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Katholische Jugend auf dem Synodalen Weg

„Keine Lichtblicke mehr“

Wie die katholische Kirche aus der Vertrauenskrise kommen kann, beraten beim „Synodalen Weg“ 200 Geistliche und Laien. Daniela Ordowski, 28, ist eine von ihnen und möchte ihre deutsche katholische Kirche mit in die Zukunft führen. Wenn sie denn noch eine hat.

(05.02.2022) „Ich kann nicht die Kritik an der Kirche einfach vor der Kirchentür liegen lassen und den Gottesdienst genießen.“ Daniela Ordowski klingt enttäuscht. Wieder einmal. Und immer noch. Schon zwei Wochen ist es her, dass ein Gutachten zu Fällen von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche veröffentlicht wurde. Wieder einmal zeigte es, dass sich Spitzen der katholischen Kirche mit Vorwürfen und Vorfällen immer noch nicht angemessen befassen.

Denn nach Ansicht vieler Fachleute überführte das aktuellste der Gutachten, jenes zum Erzbistum München und Freising, sogar den emeritierten Papst Benedikt der Lüge. „Dass selbst er gelogen hat und das jetzt quasi bis zum Ende nicht zugeben wollte, dass es ihm nachgewiesen wurde: Da ist es natürlich schwer, in den zu Gottesdienst gehen und einfach so zu tun, als hätte das auf einmal hier nichts zu suchen.“

Das sagt Daniela Ordowski und sie ist nicht irgendwer: Als Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) vertritt sie 70.000 Mitglieder, somit einen der größten Jugendverbände Deutschlands. Und einen Verband, der seine Nähe zur katholischen Kirche im Namen trägt. Das zeigt die Kluft zwischen der Jugend in der katholischen Kirche und deren Amtsträgern und hauptamtlichen Führungskräften, der so genannten Amtskirche.

Kluft zwischen Kirche und katholischer Jugend

Diese Kluft hat sich Ordowski vergangenes Jahr besonders deutlich gezeigt, als der Vatikan die in Deutschland geforderte Einführung von Segnungsfeiern für homosexuelle Paare untersagte: „Das hat vielen jungen Menschen noch einmal gezeigt: ‚Das sind Werte, die ich in meinem Leben total hoch halte, aber meine Kirche sieht sie ganz anders.‘“
In der Folge habe die 28 Jahre alte Mainzerin E-Mails von sehr jungen Menschen erhalten. Sie fragten, ob sie denn noch Teil der Katholischen Landjugendbewegung bleiben könnten, auch wenn sie aus der Kirche austräten. „Das ist natürlich ganz schlimm, wenn junge Leute sich schon eine ganze Weile für diese Kirche immer wieder rechtfertigen müssen und vielleicht doch irgendwann der Punkt kommt, an dem sie sagen: ‚Ich nehme diese Kirche auch einfach nicht mehr in Schutz.‘“

Immer weniger vertrauenswürdige Hirten

Vergrault die katholische Kirche ihren jungen Gläubigen? „Das ist in erster Linie keine kirchenrechtliche Frage“, erklärt Professor Dr. Matthias Pulte, Kirchenrechtler an der Universität Mainz. „Sie hat aber kirchenrechtliche Implikationen.“ Zwischen 14 und 17 Jahren setzten sich junge Menschen in Vorbereitung auf die Firmung mit ihrem persönlichen Glauben in der konkreten Form der Sozialgestalt der Kirche auseinander. „Sie sollen sowohl ihre individuelle Beziehung zu Gott als auch ihr Katholisch-sein in der Kirche mit der Firmung bejahen. Wenn nun die geweihten Amtsträger in der Kirche immer weniger als vertrauenswürdige Hirten und glaubwürdige Verkünder des Evangeliums wahrgenommen werden, wie ihnen das vom Kirchenrecht aufgetragen ist, fällt es schwer anzunehmen, dass junge Menschen, die Orientierung suchen, sich an diesen Autoritäten weiter ausrichten.“

Reformfähig für die Zukunft

Mit dieser Bürde nimmt Ordowski nun an der dritten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt am Main teil. Beim Synodalen Weg – im Herbst 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken ins Leben gerufen – sollen Geistliche und Laien gemeinsam beraten, wie die katholische Kirche aus der Vertrauenskrise kommen kann. Diesen Reformprozess begleitet Ordowski als eine von 15 Synodalen, die jünger als 30 Jahre alt sind. Ihre Gruppengröße: gering im Vergleich zu 69 Bischöfen und 27 Priesterräten.

„Jetzt werden das erste Mal wirklich Entscheidungen getroffen“, zeigt sich die Politologin Ordowski gespannt. Dabei gehe es etwa um die Grundordnung des kirchlichen Dienstes. Sie schreibt der kirchlichen Laienmitarbeiterschaft unter anderem vor, wie sie ihre Sexualität zu leben hat. „Sexualität ist eine Sünde; Homosexuelle müssen in Keuschheit leben, kirchliche Ämter bleiben ihnen verschlossen; Homosexualität ist eine Krankheit, Konversionstherapien durch die Kirche eigentlich noch erlaubt“, zählt Ordowski auf. „Das sind Dinge, die jetzt in den Texten stehen, die geändert werden müssen. Und ich glaube, das sind die Grundpfeiler, die für uns als Jugend jetzt wichtig sind.“

Aber ist die katholische Kirche derart reformfähig? Nur, wenn ihre Amtsträger bereit seien, den allenthalben erkennbaren Reformstau umzusetzen, ist sich der Kirchenrechtler Pulte sicher: Reformfähig sei, wer sich im Rahmen des jetzt auch schon Möglichen wirklich beraten lasse und die Ergebnisse entsprechend umsetze.

Auch in Rom seien Reformen überfällig, Papst Franziskus habe das mehrfach betont, es mangele allerdings seit bald neun Jahren an der konkreten Umsetzung, erklärt Pulte und führt als Beispiel die Reform der Römischen Kurie an. „Solange die Kirche in Reaktivität verharrt und nicht proaktiv auf die Anliegen der Zeit eingeht, die von der Jugend schon heute zur Sprache gebracht werden, bleibt es bei einem weiteren Autoritäts- und Glaubwürdigkeitsverlust der gesamten Institution Kirche.“

"Es gibt natürlich rote Linien"

Dass der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann kurz vor der Frankfurter Versammlung in einem Zeitungsinterview (https://www.rheinpfalz.de/politik_artikel,-bischof-segnung-homosexueller-paare-kann-ich-mir-vorstellen-_arid,5310394.html) sagt, er könne sich vorstellen, homosexuelle Paare zu segnen; oder dass der Münchner Kardinal Marx erwägt, Priestern die Heirat zu ermöglichen (https://www.sueddeutsche.de/politik/kardinal-marx-interview-zoelibat-kirche-missbrauch-frauen-1.5520606) – beides lässt Ordowski keine neue Hoffnung schöpfen: „Ich sehe in diesen Worten schon lange keine Lichtblicke mehr. Ich möchte, dass die Bischöfe auch endlich zeigen, dass sie hinter ihren Worten stehen und mit diesem Votum auch nach Rom gehen.“

Grundsätzlich sei der Jugend in der katholischen Kirche wichtig, dass der Synodale Weg gelingt. „Aber es gibt natürlich rote Linien, bei denen wir sagen: Die können wir nicht überschreiten.“ Homosexualität als Krankheit zu verstehen sei eine davon: „Dann kann dieser Synodale Weg nicht gelingen. Dann ist es wichtiger, dass dieser Synodale Weg krachend an die Wand fährt.“

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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