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Grandiose One-Woman-Show

Chanteuse Annette Postel im Osterfeld

(03.01.2000) Otto, Benjamin, Leo, August, Hans, Franz und viele andere Männer besang Annette Po­stel am Donnerstagabend im Studio des Kul­turhauses Osterfeld. "Champus violett" hieß die Revue mit spritzigen Chansons der per­ligen zwanziger Jahre. Doch die Musik, und noch vielmehr die Texte, gehörten nicht zum alten Eisen, denn wie Postel den rund 40 Zuschauern zu denken gab: "Die Zwanziger sind lange vorbei. Aber sie kommen bald wieder."

Kai Raabe ("Kein Schwein ruft mich an") hat diese besondere Musik wieder modern gemacht. Aber Annette Postel schwimmt nicht mit auf dieser Welle. Denn bei ihr hat es mit der Liebe zu den Berliner Revuen schon im Alter von drei Jahren angefangen. Ihr Opa sammelte die alten Platten, spielte sie ihr vor. Sie wurde, wie sie sagt, "fast schon pre-natal" von der Musik mit Einflüs­sen von Jazz, Charleston, Brettl geprägt. Ob die Kunstform Chanson überleben wird? "Der Chanson wird überleben, weil er sich aus der kabarettistischen und klassichen Musik speist, und wenn er interessant gemacht ist - aus Unterhaltung im besten Sinne." Und der Nachwuchs sei da.

Hoffentlich, denn sonst würden solch amü­sante Abende verloren gehen. Für ihre Show arbeitete sich Postel durch 500 Lieder. "Ins Programm aufgenommen wurden jene, de­ren Texte und Musik schön und zweideutig sind. Außerdem gibt es vier eigene Texte." Dabei zeigt sich immer das tolle Talent der 31-jährigen. Die Diplom-Sängerin und Mozartteum-Studentin konnte bei mehreren bedeutenden Wettbewerben Preise absahnen, zuletzt im Februar den Lotte-Lenya-Preis.

Auch in Pforzheim begeisterte der pfälzi­sche Blondschopf das Publikum. In sekunden-schnelle tauchte sie von der einen Gefühls-lage in die nächste. Dramatisch, legére, selbstbewusst, unglücklich, emphatisch, witzig. "Daheim bin ich, glaube ich, genau­so temperamentvoll." Das Mauerblümchen mu­tierte zum Vamp; die den Kummer ertränkende Dame zur rassigen Ungarin ("Denk ich an Gu­lasch in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht."); die glamuröse Diva wurde zur den Pianisten entstaubenden Putzfrau - immer mit ganz wenig Requisite. Die wurde dann von ihrem befrackten Buttler alias Wolfram Drees eingerichtet, der bei fast jedem Auftritt allein mit seiner eisernen Containance, ohne eine Miene zu verziehen, zu beeindrucken vermochte.

Zweimal hielt es die Chanteuse aber nicht mehr auf der für ihr Talent viel zu kleinen Bühne. Sie sang das Lied von Monte Fideo, als das Licht im Publikumsraum angeknipst wurde, der grandiose Pianist Joe Völker sich erinnernd, was nun kommt, laut lachte, Postel den sehr, sehr lichten Haarwuchs ei­nes Zuhörers zum Thema ihrer liedhaften Ausführungen machte und sich ihm als Ent­schuldigung ums Kinn schmeichelnd auf den Schoß setzte. Ihr Kommentar zur nackten Kopfhaut: "Oh Du lieber Augustin, alles ist hin."

Die ab und an frivolen Texte schockieren auch nicht das ältere Publikum. "Sie waren ja auch mal jung und denken, was die vor uns gemacht heben, das dürfen wir schon lange. Es sind die Kinder der 20er." Manche Besucher durchforsten den Speicher sogar nach Kleidern der goldenen Zeit und schicken der Künstlerin Fanpost. "Oder ich werde von Gästen auf deren 60. Geburtstag als Galagast ein­geladen." Für den, dessen 60. in weiter Ferne liegt: Heute Abend ist diese One-Wo­man-Show wieder zu sehen, um 20 Uhr 30 im Kulturhaus Osterfeld.jaso.

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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