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Sendedatum: 01.12.2014 • Format, Länge: Rep 2:37 • Sender: ARD

Jahrzehnte lang in derselben Beziehung, Sex mit demselben Partner. Doch dann stirbt der Partner oder man lässt sich scheiden. Ein neuer Partner. Sex. Weil sie es so gewohnt sind, wieder ohne Präservativ, und schon hat sich der Virus vermehrt. In der Generation 50+ sei das Thema AIDS nicht präsent, sagen Fachleute. HIV-Tests erst recht nicht.

Er gehorchte blind seinem Ego, wie Ralf Jantzen heute sagt. Die Folgen: Er malt. Und er hat AIDS im Endstadium, infiziert wahrscheinlich bei einem flüchtigen, sexuellen Abenteuer.

O-TON Ralf Jantzen, HIV-Patient: "Sie bekommen einen völlig anderen Blick auf das, was wichtig ist und das was wertvoll ist. Sie erleben mit einem Mal Dinge, denen Sie vorher nachgerannt sind, die sind nicht mehr wichtig. Die Äußerlichkeiten verlieren ihren Wert."

Ralf Jantzen ist 71. Ein Alter, das nur wenige gleich mit AIDS in Verbindung bringen. Das ist doch eher eine Krankheit der Jugend, wenn attraktive Körper noch nicht mit ihren Reizen geizen. Laut Statistik sind aber ein Drittel aller HIV-Infizierten über 50. Tendenz steigend - wegen des demografischen Wandels, aber auch wegen einer logischen Abfolge:

Scheidung oder Tod beenden eine Jahrzehnte haltende Beziehung. Dann gibt es aber einen neuen Partner. Liebe. Sex. Wozu da ein Kondom?

Die Aufklärungskampagnen richten sich in ihrer Machart vor allem an junge Menschen. Tatsächlich gelten Schüler gut aufgeklärt über die Risiken von ungeschütztem Geschlechtsverkehr.

Auch Ralf Jantzen macht diese Erfahrung, wenn er Vorträge für Schüler hält.

ATMO "HI-Viren werden übertragen durch Blut oder Sperma."

In den AIDS-Beratungsstellen hat man erkannt, dass in der Generation 50plus das Thema Schutz vor AIDS zu wenig präsent ist. Nur wie diese Generation erreichen? Neue Ideen für Aufklärung im Alter sind gefragt.

O-TON Gerhard Wermter, Aids-Hilfe Koblenz: "Wir haben es als sehr positiv erlebt dass uns Altenheime zu Informationsveranstaltungen eingeladen haben. Vom hausmeister bis zum Leiter der Einrichtung in der Informationsveranstalung auch gesessen hat. Das wird einfach zunehmend ein Thema auch in der Zukunft. Weil die Menschen werden mit HIV einfach älter und normalalt."

Auch Ralf Jantzen wird, ist er sich sicher, trotz fortgeschrittenen Krankheitsverlaufs nicht an AIDS sterben. Dank seiner Medikamente sei er sogar fast soweit, dass er nicht mehr ansteckend ist. Überraschend ist auch: Seine Generation erlebe er sehr tolerant im Umgang mit seiner Krankheit.

O-TON Ralf Jantzen, HIV-Patient: "Ältere Menschen, die wachsen mit. Auch das geht, auch das ist viel entspannter, als man sich denkt. Und die, die es nicht verstehen, das sind eh die falschen."

So glimpflich die Geschichte von Ralf Jantzen aussehen mag: Sein Glück war, dass seine Medikamente gut anschlugen. AIDS gilt immer noch als unheilbare Krankheit.