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Corona-Impfung in Apotheken

Lizenz zum Stechen

Von heute an können Apotheken auch Corona-Schutz-Impfungen anbieten. Doch die Nachfrage ist zu niedrig, die Anforderungen zu hoch, als dass alle Apotheken mitmachen würden.

(08.02.2022) Julia Sachse wirkt gespannt. Sieben Uhr: Sie zieht die Impfstoffspritzen auf. Als eine von wenigen bietet ihre Apotheke von heute an Impfungen gegen Corona. „Ich habe mir eine Viertelstunde für jeden eingeplant. Das wird keine Massenabfertigung wie im Impfzentrum.“ Sechs Impflinge stehen diesen Morgen auf der Liste. „Sie sind alle schon geimpft, sie wollen alle den Booster.“ Wird der Ablauf so funktionieren, wie ihn sich Sachse vorgestellt hat?

Julia Sachse in ihrem frisch bezogenen Impf-Raum

Vorbei am eigentlichen Ladengeschäft der Apotheke in der Mainzer Oberstadt geht es zunächst in den Garten und dann in ein kleines Nebengebäude. Im bisherigen privaten Gästezimmer ist jetzt je nach Bedarf die Corona-Teststelle der Phönix-Apotheke oder ihr Impf-Zimmer. „Noch am Wochenende haben wir es eingerichtet, am Sonntag die Lampe aufgehängt.“ Verimpft wird der Impfstoff Comirnaty, der zufälligerweise 300 Meter weiter die Straße runter entwickelt wurde.

Die Lizenz zum Stechen

Doch bis es zum heutigen, bundesweiten Impfstart in Apotheken kam, mussten eine ganze Reihe von Voraussetzungen erfüllt werden: Zunächst absolvierten Interessierte eine Fortbildung, die auch die Ersthilfe in Notfällen umfasst. „Insgesamt haben mittlerweile gut 6.000 Apothekerinnen und Apotheker, die notwendige Schulung absolviert“, sagt Gabriele Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Apotheken, die Impfungen anbieten, sollen von nun an auf der Internetseite „mein-apothekenmanager.de“ zu finden sein. Am Morgen war die Seite zeitweise nicht erreichbar aufgrund vieler Anfragen.

Auf der Internetseite "mein-apothekenmanager.de" finden Interessierte Apotheken, die Impfungen anbieten.

Die Lizenz zum Stechen verlangt auch einen abgetrennten Impfraum, eine extra Haftpflichtversicherung und dass die Voraussetzungen an die zuständige Landesapothekerkammer gemeldet werden. Zudem gehen durchgeführte Impfungen tagesaktuell über eine Schnittstelle an die Impf-Surveillance des Robert-Koch-Instituts. Das war in den vergangenen Wochen der heikelste Punkt. Diese digitale Anbindung verzögerte den Impf-Start in Apotheken bis zuletzt. Seit 11. Januar wäre es rechtlich möglich gewesen.

Um Impfen zu dürfen, absolvierte Julia Sachse eine Fortbildung der Apotheker-Kammer.

Nicht nur die Anforderungen führen dazu, dass zunächst nur 500 von mehr als 18.000 Apotheken in Deutschland Impfen anbieten. 28 Euro bekommt eine Apotheke für eine Impfung erstattet. Eine Apothekerin, die ihren Namen nicht nennen möchte, schildert: „Wir hätten zwar einen eigenen Raum übrig, aber kein Personal. Die Leute stehen bei uns schon Schlange für Corona-Tests und digitale Impf-Zertifikate. Da können wir nicht noch Impfungen anbieten.“

Ärzteschaft kritisch

Auch Julia Sachse sieht die derzeitige Arbeitsbelastung infolge der Pandemie: „Jetzt, wo wir 30 bis 50 PCR-Tests am Tag haben, sitze ich jeden Abend bis 22, 23 Uhr, habe meine 80-Stunden-Woche und keinen Samstag, an dem ich vor 21 Uhr nach Haus komme.“ Schutzausrüstung für das Personal im Test-Zentrum der Apotheke, die Formulare für die Labor-Aufträge oder PCR-Abstrichsets: Alles muss immer wieder geordert und organisiert werden. Außerdem rufe ihre Apotheke auch die Kundschaft bei jedem Testergebnis persönlich an. „Aber es ist mir wichtig, zu zeigen, dass wir ein Berufstand sind, der mehr kann als nur eine Schublade für Medikamente aufziehen kann.“

An die Impf-Dosen ranzukommen, war für Julia Sachse das kleinste Problem.

Impfen aber geht Teilen der Ärzteschaft anscheinend zu weit. So hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) immer wieder betont, dass es eine originär ärztliche Aufgabe darstelle. „Die Corona-Pandemie bekommen wir nur gemeinsam in den Griff – und zwar jeder an seinem Platz“, erklärte stets Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Der Impfstoff reiche oft kaum für die impfenden Praxen.

„Wir können die Pandemie nur gemeinsam bekämpfen.“

„Das Impfen in den Apotheken ist mehr Symbolik, als dass es einen echten Einfluss auf die Impfkampagne hätte“, sagt der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Ulrich Weigeldt. „Die Apothekerverbände selbst rechnen eher mit einer geringen Teilnahme. Gleichzeitig impfen jede Woche zehntausende Hausärztinnen und Hausärzte. De facto wird sich also nicht viel ändern.“

Julia Sachse meldet ihre Impfungen an das Robert-Koch-Institut.

Julia Sachse möchte nicht in Konkurrenz zur Ärzteschaft treten, sondern sie entlasten: „Impfen ist Aufgabe des Arztes. Aber wenn jetzt tatsächlich noch ein vierter Booster auf uns zukommt, werden wir einfach aus dem Impfen gar nicht mehr rauskommen. Wir können die Pandemie nur gemeinsam bekämpfen.“ Dem entgegnet Weigeldt: „Der Flaschenhals war in der Vergangenheit immer der Impfstoffmangel, nicht die mangelnde Zahl an Impfstellen. Es ist nicht zielführend, wenn die begrenzte Menge Impfstoff dann auf immer mehr Impfstellen verteilt werden muss.“ Es werde für die Patientenschaft immer unübersichtlicher, wohin sie sich wenden sollen, vermutet Weigeldt.

Bratwurst-Booster

„Ich möchte diejenigen erwischen, die nicht zum Hausarzt gehen“, sagt Sachse und erinnert damit an das Ziel der Politik, tatsächlich auch ein niederschwelliges Angebot zur Impfung zu ermöglichen – beispielsweise für diejenigen, die vielleicht das volle, ansteckungsriskante Wartezimmer ihres Hausarztes scheuen. Julia Sachse spricht deshalb stolz von ihrer Idee einer Art „After-Work-Impfen“: „Freitagabend ab 18:30 Uhr. Das ist ein Angebot für die Berufstätigen, die von morgens bis abends unterwegs sind, die keine Zeit haben, ins Impfzentrum zu gehen oder einen Termin beim Hausarzt zu machen.“ Von möglichen Impfreaktionen ließe sich so passend am Wochenende ausruhen.

Das Plakat verkündet: Heute geht es los.

Die Impf-Premiere am Dienstagmorgen sei übrigens gelungen, findet Sachse. „Es war toll, es war toll!“ Als erstes impft sie eine 14 Jahre alte Schülerin. Danach nimmt ein junger Mann Platz, der trotz zweifacher Impfung im November einen Impfdurchbruch erlitten hatte. Die Impfung in der Phönix-Apotheke wünsche sich der Geschäftsmann jetzt vor allem aus einem Grund: Ohne den Booster dürfe er nicht in sein Lieblings-Bratwurstlokal.

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