Textarchiv

Sendedatum: 29.06.2016 • Format, Länge: Rep 1:50 • Sender: ARD

Wasser ist die Grundlage jedes Wachstums. Nur zu viel des Guten ist auch wieder nichts. Denn die Unwetter mit so viel Regen in wenigen Minuten, wie er sonst in einem ganzen Monat fällt, haben Felder überflutet, die Saat vernichtet. Viele Bauern in der Pfalz beispielsweise melden: Totalausfall beim Blumenkohl. Ruccola und Zucchini, Erdbeeren und Kirschen: zu großen Teilen kaputt. Die Stimmung wird deshalb gedrückt sein beim Deutschen Bauerntag, der heute in Hannover beginnt. Die Bauern sehen sich einem Schaden in Millionenhöhe gegenüber.

ATMO „Waat, waat, waat.“

Den Bauern fehlt der feste Boden unter den Füßen. Mehr Wasser als Erde, etwa hier, in der Pfalz, dem Gemüsegarten Deutschlands. Dieser Kartoffelacker ist voll Schlamm. Es riecht faulig. Zu sehen zwar Kartoffelkraut, aber in der Erde keine Kartoffeln.

„Was man hier sieht, sind die Mutterknollen, die zurzeit am Vergammeln sind. Nachteil ist:“

O-TON Hartmut Magin, Kartoffelbauer: „Die Pflanze setzt keine Tochterknollen mehr an. Deshalb sind sie auch nicht zu ernten.“

Auch was hier so prachtvoll scheint, ist nur noch Müll: Starkregen und Hagel waren stärker. „Den fast erntereife Eichblattsalat hat es also im wahrsten Sinne des Wortes zerrupft."

O-TON Johannes Zehfuß, Kartoffel- und Gemüsebauer: "Allerdings nicht in der Salatschüssel, sondern schon auf dem Acker. Das war eigentlich nicht im Sinne des Erzeugers."

"Den Salat, den wir hier sehen, der ist zu 100 Prozent geschädigt, nicht mehr zu verkaufen.“

Ernteausfälle auch auf den Bäumen. Hängen Kirschen zu viel im Regen, platzen sie und damit die Chance auf Verkauf. Auch zuviel Wasser im zukünftigen Wein: Regen begünstigt Pilze. Doch das Gegenmittel hält ausgerechnet dem Regen nicht stand.

O-TON Holker Pfannebecker, Bio-Winzer: „Wir bringen eigentlich gegen den Falschen Mehltau nur Kupfer aus. Und Kupfer ist nur ein Oberflächenbelag. Beim nächsten Regen ist es abgewaschen.“

Vieh-Bauern brauchen Futtervorräte für den Winter, im ökologischen Landbau sogar aus der Umgebung. Doch auch das Gras fault weg. Die Folge: Heuschober bleiben ohne Heu. Sollte sich das Wetter nicht bald ändern, muss Futter zugekauft werden – in diesem Betrieb für mehr als 40.000 Euro.

O-Ton Günter Albrecht, Landwirt: „Das wäre für meinen Betrieb nicht haltbar, lieber schlachte ich die Tiere dann ab, wenn wir kein Futter haben."

Allein hier in der Vorderpfalz rechnet der Bauernverband mit einem Schaden in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro. Selbst wenn jetzt der klassische Sommer kommen würde: Die Ernte vieler Bauern: Sie ist bereits untergegangen.