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Labore finden vermehrt Omikron-Variante

"Wir haben die 50 Prozent geknackt"

Eines der größten medizinischen Labore in Deutschland meldet einen neuen Omikron-Höchstwert: In mehr als der Hälfte der Proben ließ sich die Virus-Variante nachweisen – mit Hilfe von Sequenzierung. Doch nur fünf Prozent aller Positivproben werden in Deutschland sequenziert, so sieht es der Gesetzgeber vor. Reicht das?

(04.01.2022) Wenn Geschäftsführer Oliver Harzer durch die Halle seiner Arbeitsstelle geht, sieht er Menschen und Maschinen sprichwörtlich am Limit. Denn hier, am Hauptsitz des Laborverbunds „Bioscientia“ im rheinland-pfälzischen Ingelheim am Rhein, werden 7000 Proben angeliefert. Am Tag. Die Arbeitszeiten wurden ausgeweitet, mittlerweile herrscht Dauerbetrieb.

Und mittlerweile finden sich in immer mehr Proben Omikron: "Wir waren vor Weihnachten noch im einstelligen Bereich, was den Anteil Omikron im Vergleich zur Delta-Variante anging. Dann ging es zwischen Weihnachten und Neujahr in den zweistelligen Bereich", erklärt Harzer. "Jetzt haben wir uns in den hohen zweistelligen Bereich bewegt und haben die 50 Prozent schon in der vergangenen Woche geknackt." Nächste Woche könnte Delta vielleicht vollkommen verdrängt sein.

Zwar könne Harzer das nur über den Südwesten Deutschlands gesichert sagen, weil die Proben hier vor allem aus Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen stammen. Es ist aber deutlich erkennbar: "Wir sehen das, was wir in den anderen Ländern gesehen haben, dass da eine fulminante, sehr schnelle Entwicklung kommt und dass Omikron das Delta-Virus auch relativ schnell verdrängt. Das können wir jetzt auch ganz gut sagen."

Dass die Variante Omikron überhaupt festgestellt werden kann, ermöglicht die sogenannte "Sequenzierung" des Erbguts des Corona-Virus in vorliegenden Proben. Ein Automat liest über 30 Stunden hinweg die Virus-DNS der Proben durch wie ein Buch und fasst seinen Inhalt lesbar zusammen. Erst nach Analyse dieses Inhalts ist klar, ob eine Omikron-Variante vorliegt oder nicht. Rund 200 Euro kostet eine solche Untersuchung.

"Sequenzieren ist wichtig, weil sich so viel früher Varianten erkennen lassen wie zuletzt Omikron", erklärt Bodo Plachter, Virologe an der Universitätsmedizin Mainz. So könne frühzeitig auf Varianten reagiert und Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. "So lässt sich die Pandemie besser in den Griff bekommen."

Doch gemäß der Surveillance-Verordnung des Bundes werden bei der derzeitigen Infektionslage nur fünf Prozent aller positiven Proben einer Sequenzierung unterzogen. Andere Länder wie Großbritannien oder Dänemark sequenzieren deutlich mehr. Quanität führe hierbei nicht unbedingt zu mehr Qualität, lässt sich Plachters Einschätzung zusammenfassen: "Die Anteile bei uns sind in Ordnung." Beispielsweise in Südafrika – hier wurde Omikron zuerst nachgewiesen – liege der Sequenzierungsanteil viel niedriger. "Und trotzdem ist es gelungen, sehr frühzeitig Omikron zu detektieren. Das breite Sequenzieren würde in der Regel nicht mehr Informationen liefern."

Anders sähe es aus, wenn verdächtige Ausbrüche hierzulande aufträten. Dann müsse gezielt sequenziert werden, um zu erkennen, wie sich eine Variante verhält. „Wir müssen schauen, ob die Ressourcen überhaupt vorhanden sind. Denn Sequenzieren ist ein relativ aufwändiges Verfahren, das nicht wirklich ganz schnell und ohne Probleme überall durchzuführen ist, sondern wir müssen diese Ressourcen wirklich bündeln und gezielt einsetzen.“

Sollte eine neue Virusvariante oder -mutante auftauchen, könnten Ressourcen auch für Oliver Harzer der Knackpunkt sein: „Wir können dieses Jahr doppelt so viele PCR-Tests machen wie zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Aber es braucht für die ganzen Geräte auch Personal. Wir weiten auch die Arbeitszeiten immer mehr aus und das führt zu Personalbedarf.“

Dutzende Stellenanzeigen für Medizinisch-Technische Assistenten sind geschaltet. „Wir haben immer Bedarf an MTAs, das ist ein generelles Thema. Und im Rahmen der Corona-Pandemie hat sich die Lage noch mal zugespitzt. Wir müssen die ganzen Aufträge, die ins Labor kommen, aber auch erfassen. Wir brauchen also auch Daten-Typisten. Das ist meistens auch medizinisches Fachpersonal.“ Außerdem helfen zahlreiche Biologie- und Chemiestudierende aus.

Trotzdem sehen sich diejenigen, die hier bei Bioscientia in Ingelheim am Rhein seit nunmehr zwei Jahren unter Corona arbeiten, am Limit. Liss Lamoth beispielsweise, die seit mehr als 40 Jahren bei Bioscientia arbeitet: "Es ist die Hölle hier los. Wir arbeiten sieben Tage die Woche. Auch die Feiertage haben wir durchgearbeitet. So etwas habe ich noch nicht hier erlebt." Und Sorge bereite ihr die fehlende Perspektive eines Endes der Corona-Krise: "Wir wissen ja nicht, was im Herbst wieder auf uns zukommt."

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Letzte Aktualisierung: 28.3.2024

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