloss die niederländische Regierung, dass Flüssiggastankwagen mit dieser Ummantelung nachgerüstet werden. Was viel Geld kostet und deshalb in Deutschland kaum Unterstützer findet, wie die Hölländer sagen - es hätte den Feuerwehrleuten in Harthausen vielleicht mehr Zeit zum Löschen des Brandes und Kühlen der Gastanks verschafft.

Nun liegen neun der Feuerwehrleute immer noch in Krankenhäusern. Betreut von Menschen wie Heiner Butz. Wir treffen ihn Freitag neben der Gashandlung. Er möchte nicht über Details der Verletzungen sprechen. Jeder Feuerwehrmann würde sich wiedererkennen. Das wäre ein Vertrauensbruch. Wir fragen trotzdem zaghaft.

O-TON Heiner Butz, Psychosoziale Betreuung: „Auch ihre Frauen haben die Hölle durchgestanden.“

Gemeinsam mit Heiner Butz fahren wir zu der Halle, in die der andere Gastank eingeschlagen ist. Aus der Luft wird seine Flugdistanz deutlich. Vom Explosionsort Gashandlung bis zur Halle zählen wir neun Wohnhäuser.

O-TON Heiner Butz, Psychosoziale Betreuung: „Es ist wirklich schwer zu begreifen. Wir sind ja jetzt erstmal hier!“

Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir an der Halle angelangt. Familie Thienel-Uebachs erlaubt uns, bei den Aufräumarbeiten zuzusehen. Dieser tonnenschwere Tank hätte auch quer durchs Dach in einem Schlafzimmer einschlagen können.

O-TON Gisela Uebachs: „Hinten dran 20 Meter weg wohne ich. Ich stehe neben mir.“

O-TON Mark Thienel: „Fünf Minuten später bin ich runter und habe nichts gesehen.“

O-TON Heiner Butz: „Rundum wohnen Menschen!“

Wenn es wirklich den Harthäuser Konvent der Schutzengel gegeben hat – er gastierte in den Wohnhäusern rund um diese Halle.

O-TON Heiner Butz: „… kann man für sich selbst begreifen.“

Wenn es Brandstiftung war: War sich der Täter bewusst, was er für eine Katastrophe auslösen kann?

Hubert Ströber von der Staatsanwaltschaft Frankenthal scheint schon ziemlich viel zu wissen. Sein Problem: Er kann uns zurzeit nicht alles sagen, was die Ermittler schon heraus gefunden haben. Denn das würde die Ermittlungen gefährden.

O-TON Hubert Ströber, Staatsanwaltschaft Frankenthal: „Wir gehen von höherer Wahrscheinlichkeit.“

Der Staatsanwalt sagt: Wenn der Täter überführt wird, muss er mit 2 bis 15 Jahren Haft rechnen. Die Ermittler haben einen Hauptverdächtigen im Visier. Aber: Die Beweise reichen nicht für einen Haftbefehl:

O-TON Hubert Ströber, Staatsanwaltschaft Frankenthal: “Der Täter soll aus dem Umfeld der Firma stammen.“

Es war wohl Brandstiftung. Diese Nachricht ist in Harthausen eingeschlagen wie eine weitere Explosion. Auch bei den Rettungskräften.

Samstag. 14 Uhr. Eine Woche nach dem Unglück. Abschlusspressekonferenz der Feuerwehr. Mit dabei: Stefan Zöller, Leiter der Feuerwehr in Dudenhofen. Er und 21 weitere Kameraden waren die ersten an der Brandstelle.

O-TON Stefan Zöller

Stefan Zöller ist nicht nur Wehrleiter. Auch Vater. Und sein 22 Jahre alter Sohn ist bei dem Einsatz dabei. Der Sohn steht ganz vorne am Strahlrohr als es knallt:

O-TON Stefan Zöller

Stand gestern Nachmittag waren noch 9 Feuerwehrmänner im Krankenhaus – zwei davon auf der Intensivstation. Der Einsatz hat die Männer zusammengeschweißt:

O-TON Stefan Zöller

Nicht nur die Feuerwehrleute – auch die Anwohner fragen sich: Hätte das Unglück vermieden werden können – und was wird getan, um ein zweites Harthausen zu verhindern. Gespräch mit Landrat Körner. Seine Kreisverwaltung hat den Betrieb genehmigt. Aber nicht nur sie:

O-TON Landrat Clemens Körner

Der Landrat geht davon aus, dass das Gasunglück grundsätzlich den Umgang mit solchen Betrieben verändern wird. Vielleicht bundesweit.

O-TON Landrat Clemens Körner

Nach unseren Dreharbeiten erhebt Landrat Körner Vorwürfe gegen den Besitzer der Flüssiggasfirma. Für die explodierten Gastransporter habe er zwar eine Genehmigung gehabt. Allerdings soll er nach Angaben des Landrats in zahlreichen anderen Behältern deutlich mehr Flüssiggas gelagert haben als erlaubt. Weder den Unternehmer noch seinen Anwalt konnten wir bis zu dieser Sendung dazu befragen.

Ob Brandstiftung oder technisches Versagen: Das Inferno von Harthausen zeigt, es fehlte an Augenmaß. Die Sicherungen auf dem Areal des Gashandels reichten offensichtlich nicht aus. Auch wenn die Anlage wohl umfassend genehmigt war, war die Sicherheit der Bürger nicht gewährleistet. Und das Beispiel Niederlande zeigt: Es gibt offenbar mehr Schutztechnik als hierzulande zum Einsatz kommt.

Vielleicht wird der Gesetzgeber Lehren daraus ziehen. Das Lehrgeld - das zahlen 17 Feuerwehrleute. Und Harthausen.



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