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Tag der Pressefreiheit

Grundrecht unter Druck

Beschimpfungen, Verleumdungen oder Gewaltandrohungen schaden der Pressefreiheit in Deutschland. Die Journalisten kämpfen aber auch gegen wirtschaftlichen Druck. Helfen kann dabei nur ihr größter Profiteur: die Gesellschaft.

(03.05.2017) Menschenmasse, Menschenmenge oder Menschengrüppchen? Diese Frage können Fotos und Filme klären. Doch als ein Kameramann filmen will, wie viele Menschen die Veranstaltung einer rechtskonservativen Mainzer Burschenschaft besuchen, wird er von einem unscheinbar wirkenden Mann so kräftig weggestoßen, dass sein Arbeitsgerät Schaden nimmt. Und auch die Pressefreiheit.

Beschimpfung wegen Berichterstattung

Das ereignete sich zwar vor anderthalb Jahren – es war der Herbst nach der Grenzöffnung für Flüchtlinge, die Zahl der neuen Asylsuchenden ist seitdem wieder gesunken, das Mikrophon ließ sich ersetzen. Doch Vorfälle wie der beschriebene blieben: In Erfurt wird im Januar bei Dreharbeiten ein MDR-Journalist rassistisch beleidigt, attackiert und gejagt; in Göppingen wird Anfang Februar das Küchenfenster eines Journalisten eingeworfen; ebenfalls im Februar wird einem SWR-Autoren in Dresden ein Ellenbogen in die Seite gerammt – alles, weil sie berichten wollten.

Bericht erstatten auch der Grund für Beschimpfungen, Verleumdungen bis hin zu Gewaltandrohungen gegen Journalisten auf ihren Profilseiten in sozialen Netzwerken. Auch der drangsalierte Kamermann von Mainz möchte deshalb nicht seinen Namen hier stehen sehen. Obwohl er doch für eine gute Sache arbeitete: Fernsehzuschauer sollten sich dank seiner Arbeit ein eigenes Bild machen können.

42 Prozent deutscher Journalisten fühlen sich angegriffen

Laut einer Studie des Bielefelder Konfliktforschers Prof. Andreas Zick sagen zwei Drittel befragter Journalisten, dass hasserfüllte Angriffe in den vergangenen 12 Monaten deutlich gestiegen seien. 42 Prozent der Befragten seien im vergangenen Jahr selbst von Angriffen betroffen gewesen, ein Viertel mehrmalig bis regelmäßig. Die Folge: Journalisten können aufgrund der Belastung ihre Aufgabe nicht mehr uneingeschränkt erfüllen. Die Pressefreiheit: beschädigt.

Profitstreben auf Kosten der Pressefreiheit

Die Gründe dafür sind laut Fachleuten vielfältig und vielschichtig. Den umkämpften Markt sieht beispielsweise Gregor Daschmann, Publizistik-Professor an der Universität Mainz: „Die Zeit, die der durchschnittliche Bürger mit Mediennutzung verbringt, ist auf zehn Stunden am Tag gestiegen und stagniert dort.“ Doch das Mediensystem weite sich, besonders durch das Internet, immer mehr aus und ständig komme neues Angebot hinzu. „Der Publikumskuchen bleibt also gleich groß, aber immer mehr Anbieter müssen ihn sich teilen." Die Folge: Im Kampf um die Aufmerksamkeit werde der Tonfall dramatischer und emotionaler. „Mit reißerischen Schlagzeilen versucht man, den Leser, Hörer oder Zuschauer zu gewinnen und ihn von den bewährten klassischen Massenmedien hin zu neuen Angeboten zu bewegen.“

"Pluralismus der Meinungsbildung"

Viele Nutzer machen dann „alternative Informationsquellen“ oder auch Instagram, Facebook und Youtube mit ihren nicht geprüften oder gar bewusst falschen Inhalten zur Hauptinformationsquelle. Oftmals bestätige das soziale Umfeld die Nutzer in ihrer Medienwahl. Und schließlich stellten manche Nutzer mit Schlagwörtern wie „Lügenpresse“ die Instanz und Legitimation des Journalismus generell infrage, erklärt Daschmann. „Ein demokratisches System funktioniert aber ohne eine verbriefte und auch gelebte Pressefreiheit nicht. Erst die Pressefreiheit ermöglicht den Pluralismus der Meinungsbildung.“

Pressefreiheit unter Druck der Meinungsfreiheit?

Der gleichen Strategie – Journalismus unglaubwürdig wirken zu lassen – bedient sich auch mancher in der Politik. Dazu abgenickte oder gar vorgefertigte Interviews, Verbot eigener Dreharbeiten oder Drehverbote auf Parteiveranstaltungen, Schweigen trotz Auskunftspflicht oder nichtssagende, Verwirrung stiftende Statements. Statt Marktanteilen geht es hierbei um Wählerstimmen. „Es ist erschreckend, dass sich die Sprache des Populismus immer häufiger gegen das Grundrecht der Pressefreiheit richtet“, sagt der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalistenverbands, Frank Überall. Populistischen Tendenzen müsse „mit aller Entschiedenheit der Demokraten“ entgegengetreten werden. „Wenn immer mehr Politiker die Sprache des Populismus benutzen, müssen bei uns Journalisten alle Alarmsignale schrillen.“ Eine direkte Folge dieser Entwicklung sei, dass immer mehr Menschen Meinung höher gewichteten als Information. Damit gerate der Journalismus mitten in der Gesellschaft unter Druck.

Pressefreiheit braucht Unterstützer

„Die ganze Gesellschaft ist aufgerufen, gegen diejenigen aktiv zu werden, die zum Kampf gegen demokratische Grundwerte rüsten“, appelliert Überall zum heutigen Tag der Pressefreiheit. Zu diesem Aktiv-werden gehört wohl auch, Journalismus wertzuschätzen: Schnelle, aber unausgegorene Berichte werden noch zu oft mit Klicks und damit Geld belohnt. So sinkt langfristig die Qualität, dann das Vertrauen der Leser, Hörer oder Zuschauer in den Journalismus, infolgedessen die Einnahmen, dann seine Unabhängigkeit. Und damit auch die Pressefreiheit.

Der Kameramann von Mainz hätte sich übrigens auch über Unterstützung anderer Art gefreut: Als er attackiert wurde, sprangen ihm zwar Kollegen zur Seite und Polizisten nahmen eine Anzeige auf. „Weiterverfolgt wurde das aber nicht. Die Polizei meldete sich nie wieder bei mir. Auf dem Schaden blieb ich sitzen.“

http://www.tagesschau.de/ausland/pressefreiheit-111.html

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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