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Letzte Aktualisierung: 18.4.2024

• Notärzte-Mangel: Rettende Rentner und Notärzte in Not

Sendedatum: 08.05.2017 • Format, Länge: Rep 3:35 • Sender: ARD

Auf dem platten Land einen Notartzt rufen? In Rheinland-Pfalz nur eine mäßig gute Idee. Schon lange ist Notfall-Versorgung hier ein Problem, in den vergangenen fünf Jahren wurde die Zahl der Notarzt-Standorte halbiert. In der Südpfalz geht man deshalb jetzt ungewöhnliche Wege: Die DRK-Leitstelle Landau ruft im Notfall über eine App ehrenamtliche "mobile" Retter zur Hilfe, die sich in der Nähe des Patienten aufhalten. Ein Modell für die Zukunft?

Eine Frau ist kollabiert – die Zeit drängt. Notarzt Thomas Pfeifer rast zum Einsatzort – es sind 20 Kilometer dorthin. Der Ort gehört eigentlich gar nicht zu seinem Einsatzgebiet. Aber der zuständige Notarzt ist nicht mehr verfügbar. Nach einer Viertelstunde ist Pfeifer endlich da. Schnell stellt sich heraus: In diesem Fall kann auch er nichts mehr ausrichten.

O-TON Dr. Thomas Pfeifer, Notarzt: „Die Reanimationmaßnahmen wurden fortgeführt, kurze Lagebesprechung, Vorerkrankungen, auf Wünsche der Patientin eingegangen woraufhin wir die Maßnahmen im Einvernehmen mit den Angehörigen auch beendet haben.“

Die Verstorbene hatte eine Patientenverfügung, wollte demnach nicht wiederbelebt werden. Zeitgleich ein anderer Notfall – Herzinfarkt! Doch Thomas Pfeifer kann eben nicht an beiden Orten sein.

O-TON Erwin Oberender, Rettungsassistent: "Es war jetzt für die Patientin in diesem Fall nicht lebensbedrohlich. Das kann ich aber vorher nicht wissen. Aber wenn sie ein bisschen kritischer - und ein Herzinfarkt kann jederzeit kristisch sein, gewesen wäre, dann wäre es sehr sehr heikel für sie geworden.“

Noch mal gut gegangen, aber riskant! Der Grund dafür: Spardruck. Ist beispielsweise Thomas Pfeifers Schicht zu Ende, übernehmen freiberufliche Notärzte. Doch die zu finden ist vielerorts immer schwieriger – wegen der Bezahlung. 25 € verdient ein Notarzt hier in der Stunde:

O-Ton Thomas Pfeifer, Notarzt: „Die Bezahlung ist natürlich nicht ausreichend und nicht adäquat, wenn man sieht, dass an anderen Standorten 40 Euro plus noch eine Einsatzpauschale bezahlt wird. Dass da über so viele Jahre keine Erhöhung stattgefunden hat und dass das in meinen Augen ausgesessen, weil doch irgendwie immer wieder läuft: Das ist nicht in Ordnung.“

Kein Wunder, dass es an Notärzten fehlt. So müssen alt gediente Kollegen ran wie Guido Reinery. Der ist 71 und eigentlich seit sieben Jahren im Ruhestand. Mehrmals im Monat springt er ein. Reine Ehrensache!

O-Ton Dr. Guido Reinery, Notarzt: „Wenn wir gerufen werden, brauchen Menschen uns sehr. Da kann man nicht einfach im Sessel sitzen bleiben.“

Rentner, die retten! Oder Ehrenamtliche! In Rheinland-Pfalz gibt es sogenannte Mobile Retter wie Karl-Dieter Wünstel. Er ist bei der freiwilligen Feuerwehr, engagiert sich als ehrenamtlicher Helfer. Geht aus seiner Nachbarschaft ein Notruf ein, wird er über eine spezielle App alarmiert. Jetzt muss er entscheiden, nimmt er den Einsatz an oder nicht.

O-TON Karl-Dieter Wünstel, Mobiler Retter: „Wir sind da, um zu helfen. Wenn wir nichts tun, wäre es schlimmer. Und dessen muss man sich zunächst gewiss sein. Alles, was wir tun, ist besser, als nichts zu tun.“

Die App wird hier gesteuert: Die DRK-Leitstelle im pfälzischen Landau setzt seit vergangenem Jahr auf mobile Retter. Notarztnot macht erfinderisch.

O-TON Fritz Brechtel, CDU, Landrat Kreis Germersheim: „Es ist eine Art Nachbarschaftshilfe. Das heißt: In dem Moment, wenn ein Notruf bei der Leitstelle eingeht, wird automatisch ein mobiler Retter in der Nähe informiert. Der macht Wiederbelebungsmaßnahmen, und damit kann er die Zeit
bis zum Eintreffen des Notarztes überbrücken.“

Seinen letzten Einsatz hatte Karl-Dieter Wünstel bei diesem Ehepaar. Der Mann brach auf dem Balkon zusammen. Dass ein ehrenamtlicher Retter gleich da war: für seine Frau eine wichtige Hilfe.

O-TON Margarete Akiskalyan: „Irgendwie hat er mich beruhigt. Das Dasein schon. Dass jemand da war, der das in die Hand nimmt.“

„Mobile Retter“ oder „Rettende Rentner“: kreativ, doch einen Notarzt ersetzen, das können sie nicht. Lücken in der Notfall-Versorgung werden bleiben.



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