Textarchiv

Sendedatum: 18.05.2016 • Format, Länge: Rep 1:36 • Sender: ARD

Ein Bundesland scheint sich den schlechten Umfragewerten der SPD zu widersetzen. In Rheinland-Pfalz wird heute aller Voraussicht nach Malu Dreyer zur Ministerpräsidentin gewählt. Trotz zuvor anderslautender Meinungsumfragen hatte Dreyer die Landtagswahl im März deutlich gewonnen. Als einen Grund für den SPD-Erfolg nannte die Forschungsgruppe Wahlen ein "parteiübergreifendes Ansehen" Dreyers. Was also kann die SPD von ihr lernen?

Es war ein Lichtblick in eher düsteren Zeiten: SPD-Parteichef Sigmar Gabriel kann Malu Dreyer am Tag nach der Landtagswahl von Rheinland-Pfalz für ihren Sieg feiern. Zwei Monate ist das her. Vor einem Monat dann mit 19 einhalb Prozent ein neuer Umfrage-Negativ-Rekord. Die Bundes-SPD scheint von der Erfolgsfrau nicht viel gelernt zu haben. Derweil gäbe es einiges.

O-TON Jürgen Falter, Politikwissenschaftler Universität Mainz: „Dass eine bestimmte Beständigkeit, eine bestimmte Hartnäckigkeit und auch die Fähigkeit, sich im richtigen Moment zurückzunehmen durchaus sehr wichtige Aspekte in der Vertretung der eigenen Persönlichkeit nach außen sein können. Sigmar Gabriel ist ja von allem eher das Gegenteil.“

Beständigkeit in der Persönlichkeit: Malu Dreyer lebte das beispielsweise in der Flüchtlingsfrage, verfolgte stets ihre Vorstellung von Humanität und Sozialdemokratie – etwa mit einem sozial geprägten Integrationskonzept, das sie im Dezember vorstellte. Sie bleibt ihrer Linie treu – bis hin zur Unterstützung der Konkurrenzpartei in einem Fernsehduell mit der Konkurrenzpartei.

O-TON Malu Dreyer, SPD-Spitzenkandidatin Rheinland-Pfalz, 1. März: „Ich habe von Anfang an sehr, sehr deutlich gemacht: Die Kanzlerin hat einfach recht.“

O-TON Ulrich Sarcinelli, Politikwissenschaftler Universität Koblenz-Landau: „Sie hat sich loyal gegenüber der Kanzlerin gezeigt, als es auch unpopulär war. Sie hat in der Schlussphase des Wahlkampfs im Grunde genommen gezeigt, was man als Haltung, Gradlinigkeit, Glaubwürdigkeit bezeichnen kann.“

Diese, ihre Eigenschaften haben zum Erfolg in Rheinland-Pfalz geführt, wie Politikwissenschaftler sagen. Will die SPD-Bundesspitze auch wieder in der Wählergunst steigen, dann wäre Abgucken von Malu Dreyer ein erster Ansatz.