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70 Architektur-Fans ziehen durchs Schlafzimmer

Architektenkammer zeigte zum Tag der Architektur vier Musterbeispiele moderner Baukunst

(25.06.2007) Remchingen/Tiefenbronn (jaso). Weltbankchef Paul Wolfowitz zog sich den Spott der Welt zu, als er für einen Moschee-Besuch die Schuhe ausziehen musste: Die Zehen blinkten weiß aus den schwarzen Socken hervor. Manche der rund 70 Architektur-Fans erinnerten sich wohl daran, als sie am Samstag gemeinsam die Schuhe ausziehen mussten. Denn bei der diesjährigen Architektur-Rundfahrt der Architektenkammer ging es zuerst in ein Wilferdinger Privathaus. Da gebührt der Anstand, die Schuhe auszuziehen.

„Moderne trifft Erbe“ lautet das Motto des Tags der Architektur dieses Jahr. Bundesweit veranstalten die Architektenkammern dazu Informationsveranstaltungen. In Baden-Württemberg findet der Architektur-Tag zum 12. Mal statt. Ziel ist es, die Bevölkerung für modernes Bauen, Sanieren und Umbauen zu interessieren und zu begeistern. „Wir möchten Ihren Blick schärfen,“ erklärt Kammervorsitzender Jochen Abraham im Reisebus auf dem Weg zum ersten Schauobjekt, dem Einfamilienhaus von Gertrud und Markus Finkbeiner.

STRENG UND GRADLINIG: Das "pure Haus" der Familie Finkbeiner.


Ernst steht es da: Dunkel die Fassade, darauf streng und gradlinig Latten aus Lärchenholz. Sie fixieren die Dachpappe, die sich über den Giebel hinweg die Hauswände hinunter zieht. Kostengünstig durch einfache, wenige Materialien. „Es ist ein pures Haus,“ erklärt Architekt Guido Böhning vor dem kollektiven Schuheausziehen in der Garage des Hauses. Dann wird die Neugier befriedigt, die in vielen Menschen schlummert: Wie leben die Leute, die in so einem Haus wohnen? Wie sieht es hinter der Fassade aus? 70 wildfremde Menschen ziehen die Treppe hoch durchs Wohnzimmer über das Schlafzimmer ins Bad von Gertrud Finkbeiner. Dort lobt sie eine der Besucherinnen: „Das ist aber eine tolle Art, die Wand zu streichen!“ Finkbeiner erwidert: „Ja, das ist ein spezieller Acryllack.“ Eine andere reckt den Kopf zum nicht zu öffnenden Dachfenster: „Was tun, wenn da ein Vogel drauf macht?“ Finkbeiner bleibt cool: „Das Glas ist speziell beschichtet. Wenn es regnet, ist der Schmutz weg.“ „Ist da oben drüber der Speicher?“ „Ja.“ „Was lagern Sie da?“ „Alles, was man nur einmal im Jahr braucht: Weihnachtskugeln zum Beispiel.“ Nach 20 Minuten zieht der Tross wieder von dannen.

NEUGIERDE BEFRIEDIGEN: Wie leben die Menschen hinter der Fassade?


Es geht nach Büchenbronn. Dort begehrt die Gruppe Einlass in ein Haus von 1963, das modernisiert wurde. Die integrierte Doppelgarage wurde nach draußen verlegt. Wo früher Autos standen ist jetzt eine kleine Praxis. Vor deren großen Fenstern liegt ein kleiner Kieshof. Die Steinchen sind weiß und füllen drei kleine Terrassen, kein einziges Unkraut sprießt dazwischen hervor. „Die Gestaltung des Umbaus nimmt Rücksicht auf die unauffällige Architektur des 60er-Jahre-Gebäudes,“ erklärt Hausbesitzer und Architekt Bernd Wensch. Die Besucher spielen noch ein bisschen mit den kleinen Klappfenstern, zupfen an den Vorhängen, befühlen die verzinkte Pergola, streichen über die Regalwand aus Ahornholz und steigen wieder in den Bus.

BLICK VON DER GALERIE: Durch Aufstocken entstand in diesem Tiefenbronner Haus Platz für ein Büro.


Station 3: Ein aufgestocktes Wohn- und Bürohaus in Tiefenbronn. Während im Erdgeschoss die schwarz-weiß-getupften Treppenstufen an vergangene Architektur-Mode erinnern, ist man im ersten Stock im Hier und Heute: Große Balken aus sibirischer Lärche tragen mannsgroße Dünnschicht-Photovoltaik-Fensterscheiben. Sie bilden Front und die Südseite des Daches. Hauchdünne Solarzellen sind im Glas laminiert. Das ergibt ein lichtdurchlässiges und gleichzeitig stromerzeugendes Netz. Darunter ein modernes und repräsentatives Büro mit Galerie.

DEN DURCHBLICK erhielten die Architektur-Fans in der Zehntscheune Heimsheim.


Die Schaustücke der Architektur-Rundfahrt komplettierte die Zehntscheune in Heimsheim. Seit gut einem Jahr ist hier die Bücherei untergebracht. Überall kommt das alte Holzgebälk zum Vorschein. Nur wenn es hell aussieht, ist es neues Holz. „Es sieht alles so aus wie früher,“ erklärt Architekt Manfred Aichele, „auch wenn graphitbespritzte Tore und Türen aus Stahl und Aluminium eingebaut wurden.“ Perfekt angepasst wirkt auch die neue Rundtreppe, auf der man glaubt in den Himmel steigen zu können: Ist man oben angekommen, blickt man auf ein helles Transparent. Es lässt vergessen, dass noch zwei weitere Stockwerke darüber sind. Viele der Reisegruppe halten es für ein Dachlicht. Aichele wollte mit diesem Effekt noch mehr spielen: „Hätte das Budget gereicht, wir hätten mit Hilfe einer Installation noch Wolken vorbeiziehen lassen können.“

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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